„Erfolg“ oder „importierter Bürgerkrieg“? Silvesterbilanz fällt höchst unterschiedlich aus
Eine vollständige Erhebung aller Einsätze von Polizei, Rettung und Feuerwehr zum Jahreswechsel 2023/24 in Deutschland ist noch nicht absehbar. Die Einsatzkräfte haben bezüglich größerer Städte wie Berlin jetzt schon eine positive Silvesterbilanz gezogen. Ausschreitungen oder Vorfälle in einem Ausmaß, die im Vorjahr in Berlin oder 2015/16 an der Kölner Domplatte zu beklagen waren, blieben aus.
Mehrere Polizeieinsätze wegen Böllerschlachten an Silvester
Dennoch ist es in Berlin und anderen Städten vereinzelt zu Vorfällen gekommen, die ein Einschreiten der Einsatzkräfte erforderlich machten. Bereits vor Mitternacht hatten sich mehrere Dutzend Personen auf dem Alexanderplatz – eigentlich einer Böllerverbotszone – eine Pyrotechnikschlacht geliefert. Der „Berliner Zeitung“ zufolge sollen die vorwiegend jungen Männer auch absichtlich mit Raketen auf Menschengruppen gezielt haben.
Am #Alexanderplatz beschießen sich junge Männer mit Raketen und zielen diese wohl auch absichtlich in Menschengruppen. #Silvester #Neujahr pic.twitter.com/oH6CN2h45w
— Berliner Zeitung (@berlinerzeitung) December 31, 2023
Auch am Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus hat es nach Angaben der Polizei in Berlin ein Böllergefecht gegeben, an dem sich rund 500 Personen beteiligt haben sollen. Einen Einsatz gegen randalierende und teils mit illegalen Kugelbomben ausgestattete Personengruppen gab es in Lichtenrade. In Neukölln wurde ein Polizeiwagen damit beschossen, in Tempelhof schossen Personen mit Schreckschusswaffen auf einen Bus.
Berlins Polizeisprecherin „mit der Einsatzkonzeption zufrieden“
In der Hauptstadt waren 4.500 Polizeibeamte in der Silvesternacht im Einsatz, schwerpunktmäßig in drei zuvor als „Gefahrenzonen“ eingestuften Arealen in Berlin. Dazu kamen bewachte Bahnhöfe und Liegenschaften, Sprengstoffhunde, Bodycams und weitere modernste Technik. Mit Stand 2:30 Uhr war es dennoch zu 300 Festnahmen und mehr als 750 Feuerwehreinsätzen gekommen. Während ihres Einsatzes wurden 15 Beamte verletzt.
Berlins Polizeisprecherin Anja Dierschke zeigte sich „mit der Einsatzkonzeption zufrieden“. In der Silvesternacht sei es den Einsatzkräften aufgrund ihrer Stärke und Präsenz stets gelungen, unmittelbar einzuschreiten. Auch deshalb sei es nicht zu ähnlich gravierenden Zwischenfällen wie vor einem Jahr gekommen.
Im Vorjahr war es in Berlin zum Teil zu gezielten Angriffen auf Einsatzkräfte gekommen. Die Zahl an verletzten Beamten war deutlich höher. Dazu gab es eine Vielzahl an Vandalenakten, beispielsweise gegen öffentliche Verkehrsmittel.
Blogger wirft „NIUS“-Herausgeber Reichelt „Fake News“ vor
Auf X kam es zu heftigen Debatten darüber, ob die Vorfälle, die einen Einsatz von Polizeikräften erforderten, eine Form der Normalität zum Jahreswechsel widerspiegelten – oder über diese hinausgingen. Die Wahrnehmungen und die darauf beruhenden Silvesterbilanzen waren entsprechend uneinheitlich.
Vor allem das Nachrichtenportal „NIUS“ von Ex-„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt sieht einen „importierten Bürgerkrieg“. Reichelt selbst meint: „Die Migrationspolitik zündet unser Land an.“
Brennende Autos, schwere Straßenschlachten, zahllose Angriffe auf die Polizei. Was sich Silvester in Berlin – mal wieder – abgespielt hat, war importierter Bürgerkrieg. Danke an alle #NIUS Reporter, die das dokumentiert haben! #Silvester #B3112 pic.twitter.com/J62OpI8uzn
— Julian Reichelt (@jreichelt) January 1, 2024
Andere X-Nutzer werfen ihm und seinem Portal hingegen vor, die Lage zu dramatisieren und zum Teil gezielt falsche Eindrücke zu vermitteln. Einige Nutzer warfen Reichelt Clickbaiting vor, so beispielsweise der selbst ernannte „Fakenews-Killer“ Stefan Michels, der erklärt, es habe „keine Ausschreitungen in Neukölln“ gegeben.
Weitere X-Nutzer attestieren dem „NIUS“-Herausgeber unverhohlenen Rassismus:
Was in #Neukölln und dem Rest Berlins an Silvester passiert, interessiert Julian Reichelt und seine Lakaien nicht.
Für den sind tanzende Menschen ja schon ein Problem, nur weil die schwarze Haare haben. Die Agenda ist offensichtlich. pic.twitter.com/URuTR9lKI2
— WannWirdDasGrasLegal (@Volker_Pudt) January 1, 2024
Auch SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese wertet das Vorgehen der Polizei in der Silvesternacht in Berlin und in anderen Städten als Erfolg. „Das harte Durchgreifen war konsequent und richtig“, sagte Wiese der „Rheinischen Post“ (Dienstagsausgabe). „Das Strafrecht allein hilft hier nicht.“
Kaum noch Frauen an Silvester auf den Straßen?
Langfristig ließen sich die „erwarteten und in Teilen eingetretenen Krawalle aber nur präventiv verhindern“, äußerte Innenexperte Wiese weiter. „Hier helfen nur mehr Bildungsangebote und mehr gesellschaftliche Teilhabe und dies ist nicht umsonst zu haben.“
Demgegenüber pflichtet die Deutsche Umwelthilfe den kritischen Betrachtern des Jahreswechsels bei und spricht von einer „bitteren Böller-Bilanz“ und einem „Silvester mit Pyrotechnik und viel Leid“.
Und wieder ein Silvester mit Pyrotechnik und viel Leid. Die bittere Böller-Bilanz: Atemluft zB in Berlin noch viel giftiger als vergangenes Jahr, wieder gezielte Angriffe mit Feuerwerk, viele teils schwer Verletzte und mindestens ein Toter https://t.co/jPoV6EFYri
— Deutsche Umwelthilfe (@Umwelthilfe) January 1, 2024
Zahlreiche Nutzer monierten auch, dass vor allem in Berlin auf Videos in sozialen Medien kaum noch Frauen auf den Straßen zu sehen gewesen seien. Dies wurde vor allem auf die überwiegende und vermeintlich einschüchternde Präsenz junger Männer mit arabischem Migrationshintergrund zurückgeführt. Aber auch diesbezüglich gab es Gegenmeinungen.
Zum Punkt „#Silvester keine Frauen auf der Straße: Meiner Erinnerung nach war das nie anders. Als Frau Silvester nur mit Partner. Die Knallerei war immer ein Männerding. Die Aufgabe der Frauen war, bewundernd daneben zu stehen und „Schatz, das machst Du toll!“ zu sagen.
— Leandra Müller (@Leandra2302) January 1, 2024
Ex-FDP-Kandidat von jungen Männern beschimpft
Schauplatz von Randale und Ausschreitungen waren neben Berlin jedoch auch andere Städte. In Leipzig haben Linksextreme im Stadtteil Connewitz eine Polizeiwache angegriffen. In Solingen kam es ebenfalls zu Übergriffen gegen Polizeibeamte. In Frankfurt am Main wiederum kam es zu einem Feuerwehreinsatz und Randale in der Innenstadt, die jedoch zeitnah beendet werden konnte.
Der Unternehmensberater und frühere FDP-Europakandidat Hasso Mansfeld berichtete auch aus dem beschaulichen Bingen von einer unangenehmen Begegnung im häuslichen Umfeld.
Gestern böllerte ein Horde von jungen Männern stundenlang mit zunehmender Exzessiviät vor meiner Haustüre. Als dann um 0:15 aus den Verpackungen ein Feuer auf der Straße angezündet wurde ging ich runter und wies sie zurecht. Als Replik gab es „Du Hurensohn“ „Alahu Akbar“ und ich …
— Hasso Mansfeld 🇪🇺 (@rasenspiesser) January 1, 2024
(Mit Material von dts)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion