Erwerbstätigenzahl im Jahr 2024 auf neuem Höchststand – Weniger Selbstständige

Ungeachtet von Konjunkturflaute und Stellenabbau bei vielen Unternehmen waren 2024 so viele Menschen beschäftigt wie nie zuvor. Doch die Wirtschaftskrise hinterlässt in einigen Bereichen deutliche Spuren.
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Arbeitsamt in Aschersleben.Foto: via dts Nachrichtenagentur
Epoch Times2. Januar 2025

Trotz der Wirtschaftskrise hat die Zahl der Beschäftigten in Deutschland 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Im Jahresdurchschnitt waren rund 46,1 Millionen Menschen mit Arbeitsort hierzulande erwerbstätig, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

„Das waren so viele Erwerbstätige wie noch nie seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990.“ Jedoch wuchs die Beschäftigung nur noch in Dienstleistungsbereichen, während sie im Bau und im Produzierenden Gewerbe sank.

Die jahresdurchschnittliche Zahl der Erwerbstätigen stieg gegenüber dem Vorjahr um 72.000 Personen (+0,2 Prozent). Mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 wuchs die Erwerbstätigenzahl damit seit 2006 durchgängig. Allerdings verlor der Anstieg seit Mitte des Jahres 2022 deutlich an Dynamik.

Schlechte Aussichten für 2025

Ursachen für die Beschäftigungszunahme waren im Jahr 2024 wie bereits in den Vorjahren die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte und eine gestiegene Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung. Diese beiden Impulse überwogen die Effekte des demografischen Wandels, der zum verstärkten Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben führen.

Im neuen Jahr dürfte der Gegenwind zunehmen, denn die Konjunktur bleibt schwach. 2025 erwartet die Bundesbank nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent, nachdem die deutsche Wirtschaft 2024 das zweite Jahr in Folge leicht geschrumpft sein dürfte.

Die Arbeitsagenturen rechnen mit einer wachsenden Arbeitslosigkeit. Das Arbeitsmarktbarometer des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fiel im Dezember zum vierten Mal in Folge auf den niedrigsten Stand seit der Corona-Pandemie.

„Die Arbeitsagenturen erwarten, dass die Arbeitslosigkeit auch zu Beginn des neuen Jahres weiter steigen wird“, sagte IAB-Forscher Enzo Weber kürzlich.

Nur wenige Branchen erwarten Stellenaufbau

Auch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter 49 Branchenverbänden zeigt wenig Optimismus. 20 der 49 Wirtschaftsverbände erwarten demnach 2025 einen Rückgang der Produktion in ihrem Bereich; 13 rechnen mit gleichbleibenden Werten, 16 mit mehr Produktion.

Zudem erwarten 25 Verbände in ihren Branchen 2025 einen Stellenabbau, nur 7 Verbände rechnen mit mehr Beschäftigten. Dazu zählen die Pharmaindustrie sowie der Luft- und Raumfahrzeugbau und Dienstleister wie Speditionen. Weniger Jobs dürfte es etwa in der Eisen- und Stahlindustrie geben, im Maschinenbau, in der Autoindustrie oder am Bau.

Dienstleistungssektor gewachsen

Im Jahr 2024 trugen ausschließlich Dienstleistungen zum Anstieg der Erwerbstätigenzahl bei. 75,5 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiteten 2024 in den Dienstleistungsbereichen (2023: 75,3 Prozent). Die Zahl der Beschäftigten wuchs im Vorjahresvergleich um 153.000 Personen (+0,4 Prozent) auf 34,8 Millionen.

Einen großen Zuwachs gab es wie in den Vorjahren im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit mit +184.000 Personen (+1,5 Prozent). Demgegenüber ging bei den Unternehmensdienstleistern, zu denen auch Zeitarbeit zählt, die Erwerbstätigkeit erstmals seit 2020 wieder zurück (-55.000 Personen; -0,9 Prozent).

Geringe Zunahmen gab es in den Bereichen Finanzen und Versicherungen (+12.000 Personen; +1,1 Prozent) sowie Information und Kommunikation (+6.000 Personen; +0,4 Prozent), während die Zahl der Erwerbstätigen im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe mit -1.000 Personen (0,0 Prozent) nahezu unverändert gegenüber dem Vorjahr blieb.

Außerhalb der Dienstleistungen nahm die Beschäftigung ab, so die Statistiker weiter. Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) sank die Erwerbstätigenzahl 2024 um 50.000 (-0,6 Prozent) auf 8,1 Millionen Personen.

Im Baugewerbe ging mit einem Rückgang um 28.000 Erwerbstätige (-1,1 Prozent) auf 2,6 Millionen der seit dem Jahr 2009 andauernde und nur im Jahr 2015 unterbrochene Aufwärtstrend zu Ende. Insgesamt arbeiteten damit 23,3 Prozent aller Erwerbstätigen im Jahr 2024 im Produzierenden Gewerbe (2023: 23,5 Prozent).

Im Bereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei waren 3.000 Personen weniger erwerbstätig als im Vorjahr, was einem Rückgang um 0,5 Prozent auf 569.000 Personen entspricht. Damit setzte sich der negative Trend der vergangenen Jahre fort.

Abwärtstrend bei Selbstständigen

Entscheidend für die insgesamt positive Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt war die Zahl der Arbeitnehmer, die im Jahresdurchschnitt 2024 um 146.000 Personen (+0,3 Prozent) auf 42,3 Millionen wuchs. Zu diesem Anstieg trug maßgeblich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei. Leichte Verluste gab es bei der Zahl der marginal Beschäftigten.

Bei den Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger setzte sich im Jahr 2024 der nunmehr seit 2012 andauernde Abwärtstrend fort: Ihre Zahl sank gegenüber 2023 um 74.000 Personen (-1,9 Prozent) auf 3,8 Millionen.

Die Zahl der Erwerbslosen in Deutschland stieg nach vorläufigen Schätzungen der Statistiker auf Basis der Arbeitskräfteerhebung im Jahresdurchschnitt 2024 im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 179.000 Personen oder 13,4 Prozent auf 1,5 Millionen.

Die Zahl der aktiv am Arbeitsmarkt verfügbaren Erwerbspersonen, definiert als Summe der Erwerbstätigen und Erwerbslosen, stieg im gleichen Zeitraum um 260.000 Personen (+0,6 Prozent) auf 47,4 Millionen. Die Erwerbslosenquote, gemessen als Anteil der Erwerbslosen an der Zahl der Erwerbspersonen, stieg gegenüber dem Vorjahr von 2,8 Prozent auf 3,2 Prozent. (dts/red)



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