Ex-US-Sicherheitsberater: „Laborunfall in Wuhan ein wahrscheinlicherer Corona-Ursprung“
Seit der Veröffentlichung seiner Studie über die Ursprünge des neuartigen Coronavirus in der Vorwoche ist das Forscherteam um den Hamburger Physiker Prof. Dr. Roland Wiesendanger in Deutschland einer heftigen Medienkampagne ausgesetzt.
Die Arbeit zweifelt die Richtigkeit der Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an, die Corona-Pandemie gehe von einer Übertragung von Fledermäusen über Zwischenwirte auf Menschen aus. Er hält einen Laborunfall für wahrscheinlicher.
Nun bekommt die Universität Hamburg Schützenhilfe vonseiten des ehemaligen stellvertretenden Nationalen Sicherheitsberaters des Weißen Hauses, Matt Pottinger, der gegen das KP-Regime in China und die WHO schwere Vorwürfe erhebt.
Pottinger war unter den ersten Warnern vor Corona in den USA
In einem ausführlichen Interview mit „CBS News“ blickt Pottinger auf die Anfangsphase der Pandemie zurück. Er galt als einer der Ersten, die vor unkontrollierbaren Folgen einer Ausbreitung des Virus gewarnt hatten, und hatte mehrere Jahre in China gearbeitet – als Journalist für das „Wall Street Journal“ und später als Offizier des Marinegeheimdienstes.
Pottinger sparte nicht an Selbstkritik gegenüber US-amerikanischen Behörden und Regierungsinstitutionen. Allerdings machte er auch deutlich, dass es unvollständige und unzutreffende Informationen vonseiten des KP-Regimes waren, die eine frühere adäquate Reaktion auf die Pandemie erschwert hätten.
„Die chinesische Regierung hat mit niemandem auf der Welt nutzbringende Daten geteilt“, erklärte Pottinger. „Die Weltgesundheitsorganisation hat Falschinformationen über das Virus nachgeplappert. Sie haben anfangs behauptet, es gäbe keinen signifikanten Hinweis auf eine Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch. Über Wochen hinweg erklärten sie zudem, es gäbe keine nennenswerte asymptomatische Ausbreitung.“
KP-Regime hat „starken Anreiz, Öffentlichkeit in die Irre zu führen“
Niemand in den USA habe absichtlich jemanden in die Irre geführt, aber auch in Washington seien viele zu naiv an die Sache herangegangen. Man sei es gewohnt, mit Regierungen zusammenzuarbeiten, die in gutem Glauben arbeiten. Beim KP-Regime in China handele es sich demgegenüber jedoch um eine Regierung, die kein anderes Interesse kenne als das eigene Überleben.
Dennoch habe man darauf gewartet und sich darauf verlassen, dass dieses Regime verlässliche Informationen übermitteln würde. Länder wie Ruanda, Kenia oder jedwede anderen Entwicklungsländer hätten schnellere und verlässlichere Informationen übermittelt als die Führung in Peking. Das Regime habe jedoch „einen starken Anreiz gehabt, die eigene Bevölkerung und den Rest der Welt in die Irre zu führen“.
Leider habe man auf diese Weise zu spät vor Augen geführt bekommen, dass es sinnvoll gewesen wäre, die Geheimdienste anzuweisen, einen noch stärkeren Schwerpunkt auf biologische Gefahren zu setzen – seien diese natürlichen oder unnatürlichen Ursprungs – vor allem im Zusammenhang mit totalitären Regimen, die nicht bereit seien, die Karten auf den Tisch zu legen.
WHO machte unvorteilhafte Figur
Eigene Quellen in China selbst hätten schon frühzeitig eine andere Geschichte erzählt als das Regime selbst, betont Pottinger:
„Ende Januar war es mir möglich, mit Ärzten vor Ort zu telefonieren. Und schon zu diesem Zeitpunkt sagten diese mir, dass die asymptomatische Verbreitung der Krankheit ein beunruhigendes Ausmaß annimmt. Die Hälfte der Fälle oder mehr waren nicht von Symptomen begleitet. Das war etwas anderes als die chinesische Regierung uns erzählt hat.“
Die WHO habe auch noch zu diesem Zeitpunkt eine schlechte Figur gemacht. Während sie das chinesische Regime dafür gelobt hat, den Inlands-Reiseverkehr zu unterbinden, hat sie offene Kritik an der Entscheidung der US-Regierung geübt, die eigenen Flughäfen für den internationalen Reiseverkehr zu schließen.
Es habe dann zwar später eine WHO-Delegation gegeben, die nach China reisen durfte, aber diese habe aus handverlesenen Personen bestanden, die das Regime selbst ausgewählt habe. Viele von ihnen hätten selbst von der Arbeit des Virologie-Instituts in Wuhan profitiert.
Das Regime in Peking „konnte ein Vetorecht dahingehend ausüben, wer mit darf“. Einige, die mitdurften, hätten divergierende Interessen gehabt. Und auf diese Weise sei eine Situation entstanden, in der „die Hasen damit beauftragt wurden, zu untersuchen, was mit dem Salat geschehen sei, auf den sie aufpassen sollten“.
„Es wäre nicht der erste Laborunfall in China gewesen“
Pottinger wolle dem bislang in der Wissenschaft vertretenen Konsens nicht widersprechen, wonach es sich bei Corona weder um ein menschengemachtes noch ein genetisch modifiziertes Virus handele. Niemand könne eine verbindliche Antwort auf die Frage nach der exakten Herkunft geben.
Dass es sich um ein natürliches Überspringen vom Tier auf den Menschen gehandelt habe, sei jedoch in gleicher Weise denkbar wie ein Laborunfall. Es wäre auch nicht einmal der erste dieser Art gewesen, der sich in China ereignet hätte, selbst in den bestüberwachten Laboren:
„Es gab 2004 eine versehentliche Freisetzung des SARS-Virus, an welchem sie geforscht hatten. Das war ein folgenschwerer Ausbruch mit neun Infizierten. Wenn man nun Indizien sprechen lässt, denn harte Beweise gibt es ja nicht, macht es die chinesische Regierung schwierig, solche zu suchen und zu identifizieren. Allerdings spricht, wenn man die Indizien abwägt, deutlich mehr dafür, dass das Ganze die Folge menschlichen Versagens ist, als dass es sich, was die andere Option wäre, um einen natürlichen Ausbruch gehandelt habe.“
Ähnliches Virus zuvor in Yunnan aufgetaucht
Es wäre die Aufgabe der WHO, aber auch kritischer Medien, heikle Fragen an Peking zu richten. Diese müssten auch in die Richtung der chinesischen Armee gehen, denn es gäbe ernstzunehmende Hinweise darauf, dass das Militär zumindest seit 2017 in dem Labor in Wuhan experimentelle Versuche an Tieren durchführe, die einer strikten Geheimhaltung unterliegen. Es gäbe auch Hinweise darauf, dass es in dem Virologie-Institut im Herbst 2019 und unmittelbar im Vorfeld der ersten dokumentierten Corona-Fälle zu einer grippeähnlichen Krankheit bei Forschern der Einrichtung gekommen sei.
Man wisse zudem, dass in der Einrichtung an Viren geforscht worden sei, deren Funktionen untersucht worden seien, sowie technische Experimente stattgefunden hätten, auch mit einem Virus, das in der südwestchinesischen Provinz Yunnan entdeckt worden war und das sehr deutliche Ähnlichkeiten mit SARS-CoV-2 aufgewiesen habe. Insbesondere von der WHO hätte man dazu kritische Nachfragen erwarten müssen, oder von Medien, die sich bereitwillig brüsteten, regierungskritisch zu sein – zu solchen sei es jedoch nicht gekommen.
Versuche an humanisierten Labormäusen
„Ich glaube nicht, und ich bin mir auch keiner Indizien bewusst, dass die Pandemie von irgendjemandem absichtlich auf den Weg gebracht worden wäre“, führte Pottinger weiter aus. „Aber es gab sowohl vonseiten der zivilen als auch der militärischen Forscherteams im Virologie-Institut von Wuhan Studien zu Viren, die Ähnlichkeiten von bis zu 96 Prozent zu jenem aufwiesen, das heute uns alle krank macht.“
Unter anderem hätten die Forscher Mäuse mit menschlichen Genen angereichert und an diesen Experimente durchgeführt. So habe man beispielsweise menschliches Lungengewebe in die Labormäuse integriert und diese mit Viren infiziert, um deren Dynamik zu untersuchen. Es sei, so mutmaßt der frühere Sicherheitsberater, sehr wahrscheinlich, dass im Zusammenhang mit solchen Experimenten auch ein Unfall geschehen sei, der mittlerweile den Tod von mehr als zwei Millionen Menschen weltweit nach sich gezogen habe.
Dass es keinerlei kritische Fragen gegeben habe, sei die Folge eines Zusammenspiels aus Selbst- und Fremdzensur gewesen, betont Pottinger. Auf der einen Seite habe das Regime in Peking schon zu Beginn der Pandemie zahlreiche ausländische Journalisten des Landes verwiesen – vor allem solche, die selbst Chinesisch sprachen, die über Corona oder den Völkermord in Xinjiang schrieben.
Auf der anderen Seite hatten auch US-amerikanische Medien das Narrativ übernommen, wonach es Ausdruck von „Rassismus“ wäre, von einem „China-Virus“ oder „Wuhan-Virus“ zu sprechen. Es sei zu begrüßen, dass mittlerweile immerhin nun auch der Nationale Sicherheitsberater der Administration Biden, Jake Sullivan, öffentlich Besorgnis geäußert habe über eine mögliche chinesische Einmischung in den jüngsten WHO-Bericht. Zudem habe Sullivan die Forderung an das Regime in Peking gerichtet, Daten auch aus der Anfangsphase der Pandemie zugänglich zu machen.
China hat Militär statt Seuchenschutzbehörde mit Untersuchung betraut
Eine Möglichkeit, ohne Gesichtsverlust mit ausländischen Stellen zusammenzuarbeiten, hätte es für das KP-Regime von Beginn an gegeben, betont Pottinger. Das Seuchenkontrollzentrum der USA (CDC) hat schon seit längerer Zeit eine Zusammenarbeit mit der chinesischen staatlichen Seuchenschutzbehörde gepflegt, die sich unter anderem mit Blick auf HIV als sehr hilfreich erwiesen habe.
Der Chef des chinesischen CDC habe sogar in den USA eine Ausbildung absolviert. Dennoch habe es das Regime von Beginn an nicht vorgezogen, das eigene Seuchenschutzzentrum mit der Untersuchung des Virus zu betrauen, sondern man habe das Militär damit befasst. Zu diesem habe das amerikanische CDC jedoch keine Beziehungen, und Peking machte auch keinerlei Anstalten, solche zu installieren.
Das eigene CDC habe man demgegenüber außen vor gelassen und wochenlang nicht einmal mit aktuellen Forschungsergebnissen auf dem Laufenden gehalten. Auch dies, so Pottinger, sei ein deutliches Indiz für eine Vertuschung eines möglichen aus dem Ruder gelaufenen Experiments.
Gleichzeitig führten Regimemedien eine Verleumdungskampagne gegen Whistleblower wie den später verstorbenen Arzt Dr. Li Wenliang, der einer „Verbreitung von Gerüchten“ beschuldigt und zum öffentlichen Widerruf seiner Darstellungen gezwungen wurde, nachdem er gegenüber Berufskollegen seine Beobachtung bezüglich der ersten Corona-Fälle kundgetan hatte.
„Wir haben zu spät begonnen, Masken zu empfehlen“
Er selbst, so Pottinger, habe in dieser Situation alte Kontakte aus seiner Zeit als Korrespondent des „Wall Street Journals“ reaktiviert. Mit diesen habe er bereits während der SARS-Epidemie von 2003 Kontakt gehalten, und sie teilten ihm bereits in einer frühen Phase der Verbreitung des neuartigen Coronavirus mit, dass die neue Seuche weniger mit dem SARS von 2003, sondern mehr mit der Spanischen Grippe von 1918 zu tun haben würde – nicht zuletzt wegen dessen schleichender Verbreitung.
Pottinger räumt eine Reihe eigener Versäumnisse auf Regierungsebene in den USA ein, was den Umgang mit Corona betrifft. Zwar habe man im Nationalen Sicherheitsrat schon frühzeitig verschiedene Optionen durchgespielt, aber das CDC habe erst im April die erste offizielle Empfehlung gegeben, Masken zu tragen.
Man sei zu Beginn davon ausgegangen, dass Corona mit der Grippe vergleichbar wäre, und man habe dann später gezögert, den Mund-Nasen-Schutz zu empfehlen, weil man Angst gehabt hätte, damit in eine Knappheitskrise zu gelangen. Man habe zu Beginn in Taiwan um Unterstützung bei der Lieferung von Masken anfragen müssen, die man zuerst an das Personal in Kliniken und Pflegeeinrichtungen ausgegeben habe.
Dass es die Möglichkeit gegeben hätte, aus heimischer Baumwolle Stoffmasken herzustellen, habe man zu spät ins Auge gefasst. Immerhin sei man mit der Entwicklung des Impfstoffes gut vorangekommen und derzeit liege ein wesentlicher Fokus auf der genetischen Sequenzierung des Virus.
Auch diese eigenen Versäumnisse hätten sich jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger gravierend ausgewirkt, hätten das chinesische KP-Regime und die WHO nicht über Wochen hinweg der Weltöffentlichkeit entscheidendes Wissen über das Virus vorenthalten.
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