Fragen und Antworten: Was geschah in Magdeburg?

Normalerweise sollte genau dort, wo ein Attentäter auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt gefahren ist, ein Polizei-Bulli stehen. Und den Weg versperren. Warum er nicht dort war, bleibt unklar. Was ist bisher zu Magdeburg bekannt?
Titelbild
Vor der Johanniskirche, einer provisorischen Gedenkstätte in der Nähe des Anschlags auf einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Die Zahl der Todesopfer stieg nach dem Anschlag am 20. Dezember 2024 auf 5, die Zahl der Verletzten auf über 200, so Regierungspräsident Reiner Haseloff.Foto: John MacDougall/AFP via Getty Images
Epoch Times22. Dezember 2024

Vier Tage vor Heiligabend hat ein Anschlag mit fünf Toten und vielen Verletzten auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg Deutschland erschüttert. Das Motiv des mutmaßlichen Täters, der mit einem Auto in die Menschen raste, passt nicht in übliche Muster. Ein Überblick über die bisher bekannten Hintergründe:

Was passierte am Freitagabend?

Um 19:02 Uhr fuhr der Tatverdächtige mit seinem Wagen nach Polizeiangaben zunächst langsam in einen Flucht- und Rettungsweg in Richtung Alter Markt, wo sich der Weihnachtmarkt befindet.

Zur gleichen Zeit ging im Lagezentrum der Polizei der erste Notruf ein. Er erhöhte das Tempo und verletzte die ersten Passanten. Dann bog er ab, fuhr weiter Richtung Rathaus, machte einen Schlenker und erhöhte demnach auf gerader Strecke erheblich die Geschwindigkeit.

Der Täter fuhr nach Polizeiangaben mit seinem Auto „mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt“. Letztlich stand er wieder an der Kreuzung, wo der Anschlag begann.

Dort wurde der mutmaßliche Täter von Beamten gestoppt und festgenommen. Der Direktor der Polizeidirektion Magdeburg, Tom-Oliver Langhans, sprach von einem „Zeitfenster von rund drei Minuten“. Bei dem Tatfahrzeug soll es sich um einen Leihwagen mit Münchner Kennzeichen gehandelt haben.

Wie erfolgte die Festnahme?

Auf in mehreren Medien verbreiteten Videoaufnahmen ist zu sehen, wie ein Polizist mit vorgehaltener Waffe ruft: „Leg dich hin, die Hände auf den Rücken“.

Einen kurzen Moment später kommen weitere Einsatzkräfte hinzu und umstellen den am Boden liegenden Verdächtigen. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus.

Magdeburgs Beigeordneter für Personal, Bürgerdienste und Ordnung, Ronni Krug, während einer Pressekonferenz am 21. Dezember 2024 in Magdeburg. Die Polizei nahm einen Mann fest, bei dem Angreifer, der als Taleb A. identifiziert wurde, soll es sich um einen saudischen Staatsbürger handeln. Foto: Omer Messinger/Getty Images

Wie viele Opfer gibt es?

Die Behörden sprachen bis Sonntag von mindestens fünf Toten und mehr als 200 Verletzten, 41 davon waren schwer und teils schwerst verletzt.

Zu den Todesopfern zählten vier Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren und ein neunjähriges Kind. Die Verletzten wurden nach Angaben der Stadtverwaltung in 15 Kliniken auch außerhalb Magdeburgs, etwa in Brandenburg, behandelt.

Gab es Probleme mit dem Sicherheitskonzept?

Der Attentäter konnte offenkundig ohne Hindernis das Gelände des beliebten Weihnachtsmarkts mit seinem Auto erreichen. Die deutschlandweit üblich gewordenen Poller als Schutz vor Amokfahrten mit einem Lkw oder Auto fehlten an der von ihm gewählten Zufahrt.

Die Stadt Magdeburg begründete dies damit, dass der Weg als Rettungsgasse für Krankenwagen und Feuerwehren bei Notfällen vorgesehen war.

Der für öffentliche Ordnung zuständige Beigeordnete Ronni Krug sagte, vor Ort habe sich ein Polizei-Bulli befunden, der üblicherweise solche Wege versperrt. Warum das zur Zeit des Anschlags nicht der Fall war, ist unklar.

Was ist bisher über den mutmaßlichen Täter bekannt?

Es handelt sich um einen seit 2006 in Deutschland lebenden Arzt aus Saudi-Arabien. Taleb A. soll Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sein. Der 50-Jährige hat einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Er lebte zuletzt in Bernburg im Salzlandkreis und arbeitete als Arzt.

A. kam am 5. November 1974 zur Welt. Er ist Schiite und stammt aus dem Osten des Landes. In seinem Heimatland studierte er Psychologie, bevor er nach Deutschland ging. Dorthin kam er, weil er sich angeblich vom Islam lossagte und seither verfolgt fühlte.

Was ist über das Motiv bekannt?

Den Ermittlern gegenüber gab A. „Unzufriedenheit mit dem Umgang mit saudiarabischen Flüchtlingen in Deutschland“ an.

Interviews und Onlineaktivitäten zeichnen von A. das Bild eines Mannes, der sich als vehementer Islam-Kritiker gibt, die deutschen Polizeibehörden zunehmend verachtete. In den vergangenen Jahren fiel A. in den sozialen Medien vor allem auch durch verschwörungstheoretische Äußerungen auf.

Die saudiarabische Botschaft warnte deutsche Behörden vor A.. Vor etwa einem Jahr plante die Polizei nach einer Strafanzeige eine sogenannte Gefährderansprache, dazu kam es offenbar nicht. Laut Staatsanwaltschaft befand sich A. „nicht im Fokus“ der Ermittler als möglicher Gewalttäter. (afp/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion