Ex-SPD Ratsherr aus Essen wechselt zur AfD: „Die SPD will keine Menschen wie mich“

SPD-Mitglied Guido Reil wechselt zur AfD. 26 Jahre lang diente er den Sozialdemokraten. Doch dort wolle man Menschen "wie ihn" nicht. Man verschließe die Augen vor der Realität und sei nicht bereit Veränderungsvorschläge zu akzeptieren.
Titelbild
Guido ReilFoto: Screenshot Facebook / Guide Reil
Epoch Times15. Juli 2016

Er galt als Vorzeige-Sozialdemokrat, einer von den kleinen Leuten. Er sei der Arbeiter mit Ruhrgebietscharme, mit Job in der Zeche, schreibt der „Focus„. Die Rede ist vom Essener Ratsherr, ehemaligem Sozialdemokrat und jetzigem AfD-Mitglied Guido Reil.

Reil hatte sich vor zwei Monaten von der SPD getrennt und schrieb auf Facebook: “Ich verlasse die SPD nach 26 Jahren. Sie war für mich Familie und ein Teil meiner Identität.”

Unter seinen Kollegen galt Reil als einer, der Sachen offen anspricht und Probleme anpackt. Sind das nicht Eigenschaften, mit denen er gerade heute in der SPD Karriere machen könnte?, will der „Focus“ wissen.

„Nein, null“, so Reil. „Weil man Menschen, wie mich, dort nicht will.“ Die SPD verschließe inzwischen völlig die Augen vor der Realität. Für ihn sei die AfD die neue Volkspartei, weil sie diese Realität wahrnehme und etwas gegen Probleme tue. Dort werde Politik mit Herz und Verstand gemacht, so Reil.

Ursprünglich war die AfD “sicher keine Option”, für den einzigen SPD-Mann, wie er in dem Interview gegenüber “Focus” sagte. “Damals hatte ich keine Ahnung”, erklärte Reil. Sein Urteil über die AfD sei vorurteilsbelastet gewesen. Inzwischen habe er sich mit dem Programm der AfD und mit den Menschen in der Partei auseinandergesetzt und festgestellt: “Ich lag falsch.“

Für seine Entscheidung zur AfD zu wechseln, habe er überwiegend positives Feedback bekommen. Auch aus seinem sehr migrantisch geprägten Wahlkreis im Essener Norden: „Die Migranten haben eh keine Probleme mit der AfD“, so Reil.

„Habe Rechtsradikale bei der AfD nicht kennengelernt“

Mit der Ortsgruppe der AfD habe er sich bereits mehrere Male getroffen, aber noch keinen Rechtsradikalen kennengelernt. Er bescheinigte den Leuten “einen gesunden Menschenverstand”. Repressalien gegen AfD-Mitglieder seien ungerecht.

Natürlich fände er nicht alle AfD-Mitglieder toll, so Reil zum „Focus“. Björn Höcke würde sicher nicht sein bester Parteifreund werden. Aus seiner Sicht dürfe man radikale Aussagen Einzelner nicht als Parteilinie missverstehen. „Was ich gesagt habe, wurde schließlich auch nie der gesamten SPD zugerechnet“, so Reil.

Auftritt beim Landesparteitag

Am 1. Juli-Wochenende war Reil bereits beim Landesparteitag der „Alternative für Deutschland“ in Werl aufgetreten.

Laut „WAZ„-Informationen gab es seit längerer Zeit gezielte Werbe-Versuche der NRW-Parteiführung um Marcus Pretzell (ENF) und Guido Reil für die AfD zu gewinnen.

Es habe diskrete Treffen in Düsseldorf gegeben, sagt der EX-SPD Politiker zur WAZ. Nun könne sich die AfD gut vorstellen, dass er Landtagskandidat wird, schreibt das Medium.

Kurz vor seinem Austritt aus der SPD war Reil bei seiner Kandidatur auf die Position als Essener SPD-Vize gescheitert.

Neben seiner politischen Karriere arbeitet der 45-Jährige noch im letzten Bergwerk des Ruhrgebiets. Auch nach seiner Rente mit 50 werde er weiter machen. „Ja, ich habe Ambitionen“, sagte Reil zum “Focus“ – danach gefragt, ob er sich eine Karriere als Berufspolitiker vorstellen kann. (dk)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion