Feinstaub und Stickoxide: Lungenärzte verbessern kleine Raucher-Fehler in Stellungnahme

Kleine Korrekturen ändern nichts an der Gesamtaussage – die "sogenannten Hunderttausende von Toten durch Feinstaub und NO2" bleiben nicht plausibel. Die Lungenärzte korrigieren leicht ihre Berechnungen.
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Dieselkrise in Deutschland.Foto: iStock
Epoch Times14. Februar 2019

Nach ihrer Kritik an den Grenzwerten für Luftschadstoffe in einer Stellungnahme vor gut drei Wochen haben Lungenärzte um Dieter Köhler kleine Fehler in ihren Berechnungen eingeräumt.

An der Gesamtaussage, dass die gesundheitlichen Risiken durch Stickoxide und Feinstaub und die darauf basierenden Grenzwerte wissenschaftlich nicht hinreichend begründet seien, ändere sich jedoch nichts. Über die Rechenfehler in der Stellungnahme hatte zunächst die Berliner Tageszeitung „taz“ berichtet.

Die Experten um Köhler hatten bei ihrer Kritik an den Grenzwerten unter anderem erläutert, ein Raucher nehme bei einem Päckchen pro Tag in wenigen Monaten die gleiche Menge Feinstaub und Stickoxid auf, wie ein 80-jähriger Nichtraucher im Leben mit der Außenluft einatmen würde – soll heißen: so groß ist das Risiko durch diese Schadstoffe nicht, sonst müssten die meisten Raucher nach wenigen Monaten sterben.

Vorübergehende und anhaltende Belastung seien nicht vergleichbar

Verursacht durch fehlerhafte Umrechnungen und falsche Ausgangswerte kam es zu Fehlern in der Berechnung, wie es in dem Bericht der „taz“ heißt. Folge man der Logik Köhlers und korrigiere die Fehler, nehme ein Raucher durch Zigaretten erst in gut 6 bis 32 Jahren eine Stickstoffdioxid-Menge auf wie ein 80-jähriger Nichtraucher zeit seines Lebens beim Einatmen von Außenluft.

Bereits zuvor hatten Experten betont, der Vergleich zwischen einer anhaltenden Belastung wie etwa durch verschmutzte Luft und einer vorübergehenden hohen Belastung etwa beim Rauchen, sei nicht zulässig.

Auch die zur Berechnung herangezogenen Feinstaub-Werte im Zigarettenrauch seien falsch, heißt es in dem Zeitungsbeitrag weiter. Sie errechneten sich aus dem Kondensatgehalt der Zigaretten – umgangssprachlich Teer genannt -, für den es bereits seit 15 Jahren EU-weit einen deutlich niedrigeren Grenzwert gebe.

Insbesondere diese Berechnungen korrigierte das Team um Köhler nun in einer Ergänzung zu der Stellungnahme; an der Grundaussage aber halten die Fachärzte fest.

Insgesamt ändern diese kleinen Korrekturen natürlich nichts an der Gesamtaussage, dass die sogenannten Hunderttausende von Toten durch Feinstaub und NO2 sowie die daraus verursachten Krankheiten in Europa nicht plausibel sind“, teilte Köhler mit.

Neue Grenzwerte? Oder neue Formulierung?

Der Stickstoffdioxid-Grenzwert liegt im Jahresmittel bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Die Grenzwerte für Feinstaub hängen von der Partikelgröße ab. Sie werden auf EU-Ebene festgelegt und basieren auf Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Deutschland kann die Grenzwerte nicht eigenständig ändern – die große Koalition arbeitet aber an einer neuen Formulierung, der zufolge Fahrverbote „in der Regel“ nur dort zulässig sein sollen, wo der Jahresmittelwert 50 Mikrogramm überschreitet. Die EU hätte dagegen bis Mittwochabend vorgehen können, tat dies aber nicht.

Als „gute Nachricht“ begrüßte dies am Donnerstag der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Teure Fahrverbote würden weniger wahrscheinlich, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. „Kommunen müssen künftig andere Wege als Verbote wählen, um die Luftqualität zu verbessern.“ Auch der ADAC zeigte sich zufrieden: „Das ist eine Bestätigung unserer Position, dass bei der Verhängung von Fahrverboten die Verhältnismäßigkeit berücksichtigt werden muss“, sagte Vizepräsident Ulrich Klaus Becker.

Grüne: Fassungslos über „Luftnummer der Ärzte“ und Verkehrsminister Scheuer

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte die Initiative begrüßt und die EU-Kommission aufgefordert, den NO2-Grenzwert zu überprüfen. Zu den Rechenfehlern äußerte sich sein Ministerium auf Nachfrage zunächst nicht.

Die Grünen im Bundestag sehen in der Geschichte ein Problem für Scheuer: „Ich bin noch immer fassungslos, welche politische Karriere diese Luftnummer genommen hat und dass sie vom Verkehrsminister Scheuer übernommen wurde“, sagte Fraktionsvize Oliver Krischer. „Das fällt jetzt auf ihn zurück.“ Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Cem Özdemir (Grüne), forderte beim Redaktionsnetzwerk Deutschland, Scheuer müsse nun erklären, „auf welcher Grundlage er und sein Ministerium sich eine Einzelmeinung ohne eingehende Prüfung zu eigen gemacht haben“.

(dpa)



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