Explosionen und Schüsse in NRW sind „offene Rechnungen im Milieu“

In den letzten Wochen kam es in Nordrhein-Westfalen, und hier insbesondere in Köln und Umgebung, immer wieder zu Explosionen, welche die Bevölkerung beunruhigen. Über 60 Ermittler der Polizei Köln, des Bundeskriminalamts und Interpol sind im Einsatz, um die Anschlagsserie abzustellen.
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Im Kölner Raum kam es vermehrt zu Explosionen und Schüssen. Betroffen waren auch ein Nachtklub, eine Bar sowie ein Bekleidungsgeschäft.Foto: Andreas Rentz/Getty Images
Von 28. September 2024

Im Zuge einer umfangreichen Medienberichterstattung, in der teilweise von einer Anschlagsserie berichtet wurde, ging die Kölner Polizei am 19. September in einer knapp einstündigen Pressekonferenz in die Informationsoffensive. Michael Esser, Chef der Kriminalpolizei Köln, und Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer von der Staatsanwaltschaft berichteten zur aktuellen Lage.

„Wir stehen hier als Polizei Köln aktuell vor großen Herausforderungen durch beispiellose Fälle der Gewalt und Schwerkriminalität, die es bis dato in Köln so noch nicht gegeben hat“, startete der Polizeichef und berichtete von einer Serie von Sprengungen und Schüssen auf Häuser, welche von der Polizei dem Deliktbereich „Organisierte Kriminalität“ zugeordnet und seit Wochen von entsprechenden Ermittlungsgruppen verfolgt werden, wie Esser mitteilte.

Dort seien laut Auskunft der Kölner Polizei zwischenzeitlich mehr als 60 Ermittler zusammengezogen worden, um die nicht enden wollenden Anschläge abzustellen und die Täter zu ermitteln, wie es ebenfalls in der Pressekonferenz hieß. Die Beamten seien ausschließlich mit diesen Fällen beschäftigt.

„Mocro-Mafia“ gehört nicht zum Polizei-Jargon

Was die Täter betrifft, wird spekuliert, dass es einen Zusammenhang mit einer kriminellen Vereinigung aus den Niederlanden gibt, die einen marokkanischen Hintergrund hat. Medien sprechen deshalb von der „Mocro-Mafia“. Eine Kölner Polizeisprecherin möchte diesen Begriff allerdings im Gespräch mit Epoch Times nicht verwenden.

Zu genau wohl kann man sich hier erinnern, was passierte, als die Polizei nach der Kölner Silvesternacht 2015/16 auf der Domplatte mit über tausend Anzeigen wegen sexuellen Belästigungen und Diebstählen über den Täterkreis von „Nafris“ für „nordafrikanische Intensivtäter“ twitterte und nach politischen und medialen Protesten der Polizeipräsident höchstselbst Abbitte leistete und die Verwendung des Begriffs gegenüber dem WDR bedauerte.

Angefangen habe das alles, so die Sprecherin, am 16. Juni 2024 mit einem erpresserischen Menschenraub in Rösrath. Es folgte eine Freiheitsberaubung in Hürth und anschließend die besagte Explosion in Solingen. Diese Taten hingen miteinander zusammen, heißt es weiter.

Nicht alles in einen Topf packen

Was die Sprecherin weiter mitteilen kann, ist, dass beispielsweise die Explosion in Wachberg vom 22. September, die von einer großen Boulevardzeitung als eine von elf Explosionen dem Täterkreis „Mocro-Mafia“ zugeordnet wurde, damit mutmaßlich überhaupt nichts zu tun habe. Auch eine Explosion vor zwei Tagen in einem Mehrfamilienhaus habe nichts damit zu tun.

Ebenso wenig die Explosion in Köln-Pesch. Dort war am Mittwochmorgen ein Mehrfamilienhaus vollständig ausgebrannt. Zwei Anwohner wurden dabei leicht verletzt. Alle weiteren Bewohner konnten in Sicherheit gebracht werden. Vonseiten der Polizei heißt es dazu: „Sofern sich die bisherigen Erkenntnisse bestätigen, sind Zusammenhänge zu den Explosionen in den vergangenen Wochen nicht gegeben.“

Was Schüsse auf ein Haus in Solingen angeht, sieht die Polizei allerdings einen Zusammenhang mit der Explosionsserie in Köln. Hier schossen Unbekannte auf ein Wohnhaus und flüchteten anschließend. Die Polizei geht davon aus, dass sich die Täter in der Tür geirrt haben und die Schüsse eigentlich einer Person galten, die in den Ermittlungen zu den Explosionen in Köln eine Rolle spielt. „Wegen Bezügen zu den Explosionen in Köln hat die Ermittlungsgruppe Fusion der Polizei Köln die Ermittlungen übernommen.“

Nicht einverstanden ist die Kölner Polizei mit dem alarmistischen Ton der Berichterstattung. Man versuche aktuell, so die Kölner Polizeipressestelle weiter gegenüber Epoch Times, Stimmung zu machen und alles in einen Kessel zu werfen, was aber so nicht passe.

Auf der Pressekonferenz vor einer Woche erklärte der Leiter der Kölner Kriminalpolizei gegenüber den Medien, dass Ermittlungen in der organisierten Kriminalität nur dann Erfolge erzielten, wenn die Geheimhaltung in einem hohen Maße gewahrt bliebe. Aber Michael Esser versicherte, dass es „nach den Letzten beiden Sprengungen vielversprechende Hinweise“ gebe, denen man „akribisch“ nachgehe.

LKA-Tatortgruppe „Sprengstoff“

Wichtig war es der Kölner Polizei noch zu erwähnen, dass diejenigen, die Opfer dieser Sprengungen wurden, leider selbst wenig darum bemüht seien, bei Vernehmungen etwas zu den Ermittlungen beizutragen und „die Karten offen auf den Tisch zu legen“.

Das Landeskriminalamt (LKA) unterstütze die Kölner Polizei mittlerweile mit der Tatortgruppe „Sprengstoff“, so der Kölner Polizeichef weiter, „bei der Spurensuche“. Und auch das Bundeskriminalamt (BKA) und niederländische Sicherheitsbehörden seien bei den Ermittlungen behilflich.

Esser erinnert daran, dass Sprengungen und Schüsse als Warnungen in den Niederlanden schon seit Längerem an der Tagesordnung seien – die Bezüge zum Nachbarland sind demnach deutlich gegeben. Die Verbindungen seien längst keine Vermutungen mehr, sondern von der Ermittlungsarbeit bereits hinlänglich belegt. Dies sei ein Grund dafür, dass auch Interpol mit einer Fahndung einbezogen sei.

Zum Brandanschlag in der Kölner Ehrenstraße am Morgen des 18. September auf das Bekleidungsgeschäft „LFDY“ habe sich ergeben, dass es bereits einen vergleichbaren Anschlag auf ein „LFDY“-Geschäft in Amsterdam gegeben habe. LFDY ist die Abkürzung für „live fast, die young“.

Zuletzt rettete sich der Polizeichef noch in einen Allgemeinplatz, der andeutet, dass diese Anschlagsserie noch lange nicht beendet sein muss: „Es gibt offensichtlich im Milieu offene Rechnungen, die noch beglichen werden.“



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