Forschungsprojekt „6G Health“ an Leipziger Uni-Klinik gestartet

In Deutschland ist der Ausbau des Mobilfunknetzwerks der 5. Generation (5G) noch lange nicht abgeschlossen, schon richtet eine Forschergruppe bereits ihre Aufmerksamkeit auf den Nachfolgestandard. Zehn Millionen Euro steuert das Bundesforschungsinstitut bei.
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So könnte es aussehen: Chirurgen in einem Hightech-Operationssaal.Foto: iStock
Epoch Times8. Februar 2023

Am Universitätsklinikum Leipzig sollen in den kommenden drei Jahren bis Oktober 2025 die neuen Möglichkeiten des künftigen Mobilfunkstandards 6G im Gesundheitswesen ausgelotet werden. An dem Forschungsprojekt „6G Health“ sind neben Vodafone und dem Universitätskrankenhaus Charité Berlin 17 weitere Partner aus Industrie, Forschung und Medizin beteiligt, wie der Telekommunikationsbetreiber am Mittwoch (8. Februar) in Leipzig mitteilte. Das Bundesforschungsministerium fördert das 12,87 Millionen Euro schwere Projekt mit 75 Prozent, rund zehn Millionen Euro.

Der Hauptunterschied zwischen 5G und 6G ist die Geschwindigkeit der Datenübertragung. 5G-Netze können Spitzenwerte von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde erreichen. In 6G-Netzen sollen dagegen Geschwindigkeiten von bis zu 400 Gigabit pro Sekunde möglich sein.

Enorme Verbesserungen sollen sich auch bei den Datenlaufzeiten ergeben, die bereits beim Übergang von 4G (LTE) auf 5G stark auf ein bis zwei Millisekunden verkürzt wurden. In den 6G-Netzwerken sollen die Verzögerungen dann nur noch wenige Mikrosekunden betragen. Außerdem sollen 6G-Netze energieeffizienter sein, was zum einen die Akkulaufzeit der Mobilgeräte verlängert, aber auch den Strombedarf der Mobilfunkstationen reduziert.

Vitaldaten in Echtzeit übertragen

In dem Forschungsprojekt „6G Health“ sollen Anwendungen aus drei Innovationsfeldern erkundet werden. Zum einen sollen Biosignale wie Blutdruck, Körpertemperatur, Atemfrequenz und andere Vitaldaten des Patienten erfasst und in Echtzeit übertragen und verarbeitet werden.

Im zweiten Feld soll erforscht werden, wie Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte zukünftig von neuen Formen der Zusammenarbeit profitieren können – zum Beispiel durch Anwendungen aus dem Umfeld der erweiterten Realität oder Telemedizin. Denkbar wäre, dass sich Ärzte beispielsweise vor Operationen dreidimensionale Darstellungen der Organe zur Vorbereitung ansehen oder bei chirurgischen Eingriffen Spezialisten dazu holen.

Im dritten Forschungsfeld geht es um die Vernetzung medizinischer Geräte und die Kommunikationsinfrastruktur für das zukünftige smarte Krankenhaus.

Mit der Erforschung des Mobilfunks der sechsten Generation beschäftigen sich zahlreiche Telekommunikationsunternehmen. Die Deutsche Telekom leitet beispielsweise zwei Forschungsvorhaben des Bundesforschungsministeriums. Dabei geht es unter anderem um die Netzarchitektur für 6G und die Herausforderung, wie Satelliten- und Bodenstationen aufeinander abgestimmt werden können.

Impulse kommen aber auch von Herstellern von Mobilfunktechnik: Der schwedische Anbieter Ericsson hat sich in einem Forschungsprojekt unter anderem mit der Universität Stuttgart zusammengeschlossen. Dabei geht es um die Frage, wie in einem 6G-Netzwerk eine vorhersagbare Qualität von Verbindungen zwischen Nutzern, Prozessen und digitalen Abbildungen in der Cyberwelt garantiert werden kann.

Auslöser: Demografischer Wandel

Das Bundesforschungsinstitut begründet die Notwendigkeit für die Errichtung einer innovativen 6G-Infrastruktur im Medizinbereich mit dem demografischen Wandel. Insbesondere räumlich abgelegene Regionen stünden bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung vor großen Herausforderungen. Zukünftig würden „voraussichtlich noch weniger medizinische Fachkräfte für die Versorgung einzelner Patientinnen und Patienten verfügbar sein“, heißt es auf der Website des Ministeriums.

Um die Gesundheitsversorgung dennoch zukunftssicher zu gestalten, müsse ihre Effizienz deutlich gesteigert werden. Hier sieht das Ministerium bei der Entwicklung von 6G großes Potenzial. Durch den Einsatz moderner Kommunikationskonzepte und künstlicher Intelligenz könnten beispielsweise das Monitoring effizienter gestaltet und Patientendaten „schnell und sicher“ übertragen und verarbeitet werden.

Wie das Ministerium mitteilt, können 6G-Technologien in der Medizin entscheidend zur Steigerung der Lebensqualität sowie zur Entlastung des Gesundheitssektors beitragen. „Die Medizintechnik stellt einen wichtigen Zukunftsmarkt und Innovationstreiber dar“, heißt es weiter. Das Projekt sei geeignet, „die technologische Souveränität von Deutschland und Europa“ in diesem Bereich zu unterstützen. (dpa/sua)



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