Energiekrise führt zu mehr Verbraucherbeschwerden: Deutschland kauft teuren Strom, verkauft ihn jedoch günstig
Die Energiekrise hat in den vergangenen Jahren zu einer Zunahme von Beschwerden bei Verbraucherzentralen geführt. Wie ein Sprecher des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV) erklärt, haben die Einrichtungen im Vorjahr mehr als 49.000 damit zusammenhängende Eingaben gezählt. Diese betrafen Strom und Gas ebenso wie Nah- oder Fernwärme.
Verbraucherzentrale registriert mehr Beschwerden wegen Vertragsbeendigungen
Die häufigsten Gründe für Beschwerden waren die Abwicklung und Beendigung von Verträgen sowie vermutete unlautere Geschäftspraktiken. Ein weiteres Problem ist das erhebliche Missverhältnis zwischen den Preisen für den Import von Strom und den Erlösen aus dem Export. Die Versorger mussten für importierten Strom im Schnitt 30 Prozent mehr bezahlen, als sie durch die Ausfuhr einnahmen.
Im Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum erst 16.000 Beschwerden gewesen, heißt es aus der Verbraucherzentrale. Gegenstand der Beschwerden seien in diesem Fall Rechnungen, Preise und wiederum Geschäftspraktiken. Allerdings seien die Werte nicht in jeder Hinsicht vergleichbar, so der VZBV. Ihm zufolge änderten sich die Erfassungskriterien zwischen 2021 und 2022.
In 53 Prozent der Beschwerden des Vorjahres ging es um Fragen der Vertragsabwicklung. Beinahe jeder fünfte Fall betraf eine Vertragsbeendigung. In etwa 14 Prozent der Fälle beschwerten Verbraucher sich über Anbahnung oder Abschluss von Verträgen.
Deutschland muss viel an teurer Energie importieren
Darüber hinaus trat ein Effekt ein, den Kritiker der Energiewende bereits seit Längerem befürchtet hatten: Da Strom aus erneuerbaren Quellen nicht zu jeder Zeit in gleichem Maße verfügbar ist, muss dieser bei Bedarf eingeführt werden – zu deutlich höheren Preisen.
Tatsächlich muss Deutschland seinen Strom vor allem dann importieren, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint. Dies ist insbesondere in der kalten und dunklen Jahreszeit häufig der Fall. Da in diesem Zeitraum die Nachfrage nach Strom generell hoch ist, steigt der Preis entsprechend deutlich an.
Wie die „Bild“ (Montagsausgabe) berichtet, exportierte Deutschland im Vorjahr insgesamt 62,05 Terawattstunden Strom. Die daraus erlangten Erlöse beziffert das Bundeswirtschaftsministerium auf etwa 12,5 Milliarden Euro. Im Gegenzug mussten die Energieversorger 2022 insgesamt 35,77 Terawattstunden importieren – für insgesamt 9,6 Milliarden Euro.
Der Unterschied in den Preisen für eine Kilowattstunde lag zwischen Import und Export demnach bei 27 zu 20 Cent.
Fehlende Transportinfrastruktur schafft Engpässe
Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, fordern Experten nun eine stärkere Regulierung und Transparenz in der Energiebranche. Die Förderung von erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz allein reichten nicht aus, um eine ausreichende Versorgung mit Energie sicherzustellen.
Ende des Vorjahres hatte Nikolas Stihl, Vorsitzender des Beirats des Motorsägenherstellers Stihl, von „Dilettantismus“ gesprochen. Im „Manager-Magazin“ spricht er von einer drohenden Deindustrialisierung des Landes. Dabei sei der fehlende Ausbau der Stromnetze sogar eine noch größere Gefahr für den Standort als die hohen Energiepreise.
Von 12.000 erforderlichen Kilometern an Transportinfrastruktur, um Strom aus Erneuerbaren vom Norden in den Süden zu transportieren, seien erst etwa 2.000 verfügbar.
Linke will Energiepreisbremsen nachbessern
Die Linksfraktion im Bundestag will auch die Energiepreisbremsen nachbessern. Der Co-Fraktionschef Dietmar Bartsch bezeichnet diese in ihrer jetzigen Form als „Freibrief zum Abkassieren für die Strom- und Gasversorger“. Gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe erklärte er mit Blick auf die Zahl an Beschwerden bei Verbraucherzentralen über die Preisbremsen:
Aktuell haben sie keine Bremswirkung, sondern halten die Preise oben.“
Bartsch äußert mit Blick auf die Entwicklung an den Strommärkten, Strom- und Gashändler könnten längst wieder die Preise senken. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck müsse Druck auf die Energiekonzerne ausüben. Es dürfe keine Karenzzeit geben zwischen dem Sinken von Beschaffungskosten und dem Sinken der Strompreise für Kunden.
Da vielen Menschen mit der nächsten Betriebskostenabrechnung der „finanzielle Knock-out“ drohe, sei ein Nebenkostenfonds erforderlich, so Bartsch:
Nachzahlungen, die oberhalb des Mittels der letzten Jahre liegen, sollten in diesem Jahr von der Bundesregierung übernommen werden.“
(Mit Material von AFP und dts)
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