Dortmund: Evangelischer Kirchentag beginnt am Abend – AfD-Ausschluss sorgt für Kritik
Vor dem Beginn des Evangelischen Kirchentags am Abend in Dortmund hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Heinrich Bedford-Strohm, den Ausschluss von AfD-Politikern von Podien der Veranstaltung erneut begründet.
„Radikale Einstellungen, die ganze Menschengruppen abwerten und sogar Rassismus und Antisemitismus befördern, haben auf öffentlichen Podien des Kirchentags nichts zu suchen“, sagte Bedford-Strohm der „Passauer Neuen Presse“ vom Mittwoch.
Ostdeutsche Kirchen dagegen
Diese Einstellung teilen bei weitem nicht alle Kirchenvertreter und so hagelte es an Kritik insbesondere von ostdeutschen Kirchenvertretern, wo es einige AfD nahestehende Kirchenmitglieder gibt.
Ilse Junkermann, Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sagte gegenüber dem Deutschlandfunk bereits im April, dass sie die Entscheidung sehr bedauere:
“ Wenn es uns in der Auseinandersetzung mit der AfD darum geht, die Demokratie zu erhalten und zu stärken – auch gegenüber ihrem Populismus und ihren bewusst gesetzten Tabubrüchen – dann ist es sehr wichtig, dass wir mit den Mitteln der Demokratie dieses aufdecken und nicht aufgeben, sondern auf die Kraft des Wortes setzen und die Kraft des Diskurses.“
Zeithistoriker Michael Wolffsohn ist der Ansicht, dass der Ausschluss die AfD hingegen noch weiter befördert:
„Darüber schafft man Märtyrer. Ein großartiger Propagandaerfolg, den die AfD der EKD zu verdanken hat, oder den Organisatoren des Kirchentages.
EKD-Kulturbeauftragte Johann Hinrich Claussen fand die Entscheidung auch nicht gut. Gegenüber dem Deutschlandfunk sagte er:
„Ich fand diesen Beschluss auch nicht gut, viele andere auch nicht. Aber da ist der Kirchentag eine eigenständige Organisation.“
FDP nicht geladen
Ungerecht behandelt fühlt sich FDP-Politiker Stefan Ruppert. Er wirft dem Evangelischen Kirchentag laut Tagesschau politische Einseitigkeit vor.
Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst sprach Ruppert von einer „grünen Einseitigkeit“. Anders als die AfD seien die Liberalen zwar nicht offiziell von Podien ausgeschlossen worden.
„Faktisch hat man uns aber ebenfalls nicht eingeladen“, sagte der kirchenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, der selbst evangelischer Christ ist.
Bundespräsident spricht zur Eröffnung
Der fünftägige Kirchentag beginnt am Abend mit einer Eröffnungsfeier, auf der auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprechen soll.
Bis Sonntag rechnen die Veranstalter mit rund hunderttausend Teilnehmern, denen insgesamt etwa 2000 Veranstaltungen angeboten werden.
Zu den Kernthemen zählen der Klima- und Umweltschutz. Bedford-Strohm begrüßte, dass „Fragen des Klimaschutzes endlich im Zentrum der öffentlichen Diskussion angekommen“ seien. Der Kirchentag steht in diesem Jahr unter der biblischen Losung „Was für ein Vertrauen“.
Bedford-Strohm: Alle Menschen sind willkommen
Zur Debatte um die AfD hob Bedford-Strohm weiter hervor, dass selbstverständlich alle Menschen als Teilnehmer des Kirchentags willkommen seien, „natürlich auch Menschen, die der AfD nahestehen“.
Es sollten lediglich Politiker der Partei nicht auf den Podien vertreten sein.
Leyendecker hat Gauland nichts zu sagen
Kirchentagspräsident Hans Leyendecker sagte gegenüber dem Bayrischen Rundfunk, er wisse auch nicht, über was er beispielsweise mit AfD-Chef Alexander Gauland auf einem Podium diskutieren solle:
„Ich hab neulich ein Papier der AfD gelesen, da geht es um den Klimawandel. Und da wird bestritten, dass der menschengemacht sei. Und soll ich da irgendjemanden, der eine völlig absurde These vertritt, auf das Podium holen? Was sollen die Kirchentagsbesucher davon lernen können?“
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