Fahnder fassen mutmaßlichen IS-Unterstützer am Flughafen Köln-Bonn

Ein Mann soll Geld via Kryptobörse an einen IS-Ableger überwiesen haben – nun sitzt er in Untersuchungshaft. Viele Einzelheiten sind noch unklar. Offenbar gibt es eine Verbindung zur Fußball-EM.
Mehrere Reiseveranstalter bringen aufgrund der Waldbrände vorerst keine Touristen mehr nach Rhodos. Flüge bringen Menschen, die dort Urlaub gemacht haben, zurück nach Deutschland.
Am Flughafen Köln/Bonn wurde ein Mann festgenommen. Er soll ein mutmaßlicher IS-Unterstützer sein.Foto: Sascha Thelen/dpa
Epoch Times9. Juni 2024

Die Bundesanwaltschaft hat in Nordrhein-Westfalen einen mutmaßlichen IS-Unterstützer festnehmen lassen. Der Verdächtige sei am Freitag am Flughafen Köln/Bonn gefasst worden, teilte ein Sprecher der Karlsruher Behörde am Samstag auf Anfrage mit.

Die Ermittler werfen dem Mann mit deutsch-marokkanisch-polnischer Staatsangehörigkeit vor, im September 2023 über eine Kryptowährungsbörse insgesamt fast 1.700 US-Dollar auf ein Konto der Terrorgruppe Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) übermittelt zu haben.

Gegen den Verdächtigen wird den Angaben nach wegen des Verdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland und Verstößen gegen Außenwirtschaftsgesetz ermittelt. Gegenstand des Haftbefehls seien die Geldzahlungen, sagte der Sprecher.

Ob der Mann von dem Flughafen ins Ausland reisen wollte, blieb ebenfalls offen. Der mutmaßliche Terrorunterstützer wurde dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof vorgeführt. Er sitzt seit Freitagabend in Untersuchungshaft.

Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über den Fall berichtet – und auch über eine Verbindung zur anstehenden Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Den Bericht wollte der Sprecher der Bundesanwaltschaft nicht kommentieren. Auch weitere Einzelheiten zu dem Fall ließ er offen. Anfang der Woche sei eine Mitteilung geplant, hieß es.

Mögliche Verbindung zur Europameisterschaft

Nach dpa-Informationen hat sich der Mann als Ordner und Sicherheitskraft für sogenannte Nebenveranstaltungen („Side Events“) außerhalb der Fußball-Stadien beworben, also unter anderem für Public-Viewings. Bei der Kontrolle des Antrags, die jeder Bewerber durchlaufe, sei er durchgefallen, hieß es in Sicherheitskreisen. Vom 14. Juni bis zum 14. Juli finden hierzulande insgesamt 51 EM-Spiele in zehn Städten statt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte der „Rheinischen Post“ (Montag): „Die Festnahme eines islamistischen Terrorverdächtigen am Flughafen Köln/Bonn zeigt, dass die Sicherheitsbehörden äußerst wachsam sind und hart zuschlagen, um unser Land gegen islamistische Bedrohungen zu schützen.“

Das gelte auch für mutmaßliche Unterstützer, die von Deutschland aus Terrororganisationen wie den ISPK mit Geld versorgen wollen. Bund und Länder täten alles, um für ein Höchstmaß an Sicherheit zur Fußball-EM zu sorgen

Bund und Länder würden weiter alles tun, um für ein Höchstmaß an Sicherheit zur EM zu sorgen, sagte Faeser der „Rheinischen Post“.

Internationale Polizei-Lagezentrum

Am Montag will die SPD-Politikerin zusammen mit Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) in Neuss das Internationale Polizeikooperationszentrum IPCC eröffnen. Dort sollen alle nationalen und internationalen Informationen gebündelt werden, wie Faeser nun ausführte.

Seit Freitag gelten zudem vorübergehenden Grenzkontrollen an allen deutschen Grenzen – auch zu Frankreich und den Benelux-Staaten – sowie an Flughäfen. „Wir wollen mögliche Extremisten und Gewalttäter früh erkennen und stoppen“, sagte die Bundesinnenministerin.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) teilte mit: „Der Blick unserer Sicherheitsbehörden ist geschärft. Der Sicherheitsapparat vor der EM funktioniert.“

Die Sicherheitslage während des Turniers wird aus einem eigens eingerichteten Polizei-Lagezentrum in Neuss in Nordrhein-Westfalen gesteuert. Dort sollen mehr als 600 Beamte aus dem In- und Ausland arbeiten. „Aber zur Wahrheit gehört auch: Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht“, so Reuß.

Der Verdächtige soll dem „Bild“-Bericht zufolge auch versucht haben, sich für zwei weitere Großveranstaltungen in Deutschland zu akkreditieren – ebenfalls ohne Erfolg. Seine Wohnung sei durchsucht worden. Die Ermittler stellten dort laut „Bild“ Handys, Datenträger, Computer und „verdächtige Aufzeichnungen“ sicher. Der Mann soll zu den Vorwürfen schweigen.

Der ISPK – ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat – hat seinen Ursprung in Afghanistan. Khorasan steht für eine historische Region in Zentralasien. Diese umfasste Teile von Afghanistan, Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan sowie vom Iran.

Terrorgruppe ISPK plante Anschläge in Europa

Faser zufolge geht derzeit in Deutschland die größte islamistische Bedrohung vom ISPK aus. In den vergangenen Monaten war die Terrorgruppe immer wieder in Erscheinung getreten: Westliche Sicherheitsbehörden und Experten gehen davon aus, dass der ISPK für den Anschlag in Moskau am 22. März verantwortlich ist.

Damals stürmten vier Männer ein Veranstaltungszentrum am Stadtrand, schossen um sich und legten einen Brand. Bei dem schlimmsten Terroranschlag in Russland seit Jahren kamen mehr als 140 Menschen ums Leben. Mehrere mutmaßliche Terroristen und Hinterleute sitzen in Untersuchungshaft.

Im März waren zwei ISPK-Terrorverdächtige in Gera in Thüringen festgenommen worden. Die beiden Männer aus Afghanistan sollen als Reaktion auf Koran-Verbrennungen einen Anschlag auf das schwedische Parlament vorberietet haben. Zudem wird der IS-Ableger mit Anschlagsplänen an Weihnachten 2023 in Köln, Wien und Madrid in Verbindung gebracht.

Nach Erkenntnissen von Sicherheitsbehörden versuchen militante Islamisten im Vorfeld der Fußball-EM, Unruhe in Deutschland zu stiften. Aufrufe zu terroristischer Gewalt, die der ISPK veröffentlicht hatte, seien „Teil der fortgesetzten Propagandakampagne, die Unruhe schüren und Einzeltäter triggern soll“, hieß es im Mai aus Sicherheitskreisen.

Die Gruppe hatte zuvor auf einem ihrer Kanäle ein Bild in Videospiel-Optik veröffentlicht, das einen Mann in einem Stadion mit einer automatischen Waffe zeigt.  (dpa/red)



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