Ernährungsminister Schmidt will keine „vegane Wurst“

Derartige Begriffe seien "komplett irreführend und verunsichern die Verbraucher", sagte der CSU-Politiker der "Bild"-Zeitung vom Mittwoch.
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Vegane Curry-Wurst bei einer Biofachmesse. REWE hat einen rein veganen Supermarkt eröffnet – um zu testen, wie das ankommt.Foto: Daniel Karmann/Archiv/dpa
Epoch Times30. Dezember 2016

„Vegetarisches Schnitzel“, „vegane Currywurst“ – so etwas will Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) in deutschen Supermärkten nicht mehr lesen. Derartige Begriffe seien „komplett irreführend und verunsichern die Verbraucher“, sagte der CSU-Politiker der „Bild“-Zeitung vom Mittwoch. Er setze sich dafür ein, dass sie unterbunden werden. Eine gesetzliche Regelung plant Schmidt allerdings nicht. Vegetarierbund und Verbraucherzentrale Bundesverband sehen den Handlungsbedarf ohnehin woanders.

Minister Schmidt erklärte zu den vegetarischen und veganen Ersatzprodukten, die Anbieter dürften nicht „bei diesen Pseudo-Fleischgerichten so tun, als ob es Fleisch wäre“. Er forderte neue Bezeichnungen: „Ich bin mir sicher, dass sich die Hersteller künftig eigene Namen für ihre pflanzlichen Produkte überlegen werden.“

Ein Sprecher Schmidts erläuterte in Berlin, es gehe nicht um eine gesetzliche Regelung, sondern auf nationaler Ebene eher um eine Selbstverpflichtung. Er verwies auf die Lebensmittelbuch-Kommission, in der Hersteller, Handel und Verbraucher sowie Wissenschaftler und Aufsichtsbehörden vertreten sind. Die Kommission erarbeitet das sogenannte Lebensmittelbuch, in dem die Bezeichnungen von Lebensmitteln festgelegt sind. Laut dem Ministeriumssprecher befasst sich eine Arbeitsgruppe bereits mit Bezeichnungen für vegane und vegetarische Produkte.

Dem Sprecher zufolge hat sich Schmidt zum „Bezeichnungsschutz“ von Fleischprodukten auch an die EU-Kommission gewandt. Von der EU-Ebene aus könnte demnach eine rechtsverbindliche Regelung erlassen werden.

Der Sprecher verwies auf frühere Beispiele, bei denen bestimmte Begriffe für Nachahmerprodukte gestoppt wurden. So werde etwa der Begriff „pflanzliche Butter“ schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Stattdessen hätten sich die Beteiligten auf die Bezeichnung Margarine verständigt.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) sieht für Schmidts Vorstoß keine Notwendigkeit. „In aller Regel erkennen die Menschen, dass es sich um ein vegetarisches Produkt handelt“, sagte der Leiter des vzbv-Geschäftsbereichs Verbraucherpolitik, Ingmar Streese, dem „Tagesspiegel“ (Donnerstagsausgabe). Nötig sei allerdings eine Vereinheitlichung. „Es gibt immer mehr vegetarische Milch, Käse oder Wurst, da brauchen wir eine einheitliche Kennzeichnung.“

Der Vegetarierbund erklärte, Fleischbegriffe würden für vegetarische Produkte bereits „seit Jahrzehnten“ benutzt und „vermitteln auf den ersten Blick wichtige Informationen“. Würden sie durch „Wortneuschöpfungen wie ‚Bratstück'“ ersetzt, müssten sich die Kunden erst einmal anlesen, worum es sich handelt. „Dies hätte Verwirrung auf Seiten der Verbraucher zur Folge“, erklärte der Verein.

Es gebe „keinerlei Hinweise“ auf Fehlkäufe oder Irreführungen durch Fleischbezeichnungen für vegetarische oder vegane Produkte“, betonte der Vegetarierbund. Begriffe wie „Schnitzel“ und „Wurst“ müssten für die entsprechenden fleischlosen Produkte „eindeutig zugelassen“ werden – eine klare Regelung sei hier „vorteilhaft“ sowohl für die Hersteller als auch für alle Verbraucher. (afp)



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