Explodierende Energiekosten: Obst- und Gemüsebauern fordern Staatshilfen
Viele landwirtschaftliche Betriebe, die Obst oder Gemüse, Blumen oder Kartoffeln anbauen, stehen nach eigenen Angaben wegen der hohen Energiekosten vor der Pleite und fordern daher Staatshilfen. „Ein Zusammenbruch der Produktion ist nicht auszuschließen, denn die Betriebe fallen aufgrund ihrer klein- und mittelständischen Struktur nicht in den Geltungsbereich der Hilfsprogramme der Bundesregierung“, heißt es in einem gemeinsamen Appell mehrerer Branchenverbände vom Donnerstag.
In einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) appellieren die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse, der Deutsche Bauernverband, der Deutsche Raiffeisenverband und der Zentralverband Gartenbau, schnell finanzielle Hilfen für die Betriebe dieser Branchen auf den Weg zu bringen. Sie müssten schnell und unbürokratisch kommen, „denn was heute nicht gesät wird, kann morgen nicht geerntet werden und steht übermorgen der Bevölkerung nicht zur Verfügung“.
Einer Umfrage der staatlichen Förderbank KfW zufolge sind fast zwei Drittel (62 Prozent) der mittelständischen Betriebe von den gestiegenen Energiepreisen betroffen, sieben Prozentpunkte mehr als im Mai. Rund die Hälfte (53 Prozent) der Betriebe hält die Mehrbelastung aber für tragbar – auch langfristig, wie die KfW mitteilte. Viele Unternehmen könnten einen Teil der Kostensteigerungen an ihre Kunden weitergeben, erläuterte Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
Die finanzielle Überforderung fürchten laut Umfrage 13 Prozent der mittelständischen Betriebe, sollten die Energiekosten so hoch wie aktuell bleiben oder weiter zunehmen. 21 Prozent der Unternehmen gaben auch an, sie könnten derzeit nicht abschätzen, ob die gestiegenen Kosten langfristig tragbar sein werden.
Chefvolkswirtin: Die große Preiswelle kommt wohl noch
Die Preiserhöhungen auf den Energiemärkten hätten Anfang September, zum Zeitpunkt der Umfrage, noch nicht im vollen Umfang auf die Unternehmen durchgeschlagen, erläuterte Köhler-Geib. „Die große Preiswelle dürfte mit dem Auslaufen langfristiger Energieversorgungsverträge und Preisbindungen in den kommenden Monaten erst noch anrollen.“
Bis vor Beginn des Ukraine-Kriegs fielen die Energiekosten für den Großteil der Mittelständler kaum ins Gewicht – sie machten laut KfW bei mehr als drei Viertel der 3,8 Millionen Betriebe weniger als zehn Prozent der Gesamtkosten aus; bei jedem zweiten Unternehmen sogar weniger als fünf Prozent. (afp/dl)
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