Erwin Sellering: Auch ohne Plattdeutsch anerkannt

Ministerpräsident Sellering, der bisherige Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommern, gilt als Pragmatiker ohne ideologische Scheuklappen und als kommunikativer Teamspieler. Die von ihm geführte SPD/CDU-Regierung arbeitete weitgehend geräuschlos und machte in den vergangenen zehn Jahren keine Schulden. Er setzt darauf, dass die SPD erneut die Landtagswahl gewinnt und er im Amt bleibt.
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64 Prozent der Bevölkerung sind einer Umfrage zufolge mit der Amtsführung von Sellering zufrieden.Foto: Bernd Wüstneck/dpa
Epoch Times4. September 2016

Ministerpräsident Erwin Sellering steht gern am Steuerrad und will auch künftig den Kurs Mecklenburg-Vorpommerns bestimmen. Obwohl der Stern des SPD-Politikers nach acht Amtsjahren zu sinken scheint, genießt er noch immer großes Ansehen.

64 Prozent der Bevölkerung sind einer Umfrage zufolge mit seiner Amtsführung zufrieden. Kein anderer ostdeutscher Regierungschef erreicht diesen Wert. Vor fünf Jahren waren es allerdings noch 79 Prozent.

Trotz drohender Verluste setzt der 66-Jährige darauf, dass die SPD erneut die Landtagswahl gewinnt und er im Amt bleibt. Zuletzt gingen die Umfragewerte wieder nach oben. Seit 2006 regieren in Schwerin SPD und CDU, seit 2008 ist Sellering Regierungschef.

Der in Sprockhövel bei Bochum geborene Westfale war 1994 mit seiner Familie nach Greifswald gezogen, wo er Vorsitzender Verwaltungsrichter wurde. Im gleichen Jahr trat er in die SPD ein und rückte 1996 in den Landesvorstand auf. 1998 wechselte Sellering in die Politik. Der damalige Ministerpräsident Harald Ringstorff holte ihn in die Staatskanzlei, machte ihn dann zum Justiz- und 2006 schließlich zum Sozialminister.

Seine Loyalität zu Ringstorff förderte den politischen Aufstieg. Und Sellering nutzte seine Chancen, wie 2007, als er Agrarminister Till Backhaus als Landesparteichef ablöste und damit erster Anwärter für den Posten des Ministerpräsidenten wurde. 2008 übergab Ringstorff die Amtsgeschäfte, aus dessen Schatten Sellering bald heraustrat und ähnlich hohe Popularitätswerte erreichte wie der frühere SPD-Übervater mit dem Hang zum Plattdeutschen.

Sellerings Werben für die Akzeptanz von DDR-Biografien brachte ihm zwar Pluspunkte bei vielen Wählern, trug ihm aber auch den Vorwurf des Populismus ein. Für seine Aussage, die DDR sei kein „totaler Unrechtsstaat“ gewesen, musste er Kritik aus allen politischen Lagern einstecken. Dennoch blieb er bei seiner Aussage.

Auf ein geteiltes Echo stieß auch Sellerings russlandfreudlicher Kurs. Obwohl die EU wegen des Ukraine-Konflikts Handelsbeschränkungen gegen Russland verhängt hatte, hielt er 2014 demonstrativ am Russland-Tag in Rostock fest – und wiederholte ihn 2016. Sellering gilt zudem als Verfechter der Ost-West-Rentenangleichung. Vor der Landtagswahl präsentierte er zusammen mit Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) medienträchtig einen Stufenplan dafür.

Sellering gilt als Pragmatiker ohne ideologische Scheuklappen und als kommunikativer Teamspieler. Die von ihm geführte SPD/CDU-Regierung arbeitete weitgehend geräuschlos, machte in den vergangenen zehn Jahren keine Schulden und behielt auch in der Flüchtlingskrise die Übersicht. Kritiker werfen ihm vor, Probleme wegzulächeln.

Für private Schlagzeilen sorgte der Regierungschef 2010, als er die 26 Jahre jüngere Britta Baum heiratete. Sellerings zweite Frau arbeitet im Bundesfinanzministerium. Beide leben in Schwerin und haben einen zweijährigen Sohn. Aus Sellerings erster Ehe stammen zwei inzwischen erwachsene Töchter. (dpa)



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