Essen: Amoklauf aus Rache? Anwalt des Syrers geht von psychischer Erkrankung aus

Brandbeschleuniger, Machete und Messer. Erste Ermittlungen der Polizei gegen Hinweise auf das Motiv des 41-jährigen Syrers.
Bei zwei Bränden in Essen sind rund 30 Menschen verletzt worden.
Bei zwei Bränden in Essen sind 31 Menschen verletzt worden.Foto: Markus Gayk/dpa
Von 30. September 2024

Nach einem Großeinsatz in Essen am Samstagabend, bei dem ein Syrer zwei Brände gelegt und mit einem Transporter zwei Geschäfte demoliert hat, sind nun weitere Details bekannt. Erste Ermittlungen der Polizei geben Hinweise auf das Motiv: Rache. Seine Frau hatte sich von ihm getrennt. Die Trennung habe der Mann möglicherweise nicht verkraftet, so NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).

Für die Taten habe sich der Syrer mit Brandbeschleuniger sowie Stichwaffen – darunter eine Machete – bewaffnet und sei gezielt zu Wohnungen und Ladenlokalen in Essen gefahren, wo Personen wohnten, die seine Frau unterstützen.

Unter Anwendung von Gewalt drang der 41-Jährige, bei dem es sich laut „Bild“ um den selbstständigen Handwerker Shadi A. handeln soll, sodann in die Mehrfamilienhäuser und Geschäfte ein.

Anwohnerin: Das erste Kind wurde von Anwohnern gerettet

Nach Angaben der Polizei legte der Syrer mittels Brandbeschleuniger zwei Brände in den Stadtteilen Altenessen und Stoppenberg vorsätzlich, um die Bewohner zu töten und die Häuser zu zerstören. Die Treppenhäuser waren schon kurz danach nicht mehr passierbar. Die Bewohner waren eingeschlossen. Noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr stellten beherzte Nachbarn eine Leiter an die Wände und kletterten selbst hoch.

„Es war so, dass die Feuerwehr noch nicht vor Ort war, aber das erste Kind schon gerettet war von den Anwohnern“, schilderte Nachbarin Petra Stolarski im WDR-Fernsehen. „Keine – das sag ich jetzt nicht böse – keine deutschen Anwohner, sondern tatsächlich alles Immigranten, die wirklich da selbstlos raufgegangen sind. Selbst als die Feuerwehr kam, bis die Leiter und der Korb ausgefahren waren, haben die weitergemacht.“

Einer der freiwilligen Helfer, Schehmus Mamadu, sagte im WDR: „Es kann ja nicht sein – alle Leute sind am Gucken und keiner macht was.“ Deshalb hätten einige „Kollegen“ und er gehandelt.

Die Feuerwehr konnte schließlich alle Bewohner in Sicherheit bringen. In der Spitze waren rund 160 Einsatzkräfte beteiligt. Zahlreiche Personen befinden sich jedoch noch in stationärer Behandlung in verschiedenen Krankenhäusern.

Zwei Lebensgeschäfte demoliert

Nachdem der Syrer die Brände gelegt hatte, fuhr er nach Polizeiangaben noch mit einem Lieferwagen gegen zwei Lebensmittelgeschäfte. Anschließend verschwand er mit einer Machete in einem der Läden, wie ein Video in den sozialen Medien zeigt.


Kurze Zeit später wurde der Mann von mehreren Personen in einem Hinterhof in Schach gehalten, bis die Polizei eintraf.

Lob für Zivilcourage

Sowohl Reul als auch der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) lobten das couragierte Verhalten der Menschen, die noch vor Eintreffen der Feuerwehr Bewohner mit einer Leiter über die Dachrinne aus dem brennenden Gebäude gerettet hatten.

Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) äußerte: „Allen, die besonnen dabei unterstützt haben, den mutmaßlichen Täter zu stellen, danke ich für die Zivilcourage.“ Innenminster Reul warnte allerdings auch, man solle sich selbst nicht in Gefahr bringen.

Wenn irgendwelche Leute mit Macheten rumlaufen, dann muss man sich nicht einmischen“, so der Minister.

Täter war Polizei bekannt

Der 41-Jährige ist der Polizei bereits wegen Bedrohung und Sachbeschädigung bekannt. Seit 2021 soll es laut „Bild“ immer wieder zu häuslicher Gewalt innerhalb der Familie gekommen sein. Nach Angaben der Polizei äußert sich der Tatverdächtige nicht zu dem Sachverhalt. Sein Verteidiger Volker Schröder erklärte laut „rbb Inforadio“: „Ich sehe hier keinen terroristischen Hintergrund, eher eine psychische Erkrankung. Das Ganze sieht nach einem Familiendrama aus.“

Am 29. September hat die Staatsanwaltschaft Essen Haftbefehl gegen den 41-jährigen Syrer beantragt – unter anderem wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Mordes. Seit Sonntag sitzt er in Untersuchungshaft.

Die innenpolitische Sprecherin der oppositionellen SPD-Fraktion im Landtag NRW, Christina Kampmann, forderte eine detaillierte Aufklärung der Hintergründe. „Um wen genau handelt es sich? Hatte man den Tatverdächtigen auf dem Schirm oder sogar im Visier?“ Das alles müsse jetzt schnell aufgeklärt werden, um die notwendigen Schlüsse aus dem schrecklichen Fall ziehen zu können.

Die Ermittlungen dauern an. Ob eine psychische Erkrankung des Täters vorliegt, muss durch Einholung eines Sachverständigengutachtens geklärt werden.

Die Polizei bittet um Mithilfe. Videos können über ein Hinweisportal hochgeladen werden: https://nrw.hinweisportal.de/. Telefonische Zeugenhinweise nimmt die Polizei unter der Rufnummer 0201/829-0 entgegen.

(Mit Material der Agenturen)

 



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