Flüchtiger Amri saß am Steuer des Anschlagslastwagens
Der flüchtige Terrorverdächtige Anis Amri saß nach Erkenntnissen der Ermittler am Steuer des Lastwagens, der in die Menschenmenge auf dem Berliner Weihnachtsmarkt raste. „Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand gehen wir daher davon aus, dass Anis Amri den Lkw gesteuert hat“, sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft am Donnerstagabend in Karlsruhe. Die Fahndung nach dem Tunesier blieb bislang jedoch ohne Erfolg.
Nach dem als islamistischer „Gefährder“ bekannten Amri wird mit Hochdruck international gefahndet. Die Ermittler kamen auf seine Spur, als sie am Dienstag im Fahrerhaus des Lkw ein Portemonnaie mit seinem Ausweis fanden. Inzwischen sicherten die Kriminaltechniker auch Fingerabdrücke des 24-Jährigen unter anderem im Führerhaus und an der Fahrertür des Lastwagens, der am Montagabend in den Weihnachtsmarkt im Herzen Berlins gesteuert wurde.
Aufgrund der Beweise erließ die Bundesanwaltschaft Haftbefehl gegen den Gesuchten. Amri sei „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ der Täter, sagte auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière, nachdem er sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) und Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) beim Bundeskriminalamt in Berlin über den Stand der Ermittlungen informiert hatte. Neben den Fingerabdrücken gebe es „andere, zusätzliche Hinweise, die das nahelegen“, fügte der Innenminister hinzu, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Die Fahndung nach Amri bleib am Donnerstag jedoch erfolglos. Die Ermittler durchsuchten in Nordrhein-Westfalen und Berlin verschiedene Orte, an denen sich Amri früher aufgehalten haben soll. Aufgrund eines Hinweises wurde auch ein Reisebus in Heilbronn kontrolliert. „Festnahmen sind bislang nicht erfolgt“, sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft.
Merkel begrüßte die Reaktion der Bürger auf den Anschlag mit zwölf Toten und fast 50 Verletzten. „Ich bin in den letzten Tagen sehr stolz gewesen, wie besonnen die Menschen, die große Zahl der Menschen auf diese Situation reagiert“, sagte sie. Merkel äußerte sich überzeugt, dass „wir auch der Lage sein werden, unser freies Miteinander, unser gutes und offenes Leben in der Gesellschaft auch beizubehalten“.
Merkel, de Maizière und Maas lobten nach ihrem Besuch beim BKA die Arbeit der Ermittler. Die beiden Minister kündigten auch an, dass über „Konsequenzen“ aus den Vorkommnissen später zu reden sei.
Eine bereits im Sommer geplante Abschiebung des Tunesiers scheiterte unter anderem daran, dass die Behörden seines Heimatlandes Amri nicht als tunesischen Staatsbürger anerkannten. Der mutmaßliche Täter war von den deutschen Sicherheitsbehörden zudem als islamistischer „Gefährder“ eingestuft worden und hatte zeitweise unter Beobachtung gestanden. Daher gibt es auch Kritik daran, dass er gleichwohl sich frei bewegen und seine Anschlagspläne umsetzen konnte.
Dem „Spiegel“ zufolge bot sich Amri bereits vor Monaten als Selbstmordattentäter an. Das Magazin beruft sich auf die Auswertung der Telefonüberwachung sogenannter „Hassprediger“. Allerdings seien die Äußerungen Amris so verklausuliert gewesen, dass sie nicht für eine Festnahme ausgereicht hätten. Demnach erkundigte sich der Tunesier auch, wie er sich Waffen beschaffen könne.
Wie der „Focus“ berichtete, plante Amri spätestens seit dem Sommer 2016 Anschläge in Deutschland. Eine entsprechende Meldung machte demnach am 21. Juli ein V-Mann dem Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen. Demnach soll Amri im Kreis um den Hassprediger Abu Walaa aus Hildesheim wiederholt von seinen Attentatsplänen gesprochen haben. Zuvor habe die Gruppe um Abu Walaa vergeblich versucht, Amri als Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat nach Syrien zu schleusen. (afp)
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