Finanzielles „Desaster“ – Heizungsreform stellt auch Mieter vor Herausforderungen

Eine Modellrechnung des Verbandes Haus & Grund informiert über die zusätzlichen Kosten der Wärmewende für Mieter. Diese müssten demnach mit einer deutlichen Mehrbelastung rechnen.
Titelbild
Mieter müssen laut einer Modellrechnung mit deutlich höheren Kosten für eine neue Heizanlage rechnen.Foto: iStock
Von 3. April 2023

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

Die Pläne der Bundesregierung, auf Öl und Gas basierende Heizsysteme aus Wohngebäuden zu verbannen, bewirken zunächst eines: Es wird teurer. Die Reform stellt viele Hausbesitzer wie auch Mieter in den nächsten Jahren vor finanzielle Herausforderungen.

Das zeigt eine Modellrechnung des Immobilieneigentümerverbandes Haus & Grund Deutschland. Damit sollen vor allem Mieter grob abschätzen können, mit welchen Mehrkosten sie durch die Heizungspläne rechnen müssen.

Modellrechnung: Mehrkosten im vierstelligen Bereich

Haus & Grund nahm bei der Modellrechnung ein Mehrfamilienhaus mit vier Mietwohnungen mit einer Wohnfläche von jeweils 100 Quadratmetern, worüber „Blackout News“ berichtete. Die Kostenparameter basieren dabei auf einem realen Sanierungsprojekt eines Wohnhauses in Bayern, um die Rechnung möglichst authentisch zu gestalten. Die Modellrechnung betrachtet zwei verschiedene Versionen – ein modernes Gebäude und ein schlecht isolierter Altbau. Bei Altbauten könnte je nach Zustand noch eine teure Sanierung anstehen, um moderne Auflagen zu erfüllen.

Mieter in modernisierten Gebäuden müssen laut der Berechnung von jährlichen Mehrkosten von etwa 1.183 Euro – knapp 99 Euro im Monat – ausgehen. Berücksichtigt ist hierbei auch, dass der Vermieter die jährliche Miete um acht Prozent der Sanierungskosten erhöhen darf.

Bei einem älteren Gebäude hängt die Höhe der Mietpreiserhöhung von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa von der Lage und dem Mietpreis vor der Sanierung. Wohnungen mit einem Mietpreis ab sieben Euro je Quadratmeter dürfen nach der Sanierung stärker erhöht werden als günstigere Wohnungen.

Die Modellrechnung beziffert die jährliche Mietpreiserhöhung für eine Altbauwohnung in guter Lage auf bis zu 2.634 Euro, also fast 220 Euro im Monat. Für eine Wohnung in schlechterer Lage beträgt der Anstieg der Miete dagegen lediglich 2.066 Euro im Jahr oder 172 Euro im Monat.

Die Wärmewende würde also für Mieter von zuvor weitgehend unsanierten Altbauwohnungen mit Etagenheizung und in nicht allzu schlechter Lage am teuersten sein.

Mieterbund: „Es ist noch Spekulation“

Ein genaues und vor allem individuell zutreffendes Ergebnis ist jedoch von vielen Faktoren abhängig. So spielen etwa die Bauart, das Alter und Zustand des Wohngebäudes sowie die zukünftige Entwicklung von Gas- und Strompreisen eine Rolle bei der Bestimmung der Mehrkosten.

Dennoch zeigt die Modellrechnung deutlich, dass das Vorhaben teuer wird – nicht nur für Hausbesitzer, sondern auch für Mieter. Das gilt besonders für jene, deren Wohnhaus in Bezug auf die Energieeffizienz noch großen Nachholbedarf hat.

Der Deutsche Mieterbund konnte und wollte dazu auf Anfrage der Epoch Times keine Stellung nehmen – mit der Begründung, dass ihnen keine eigenen Daten und Informationen vorliegen.

„Das ist momentan im Bereich von Spekulation und Vermutung. Deswegen gibt es von unserer Seite keine Antwort“, sagte eine Pressesprecherin vom Mieterbund. Sie würden sich lediglich auf statistische, also vergangene Daten berufen und äußern.

Haus & Grund: „Habecks Pläne enden in einem Desaster“

Nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sollen vor allem Wärmepumpen ältere Öl- und Gasheizungen ersetzen. Diese sind oftmals deutlich teurer als die fossilen Heizsysteme wie etwa eine Gastherme.

Eine durchschnittliche Wärmepumpe inklusive Montage kostet in der Regel zwischen 10.000 und 20.000 Euro, je nach individuellen Faktoren. Entscheidet sich der Hauseigentümer für eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe, kann der Gesamtbetrag auch bei rund 37.500 Euro liegen, wie das Portal „Energieheld“ informiert. Förderungen sind dabei nicht mit eingerechnet. Derzeit berät die Koalition über die Einführung einer sogenannten „Abwrackprämie“ für alte Heizanlagen.

Bereits Ende Februar, als Habeck den neuen Gesetzentwurf verkündete, kritisierte der Zentralverband Haus & Grund die Pläne in einer Pressemitteilung. Verbandspräsident Kai Warnecke stellte fest:

Der Entwurf ist gespickt mit zahlreichen Pflichten und Detailvorgaben, ohne dass klar wird, wie diese in der Praxis umgesetzt werden können. Oftmals existieren für geforderte Änderungen keine praxistauglichen und finanzierbaren Lösungen.“

Minister Habeck soll bei seinem Entwurf einzig den Klimaschutz im Blick gehabt haben. Warnecke forderte die Bundesregierung auf, die praktischen Auswirkungen auf die Bürger zu berücksichtigen. „Bundeskanzler Scholz muss nun dafür sorgen, dass die Energiewende im Gebäudebestand die Bürgerinnen und Bürger nicht überfordert. Ansonsten enden Habecks Pläne in einem Desaster“, sagte Warnecke.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion