Europäische Chipfabrik in Dresden: Scholz und von der Leyen eröffnen Milliardenprojekt

In der sächsischen Landeshauptstadt Dresden fand der Spatenstich zu Europas ersten Halbleiterfabrik des taiwanischen Branchenriesen TSMC statt. Vertreter der Polit- und Wirtschaftsprominenz aus EU, Deutschland und Sachsen waren mit dabei. Epoch Times war auch vor Ort.
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Im Norden Dresdens fand der symbolische Spatenstich für das neue Mikrochipwerk statt. Anwesend waren unter anderem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (3. v.l.) und Bundeskanzler Olaf Scholz (4. v.r.).Foto: Jasmin Beisiegel/dpa
Von 20. August 2024

Am Dienstag, 20. August, erfolgte in Dresden der Spatenstich für die erste europäische Chipfabrik des weltweit größten Halbleiterherstellers TSMC aus Taiwan.

TSMC plant den Bau der neuen Halbleiterfabrik gemeinsam mit den drei Unternehmen Bosch, Infineon und NXP Semiconductors, die alle über eigene Produktionsstätten in Dresden im Industriegebiet „Silicon Saxony“ verfügen. An dem Gemeinschaftsunternehmen European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) sollen die Partner jeweils zehn Prozent halten, TSMC 70 Prozent.

Mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und dem Vertreter Taipehs in der Bundesrepublik Deutschland Jhy-Wey Shieh war hohe politische Prominenz beim offiziellen Baustart vor Ort.

TSMC-Chef nach Dresden angereist

Die Anwesenheit der EU-Kommissionspräsidentin zeigt, dass die Ansiedlung des Branchenführers für die Anfertigung von Silizium-Mikroelektronik auch für die EU bedeutsam ist. Mit dabei war auch TSMC-Firmenchef C. C. Wei aus Taiwan.

Er erklärte, dass er vor ein paar Jahren ein Treffen mit Scholz hatte. Dort habe Wei sich darauf vorbereitet, nein zu sagen zu einem Bau einer TSMC-Fabrik in Deutschland. Der Kanzler hätte dann seinen Plan mit einer kurzen Ansprache zunichtegemacht.

Scholz hätte gesagt: „Ich habe alles für sie hergerichtet, wann kommen sie mit ihrer Fabrik nach Deutschland?“ Darauf habe er nur noch sagen können: „Jawohl, wir kommen nach Deutschland.“

Scholz: Weniger Abhängigkeit

Scholz sagte: „Wir sind begeistert, dass ein so wichtiger Akteur der weltweiten Halbleiter Szenerie jetzt hier bei uns einen Standort errichtet.“

Jetzt komme ein echter Pionier mit einer langen Geschichte in den Westen – an den richtigen Ort. „Hier in Dresden schlägt das Herz der europäischen Chipindustrie“, so der Kanzler.

Deutschland wolle ein führendes Industrieland bleiben und im Jahr 2030 80 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen beziehen. Im Jahr 2045 folge dann die vollständig „Klimaneutralität“ sein.

Dafür brauche man „sehr, sehr viele Halbleiter“. Und Scholz ergänzt: Bei der Versorgung mit Halbleitern dürfe man nicht abhängig sein von anderen Ländern.

(Von links) Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, TSMC-Firmenchef C. C. Wei und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Foto: Stephan Kröker/Epoch Times

Kretschmer: Werk wird Europa nach vorn bringen

Euphorisch äußerte sich auch Sachsens Ministerpräsident Kretschmer zu Epoch Times: „Wir stellen fest, dass der beste Platz für Mikroelektronik in ganz Europa der ,Silicon Saxony‘ ist – also hier der Standort Dresden.“

Der Weltmarktführer komme hierher und investiere. Das werde Europa im Bereich der Mikroelektronik „sehr nach vorn bringen“.

Deutschland habe verstanden, dass man im Bereich der Zukunftstechnologien vorn mit dabei sein müsse. „Nur wer die Chips hat, kann auch Rechner, kann künstliche Intelligenz, kann Autos und Maschinen bauen“, sagte Kretschmer.

In dem neuen Werk sollen 2.000 Arbeitsplätze entstehen, die Produktion soll Ende 2027 starten.

TSMC fertigt bislang vorwiegend in seiner Heimat Taiwan. Daneben gibt es Fabriken in Japan, den USA sowie in China.

Regierung unterstützt mit fünf Milliarden

Die Bundesregierung und die EU wollen Europa bei der Herstellung von Mikrochips unabhängiger machen. Dahinter steht auch die Politik der Risikominimierung („De-Risking“) gegenüber dem „systemischen Wettbewerber“ China.

Das Bundeswirtschaftsministerium, und somit der Steuerzahler, fördert das Projekt mit fünf Milliarden Euro. Dafür gab es am Dienstag grünes Licht aus Brüssel nach einer Überprüfung der entsprechenden Vorschriften. Insgesamt soll das Werk mehr als zehn Milliarden Euro kosten.

Die EU-Kommission erklärte am Dienstag zur Begründung, der Bau und Betrieb des Werks werde die Versorgungssicherheit, Resilienz und digitale Souveränität Europas im Bereich Halbleitertechnologien stärken. Außerdem leiste das Werk einen Beitrag zum digitalen und grünen Wandel.

Grundlage für die Genehmigung der Milliardensubventionen für die Fabrik in Dresden ist das europäische Förderprogramm „Chips Act“. Das Gesetz soll dazu beitragen, den Anteil der EU an der weltweiten Halbleiterproduktion bis 2030 von zehn auf 20 Prozent zu erhöhen.

TSMC plant in Dresden mit seinen drei Partnern vor allem Chips für die Automobilindustrie produzieren.

TSMC-Chef Wei begrüßt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

TSMC-Chef C. C. Wei begrüßt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Von der Leyen: Eine Win-win-Situation für alle

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen erklärte bei der Veranstaltung, dass die europäische Industrie durch die neue TSMC-Fabrik insgesamt von zuverlässigeren lokalen Lieferketten und auch von neuen Produkten profitieren werde, die genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten seien.

Man lebe in einer Zeit wachsender geopolitischer Spannung, und daher werde TSMC auch von der geografischen Ausbreitung nach Europa und einem damit verbundenen besseren Zugang zu seinem „einzigartigen Binnenmarkt“ profitieren. „Eine Win-win-Situation für alle“, so die EU-Kommissionspräsidentin.

Laut EU-Kommission soll die Anlage in Dresden ein offener Fertigungsbetrieb sein, die Kunden könnten also spezifische Chips in Auftrag geben. Zudem gebe es die Zusagen, kleine, mittlere und Start-up-Unternehmen in Europa gezielt zu unterstützen, um deren Know-how und Kompetenzen zu stärken.

Auch europäische Hochschulen sollen demnach besonderen Zugang zu den Produktionskapazitäten erhalten, wodurch auch die Forschung und die Wissenserzeugung in Europa gefördert würden.

Vertreter Taiwans in Deutschland, Jhy-Wey Shieh. Foto: Stephan Kröker/Epoch Times

Taiwan-Vertreter beeindruckt

„Wir erkennen an dieser Grundsteinlegung, dass Taiwan zwar immer bedroht ist durch China, militärisch wie auch diplomatisch.“ Trotzdem könne man immer mit beiden Füßen auf dem Boden stehen, so der Vertreter Taipehs in der Bundesrepublik Deutschland Jhy-Wey Shieh gegenüber Epoch Times.

„Das kommt nicht nur daher, dass unsere Technik Anerkennung findet, sondern liegt, wie der sächsische Ministerpräsident erklärte, auch daran, dass Taiwan vertrauenswürdig ist und ein Partner, mit dem man mit gutem Gewissens zusammenarbeiten kann.“

Ihn als Vertreter Taiwans hätte beeindruckt, mit welch offenen Armen man Taiwan hier willkommen geheißen habe. Bei der jetzigen Zusammenarbeit ginge es in erster Linie um die Herstellung von Halbleitern, aber es ginge auch um Sicherheit.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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