Experten warnen vor Spahns „Digitale-Versorgung-Gesetz“: Pharmaindustrie kann an Daten gelangen

Laut Spahns Digitale-Versorgung-Gesetzes sollen die Abrechnungsinformationen der 73 Millionen gesetzlich Versicherten gesammelt werden. Die Daten seien nicht ausreichend geschützt, warnen Experten. Dies könnte künftig zu Missbrauch führen, auch seitens der Pharmaindustrie.
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Künftig sollen Abrechnungsinformationen von gesetzlich Versicherten gesammelt werden. Die Pharmaindustrie könnte dies Ausnutzen, warnen Experten.Foto: iStock
Epoch Times10. November 2019

Datenschützer warnen vor dem am Donnerstag verabschiedeten Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Grund sei das Forschungsdatenzentrum, in dem die Abrechnungsinformationen der 73 Millionen gesetzlich Versicherten gesammelt wird, berichtet die „Welt am Sonntag“.

So sollen die Daten – darunter persönliche Informationen, Diagnose und Rezepte – besser und schneller nutzbar gemacht werden, unter anderem für die Wissenschaft. Diese Daten seien, trotz einer im letzten Moment beschlossenen Anonymisierungsverfahren, laut Experten nicht ausreichend geschützt.

Pseudonymisierung bietet keinen Schutz für Verbraucher

Die Pseudonymisierung sei zwar „eine Verbesserung, stellt aber keine Anonymität in der Datensammelstelle und im Forschungsdatenzentrum sicher“, erklärte der AOK-Bundesverband. Nur den Namen „zu streichen und dann zu hoffen, dass ein Patient damit vollkommen anonym ist“, sei „vollkommener Quatsch“, sagte auch Dominique Schröder, Lehrstuhlinhaber für Angewandte Kryptographie an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Die Abrechnungsdaten seien so detailliert und einmalig, dass wenige Details daraus ausreichen könnten, um Patienten identifizierbar zu machen. „Man benötigt dafür generell nur relativ wenige Datenpunkte, das haben Studien etwa zur Anonymisierung von Netflix-Daten gezeigt“, so Schröder weiter.

Pharmaindustrie kann an Daten gelangen

Zudem treibt Kritiker die Sorge um, dass die Wirtschaft irgendwann an den Datenschatz kommen könnte. „Das Gesetz sieht keine Zugriffsmöglichkeiten für Unternehmen vor – und dabei wird es auch bleiben“, sagte Karin Maag (CDU), gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, der „Welt am Sonntag“.

Doch die Pharmaindustrie selbst stellt dies in Frage: „Die Trennung zwischen universitärer Forschung einerseits und Forschung der Unternehmen andererseits ist völlig praxisfern“, kritisierte Han Steutel, Präsident des VFA, in dem die forschenden Pharmaunternehmen zusammengeschlossen sind. (dts)



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