Elf FIFA-Funktionäre gesperrt – UEFA zückt Rot
Nach einem dramatischen Tag in Zürich mit mehreren Festnahmen und Durchsuchungen in der Zentrale des Fußball-Weltverbandes wurden am Mittwochabend elf aktuelle oder ehemalige Funktionäre provisorisch gesperrt – unter ihnen auch die Blatter-Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo, die zuvor von den Schweizer Behörden auf Antrag der US-Justiz in Abschiebehaft genommen worden waren.
Während die Gegner des FIFA-Chefs aus der UEFA nach einer Sondersitzung in Warschau eine Verschiebung des FIFA-Kongresses forderten, verteidigte Blatter in einem schriftlichen Statement sein Krisenmanagement. Eine Absage der Präsidentschaftswahl am Freitag, bei der er für eine fünfte Amtszeit gewählt werden will, sind für den 79-Jährigen keine Option. „Das ist eine schwierige Zeit für den Fußball, die Fans und für die FIFA als Organisation. Wir haben Verständnis für die Enttäuschung, die viele zum Ausdruck gebracht haben…“, wird Blatter in einem schriftlichen Statement der FIFA zitiert.
Seine europäischen Gegner haben die unverhoffte Gunst der Stunde offenbar erkannt und proben den Aufstand. Der Kongress samt Wahlen müsse um sechs Monate verschoben werden, hieß es in einem Statement unter der Überschrift „UEFA zeigt dieser FIFA die Rote Karte“. Es käme auch ein Boykott infrage. „Beim anstehenden FIFA-Kongress besteht die Gefahr einer Farce. Deshalb werden sich die europäischen Verbände genau überlegen müssen, ob sie überhaupt am Kongress teilnehmen sollen, um ein System zu verwarnen, welches – insofern es nicht gestoppt wird – den Fußball letztendlich töten wird“, hieß es in einer Pressemitteilung. Solch scharfe Töne sind einmalig in der einst auf Harmonie gebauten Funktionärswelt.
Im Morgengrauen hatten Schweizer Sicherheitsbehörden unabhängig voneinander an zwei Orten in Zürich Ermittlungen wegen möglicher Vergehen innerhalb des FIFA-Apparats vorangetrieben. Und erneut kamen Beschuldigte aus dem engsten Machtzirkel um Blatter.
Im Hotel Baur au Lac wurden unter anderem Webb (Kaymaninseln) und Figueredo (Uruguay) neben fünf weiteren Spitzenfunktionären festgenommen. Gegen die drohende Abschiebung in die USA legten sechs der sieben Festgenommenen noch am Mittwoch Rechtsmittel ein, was zumindest aufschiebende Wirkung hat.
Ihnen werden organisiertes Verbrechen und Korruption vorgeworfen. Als Höchststrafe drohen in den USA 20 Jahre Haft. Insgesamt ermittelt das US-Justizministerium, das die Schweizer Behörden um Amtshilfe ersucht hatte, gegen 14 Personen. Sie sollen seit Anfang der 90er Jahre Schmiergelder von mehr als 150 Millionen Dollar von Vermarktern für die Vergabe von Fußballturnieren erhalten haben. 110 Millionen Dollar sollen allein für Vermarktungsrechte für die Copa America 2016 in den USA geflossen sein. Bestechungsgelder sollen auch vor der WM-Vergabe an Südafrika 2010 gezahlt worden sein. Die WM 2006 in Deutschland wird in dem Bericht des US-Justizministeriums nicht erwähnt.
„Sie haben das weltweite Fußballgeschäft korrumpiert, um sich selbst zu bereichern“, sagte US-Justizministerin Loretta Lynch am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in New York. „Sie haben es immer und immer wieder gemacht. Jahr um Jahr, Turnier um Turnier.“
(dpa)
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