Antisemitismus geht hauptsächlich von judenfeindlichen Muslimen und Linken aus
Laut einer Studie der EU-Agentur verzichten 75 Prozent der befragten Juden in Deutschland aus Sicherheitsgründen darauf, in der Öffentlichkeit Schmuck oder Kleidung zu tragen, die sie als Juden kennzeichnet. Denn 28 Prozent von ihnen haben laut der Studie im vergangenen Jahr antisemitische Belästigung bis hin zu Gewalt erlebt.
Für die Studie wurden über 16.000 jüdische Bürger in zwölf EU-Ländern befragt.
Muslimisch-linke Kreise die Haupttätergruppe
Hauptsächlich ging, laut der Umfrage, die Gewalt von Personen „mit extremistisch-muslimischer Anschauung“ aus. Als zweitgrößte Tätergruppe folgen dann Personen „mit linker politischer Sichtweise“ (21 Prozent).
Deutlich seltener wurden Juden Opfer von antisemitischer Belästigung durch, nach eigenen Aussagen, Personen „mit rechter politischer Sichtweise“ (13 Prozent).
Von diesen drei Tätergruppen abweichend gibt es allerdings eine Gruppe, die jüdische Opfer von Gewalt noch häufiger als Täter identifizierten – Muslime „mit linker politischer Auffassung“ (33 Prozent).
Ein knapp 30-jähriger deutscher Jude äußerte dazu im Rahmen der Antisemitismus-Studie:
Heutzutage ist Antisemitismus leider sehr stark präsent in muslimischen und in linken Kreisen. Sicher, rechten Hass auf Juden gibt es auch, das ist keine Frage.“
Der Bayernkurier fragt sich im Zusammenhang mit den Ergebnissen der Studie, wie das mit den offiziellen deutschen Kriminalitätsstatistiken zusammenpasst, „nach denen mehr als 90 Prozent der antisemitischen Straftaten durch Rechtsradikale verübt wird“.
„Wenn ein Täter nicht ermittelt werden kann, wird er dem rechten Spektrum zugeordnet“
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland gibt dazu die Antwort:
Das Problem ist, wenn ein Täter nicht ermittelt werden kann, wird diese Tat von der Polizei automatisch dem rechten Spektrum zugeordnet.“
Hier müsse man genauer hinsehen fordere Schuster.
Insgesamt gaben 28 Prozent der Befragten an, in den 12 Monaten vor der Umfrage, antisemitische Belästigung erlebt zu haben. Spitzenreiter ist dabei mit 41 Prozent Deutschland, gefolgt von Belgien (39 Prozent) und den Niederlanden (35 Prozent). In Ungarn haben nur 23 Prozent der Befragten antisemitische Belästigung erlebt.
Drei Prozent der jüdischen Befragten gab an, in den fünf Jahren vor der Befragung, sogar körperliche Attacken erlebt zu haben. Dabei gaben die Befragten an, dass 75 Prozent aller Angriffe im öffentlichen Raum stattfanden. Was die Beschimpfungen bzw. antisemitische Äußerungen angehen, so würden sie am häufigsten im Internet und in den Medien wahrgenommen.
Viele Befragte haben Angst vor Übergriffen
Die Schikanen zeigen Wirkung: 40 Prozent der Befragten in jenen zwölf Ländern fürchten, in den nächsten zwölf Monaten Opfer eines körperlichen Angriffs zu werden.
Die französischen Juden äußerten dabei die größten Sorgen. In Deutschland sind es demnach 47 Prozent der Befragten, die Angst vor einem Angriff haben, in Belgien 41 Prozent. Am sichersten fühlen sich die befragten Juden in Ungarn. Hier äußerten nur 13 Prozent der Befragten Sorgen vor einem Angriff.
Ähnlich sieht es bei der Frage aus, ob sich in den letzten fünf Jahren die Situation für Juden verschlimmert habe. Insgesamt 89 Prozent der Befragten glaubt, dass dies im eigenen Land so sei. Wiederum liegt dabei Frankreich mit 93 Prozent vorn. In Schweden sehen das 91 Prozent so. Und in Deutschland sind es 89 Prozent. Auch hier hebt sich Ungarn ab. So ist es das einzige Land, wo mit 71 Prozent heute weniger befragte Juden dies so sehen als noch vor fünf Jahren (91 Prozent).
Aufgrund dieser Entwicklung haben 38 Prozent der Befragten in den Umfrageländern erwogen auszuwandern. In Frankreich und Deutschland sind es sogar 44 Prozent.
Die Entwicklung hat sich der Studie zufolge verschlechtert. Viele Jahre lang wäre es kein Problem gewesen, in Dänemark jüdisch zu sein. Aber seit der Jahrtausendwende hätte es angefangen mit Drohungen, verletzenden Aussagen und Terrorangriffen gegen Juden. Die Mehrheit dieser Übergriffe seien von Leuten mit muslimischem Hintergrund ausgegangen, erklärt eine 60-jährige Jüdin aus Dänemark.
Häufigste Beschimpfung: „Die Israelis machen mit den Palästinensern das gleiche wie die Nazis“
Die häufigste Beschimpfung die mit 51 Prozent angegeben wurde ist: „Die Israelis machen mit den Palästinensern das Gleiche wie die Nazis.“ Dies war auch in Deutschland mit 43 Prozent die häufigste Beschimpfung. Darauf folgte der Vorwurf, die Juden würden „ihr Schicksal als Holocaust-Opfer für ihre Zwecke ausnutzen“. Europaweit haben sich 24 Prozent der Befragten anhören müssen, der Holocaust sei „ein Mythos oder übertrieben“.
Für die 82-seitigen Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) mit dem Titel: „Erfahrung und Wahrnehmung von Antisemitismus – Zweite Umfrage zu Diskriminierung und Hassverbrechen gegen Juden in der EU“ wurden 16.395 jüdische EU-Bürger über das Internet befragt.
Sie lebten während der Umfrage in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Schweden, Spanien und Ungarn. In diesen zwölf EU-Ländern leben 96 Prozent der Juden in Europa. (er)
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