EKD-Ratsvorsitzender: „Greta ist keine Heilige“
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Münchner Bischof Heinrich Bedford-Strohm, hat vor der Überhöhung und Sakralisierung der Schülerin Greta Thunberg und der Grünen gewarnt. „Greta ist keine Heilige, sondern ein Mensch, der sich Gedanken macht über die Zukunft, wie es übrigens viele schon immer in den christlichen Kirchen tun“, sagte Bedford-Strohm der „Bild“.
Wer glaube, dass die Welt Gottes Schöpfung sei, der könne nicht einfach zusehen, wie Menschen sie zerstörten.
„Greta Thunberg hat da einen wichtigen Beitrag geleistet, um das Thema in die öffentliche Debatte zu bringen.“ Gleichwohl gebe es für Christen keine Wahlempfehlung für die Grünen, sagte Bedford-Strohm.
Keine Partei bekommt einen Heiligenschein. Deshalb ist es gut, dass wir auf allen Ebenen unserer Kirche und in ihren Ämtern Vertreter ganz unterschiedlicher Parteien haben.“
Gleichzeitig wies Bedford-Strohm Kritik an seinem Engagement für die sogenannte Seenot-Rettung von Migranten im Mittelmeer zurück:
„Es gibt keinen Sog-Effekt. Mittlerweile dürfen die Retter kaum noch helfen. Die EU-Mission Sophia ist eingestellt. Und dennoch haben fast 3.000 Menschen in den letzten 18 Monaten ihr Leben im Mittelmeer verloren. Menschen ertrinken zu lassen, kann keine migrationspolitische Lösung sein. Niemand käme auf die Idee, einen Unfallfahrer, der unangeschnallt an einen Baum gefahren ist, zur allgemeinen Verkehrserziehung verbluten zu lassen. Und wenn Menschen, die Ertrinkende aus dem Mittelmeer retten, dafür auch noch kriminalisiert werden, dann ist das eine Schande – nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa!“
Eine Rückführung nach Libyen lehnt er ab
Auch die Rückführung Geretteter an die nordafrikanische Küste lehnte Bedford-Strohm ab. „Die Menschen auf den Booten kommen aus Lagern in Libyen, in denen grausamste Zustände herrschen, sie sind Zwangsprostitution, Folter und Sklavenarbeit ausgesetzt, um sich das Geld für die Überfahrt zu verdienen. Von den verbrecherischen Schlepperbanden werden sie dann in diese Boote gesetzt. Wenn man diese Menschen wieder der sogenannten libyschen Küstenwache übergibt, beginnt dieses Martyrium von neuem. Das kann keine Lösung sein.“
„Die Frage, welche legalen Flucht- und Asylwege es geben muss“, stehe „in der Tat auf der Tagesordnung“, sagte Bedford-Strohm. „Es kann nicht sein, dass man ein Asylverfahren nur bekommt, wenn man sich zuvor auf dem Weg nach Europa in Lebensgefahr gebracht hat. Wir brauchen einen Verteilmechanismus, der gerettete Menschen in verschiedenen Ländern Europas in Sicherheit bringt. Viele Städte Europas haben ihre Bereitschaft, sie aufzunehmen, bereits erklärt.“ (dts)
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