Ein Drittel Anteil: Kohle bleibt Deutschlands wichtigster Energieträger

Im Lauf des Jahres 2022 ist der Anteil von Steinkohle und Braunkohle an der gesamten Stromproduktion um 3,1 Prozentpunkte auf genau ein Drittel gestiegen. Die „erneuerbaren" Energieträger machten im Strommix 46,3 Prozent aus.
Die Sonne geht hinter dem Kohlekraftwerk Mehrum im Landkreis Peine in Niedersachsen auf.
Symbolbild: Das Kohlekraftwerk Mehrum im Landkreis Peine trägt zur sicheren Stromversorgung in Deutschland bei.Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Von 16. März 2023

Totgeglaubte leben länger: Kohle ist in Deutschland trotz aller Bemühungen um eine CO₂-Reduktion nach wie vor der wichtigste Energieträger. Ihr Anteil an der gesamten Stromproduktion stieg 2022 um 3,1 Prozentpunkte auf genau ein Drittel. Das hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt. Steinkohle und Braunkohle hatten daran in etwa denselben Anteil.

Als Hintergrund nannte das Statistische Bundesamt den Ukraine-Krieg: Durch die Sanktionen gegen Russland und die zerstörten Nord-Stream-Gaspipelines musste das fehlende russische Erdgas ersetzt werden.

Außerdem waren zum Jahresbeginn 2022 drei der noch sechs verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland abgeschaltet worden. Die restlichen drei AKWs sollen auf Druck der grünen Koalitionäre in der Ampel-Regierung Mitte April 2023 vom Netz genommen werden. Sie produzierten 2022 noch 6,4 Prozent der Energiemenge. Andere europäische Länder wie Frankreich, die Slowakei oder Belgien benutzen hauptsächlich Kernkraft im Energiemix.

Wind im Aufwind

Nach Kohle lieferte 2022 die Windkraft die meiste elektrische Energie. Ihr Anteil betrug 2022 mit 24,1 Prozent ein knappes Viertel. 2021 waren es nur 21,6 Prozent gewesen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will den Ausbau deutlich beschleunigen.

Erdgas auf Platz 3

Auf Platz drei der Energieträger lag 2022 trotz der Engpässe das beinahe vollständig importierte, wesentlich verteuerte Erdgas. Es machte immer noch 11,4 Prozent (minus 1,2 Prozentpunkte) des deutschen Strommixes aus.

Nach Informationen des „Verbands der Chemischen Industrie“ (PDF) ging der Prozentanteil von Import-Erdgas aus Russland von vormals 53 Prozent (2021) auf nur noch 19 Prozent zurück. Die Lücke von 34 Prozentpunkten wurde von vermehrten Erdgaseinfuhren aus Norwegen (31 Prozent, plus 12 Prozentpunkte), aus den Niederlanden (26 Prozent, plus sieben Prozentpunkte) und aus anderen Ländern (19 Prozent, plus 15 Prozentpunkte) geschlossen.

Gleich nach dem Erdgas rangiert die Photovoltaik auf Platz vier der wichtigsten Energieträger Deutschlands: Stromerzeugende Paneele auf Feldern und Dächern trugen mit 10,6 Prozent 1,9 Prozentpunkte mehr Energie bei als im Vorjahr.

Anteil an der Stromerzeugung in Deutschland nach Energieträgern 2022:

  1. Kohle: 33,3 Prozent (plus 3,1 Prozentpunkte)
  2. Windkraft: 24,1 Prozent (plus 3,5)
  3. Erdgas: 11,4 Prozent (minus 1,2)
  4. Photovoltaik: 10,6 Prozent (plus 1,9)
  5. Kernenergie: 6,4 Prozent (minus 6,2)
  6. Biogas: 5,8 Prozent (konstant)
  7. Wasserkraft: 3,2 Prozent (minus 0,3)
  8. Sonstige konventionelle Energie: 2,6 Prozent (plus 0,3)
  9. Sonstige erneuerbare Energie: 2,6 Prozent (minus 0,1)

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

Konventionelle Energie: Rückgang, aber unverzichtbar

Der Anteil sämtlicher konventioneller Energieträger am Gesamtmix sank 2022 um vier Prozentpunkte auf 53,7 Prozent. Die restlichen 46,3 Prozent wurden mit sogenannten „Erneuerbaren“ erzeugt, also mit Wind, Sonne, Biogas und Wasserkraft. Logischerweise wurde hier ein Plus von vier Prozentpunkten verbucht.

  • Windkraftanlagen „Onshore“ 2022: 28.443 (Quelle)
  • Photovoltaikanlagen: ca. 2,5 Millionen (Quelle)
  • Biogasanlagen: ca. 10.000 (Quelle)
  • Wasserkraftwerke: ca. 7.300 (Quelle)

Verbrauch leicht rückläufig

Die gesamte 2022 in Deutschland öffentlich erzeugte und eingespeiste Strommenge belief sich laut Statistischem Bundesamt auf 509 Milliarden Kilowattstunden. Das bedeute einen durchschnittlichen Rückgang um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach einer Statistik des Onlineportals „BDEW“ (PDF) ging der Stromverbrauch ab März 2022 im Vergleich zum Vorjahr zurück, und zwar je nach Vergleichsmonat um zwischen 0,3 Prozent (August 2022) und 10,8 Prozent (November 2022). Im Januar 2023 betrug der Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat 7,6 Prozent (PDF).

2021 waren laut Statistischem Bundesamt noch 517,7 Milliarden Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist“ worden, 2020 lag der Wert bei 504,5 Milliarden Kilowatt. Bei den genannten Werten ist jener Strom nicht enthalten, der in Industriekraftwerken erzeugt und dort gleich wieder verbraucht wird.

Nach Angaben der „Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen“ (AGEB) sank der gesamte deutsche Energieverbrauch 2022 mit einem Minus von 4,7 Prozent gegenüber 2021 auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung – obwohl die Bevölkerungszahl durch Migration allein im August um eine Million Menschen angewachsen war. Als vermutete Gründe nannte die AGEB die Einsparungen wegen der „stark gestiegenen Energiepreise“ und „preisbedingte Produktionskürzungen in einzelnen Wirtschaftsbranchen“. Das wärmere Wetter habe sich womöglich mit einem Einsparanteil von einem Prozent in der Statistik niedergeschlagen.

Kostenexplosion

Die Preise für Energie waren im Lauf des Jahres 2022 deutlich angestiegen. Das Statistische Bundesamt wies im Januar 2023 folgende Steigerungsraten im Vergleich zum noch „kriegsfreien“ Vorjahresmonat aus:

  • Erzeugerpreis Strom: 27,3 Prozent plus (Importiert: 45,7 Prozent plus)
  • Erzeugerpreis Mineralölprodukte: 12,6 Prozent plus (Importiert: 14,6 Prozent plus)
  • Erzeugerpreis Erdgas: 50,7 Prozent plus (Importiert: 24,3 Prozent plus)

Bei vielen Energieträgern ist Deutschland auf Auslandsimporte angewiesen. So stammen nach Angaben des „Verbands der Chemischen Industrie“ (PDF) beispielsweise 100 Prozent des Urans, das in den drei hiesigen AKWs verbraucht wird, aus anderen Ländern. Bei Mineralöl und Steinkohle liegen die Importquoten inzwischen ebenfalls nahe bei 100 Prozent.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion