„Es ist eine Schande“: Israels Botschafter warnt vor Zunahme von Antisemitismus

"Der Antisemitismus nimmt in Deutschland zu", warnt Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman. Das sei eine Schande. Deswegen solle er gemeinsam mit dem Rechtsradikalismus bekämpft werden, denn die "Nazis sind eine Gefahr für alle Deutschen, nicht nur für die Juden", so der Botschafter.
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Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman.Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images
Epoch Times29. Juli 2017

Der Antisemitismus in Deutschland nimmt zu – das meint Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman. Deswegen fordert er einen entschiedenen Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus.

„Ich erwarte, dass Antisemitismus bekämpft wird“, sagte der Diplomat, der Ende August Berlin nach fünf Jahren im Amt verlässt, der Nachrichtenagentur AFP. „Dafür gibt es zum einen Gesetze. Die Gesetze in Deutschland sind sehr klar in der Frage, was erlaubt ist und was nicht. Ein Jein sollte es nicht geben“, sagte Hadas-Handelsman. „Zum anderen muss die Devise sein: Bildung, Bildung und nochmals Bildung.“

„Wer heute gegen Juden ist, ist morgen gegen Muslime, Schwule etc.“

„Es ist eine Schande, dass im 21. Jahrhundert überhaupt noch Antisemitismus in Europa existiert und besonders in Deutschland.“ Das sei „ein Problem für die Juden, aber vor allem auch ein Problem für die Gesellschaften, in denen Antisemitismus auftaucht. Denn diejenigen, die heute gegen Juden sind, sind morgen gegen Muslime, Schwule oder andere Gruppen“, sagte der Diplomat.

„Nazis Gefahr für alle Deutschen, nicht nur für Juden“

„Die deutsche Gesellschaft hat es verdient, dass Deutschland heute eine so großartige Demokratie ist“, sagte Hadas-Handelsman der AFP.

„Demokratien sind immer bedroht, das ist nicht nur in Deutschland so, sondern in Israel, in den USA, in der ganzen westlichen Welt. Es gibt immer diejenigen, die die demokratischen Regeln nutzen wollen, um ihre undemokratischen Ansichten zu verbreiten. Wir verteidigen uns jeden Tag, und das müssen auch die Deutschen tun. Wenn sie es nicht tun, dann läuft das ihren eigenen Interessen zuwider. Die Nazis sind eine Gefahr für alle Deutschen, nicht nur für die Juden.“

Hadas-Handelsman fordert Antisemitismusbeauftragten beim Bundeskanzleramt

Ein Antisemitismusbeauftragter, wie es jüngst der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erneut gefordert hatte, könnte dabei durchaus nützlich sein, sagte Hadas-Handelsman.

Am 24. April hatte der unabhängige Expertenkreis Antisemitismus seinen zweiten Antisemitismusbericht vorgelegt und mehrere Forderungen für eine wirksame Antisemitismusbekämpfung genannt, darunter die Berufung eines Antisemitismusbeauftragten beim Bundeskanzleramt. Doch unabhängig davon, ob es institutionell verankert sei oder nicht: „Eines ist klar, man muss es bekämpfen“, sagte Hadas-Handelsman.

Antisemitismus unter Migranten bekämpfen – Holocaustgedenkstätte und KZ in Integrationskursen besuchen

Das gelte auch für Antisemitismus, wenn er unter Migranten in Deutschland auftrete. „Den muss man bekämpfen im Sinne der Zukunft dieser Menschen und der Zukunft Deutschlands, der deutschen Gesellschaft und der Integration.“

Die Aufnahme etwa von Besuchen von Holocaustgedenkstätten oder Konzentrationslagern in Integrationskurse könne dabei durchaus sinnvoll sein.

Deutsch-israelischen Beziehungen „blühen“

Die deutsch-israelischen Beziehungen sieht Hadas-Handelsman trotz jüngster Misstöne als stabil und zukunftsweisend. Sie hätten sich im Zuge von Deutschlands gewachsener Verantwortung in Europa und in der Welt zuletzt sogar noch vertieft.

Deutschland habe sich wegen des „Rückzugs der USA aus verschiedenen globalen Angelegenheiten“, der „Schwäche der Europäischen Union“ und der Migrantenkrise plötzlich in einer Führungsrolle gefunden und „wurde regelrecht gezwungen, seine traditionelle Außenpolitik zu ändern“, sagte der Botschafter.

„Deutschland wurde dadurch auch noch wichtiger als strategischer Partner für Israel und umgekehrt.“ Die jüngsten Misstöne, die etwa den Besuch von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) in Israel begleiteten, seien „Differenzen unter Freunden“, die es manchmal eben gebe. „Die Beziehungen blühen“, sagte Hadas-Handelsman. (afp)

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