Eierkrise vor Ostern – warum es knapp werden könnte

In Deutschland droht in den kommenden Monaten eine Rationierung von Eiern. Grund ist die grassierende Vogelgrippe, die zahlreiche Hühnerbestände dezimiert hat und die Produktion erheblich einschränkt. Die Deutsche Eier-Union (DEU) warnt bereits vor Versorgungsengpässen, die sich auch auf das bevorstehende Osterfest auswirken könnten.
In den USA sind die Auswirkungen schon jetzt zu spüren. Wie das Portal „Business Insider“ (BI) berichtet, schränken einige Lebensmittelhändler mittlerweile den Einkauf von Eiern ein, da die Versorgungsprobleme in den USA die Eierpreise auf ein Rekordhoch treiben. Das Portal beruft sich dabei unter anderem auf eigene Beobachtungen. So berichtet BI von Schildern in Geschäften, darunter ein Costco in New Jersey, ein Trader Joe’s in New York, ein zu Kroger gehörender Metro Market in Wisconsin und ein Whole Foods in Wisconsin, die die Kunden über die Begrenzung der Anzahl der zu kaufenden Eier informierten. Alle vier nannten laut „Business Insider“ Lieferprobleme als Grund.
Auf Anfrage von BI teilte Trader Joe’s mit, dass das Unternehmen in allen Filialen in den USA die Anzahl der Eier auf einen Karton pro Kunde und Tag beschränkt hat. „Wir hoffen, dass diese Begrenzung dazu beiträgt, dass möglichst viele unserer Kunden, die Eier benötigen, diese bei Trader Joe’s kaufen können“, zitiert BI einen Unternehmenssprecher. Wie „Business Insider“ weiter berichtet, kam es stellenweise in den USA schon zu Hamsterkäufen.
Die Vereinigten Staaten erleben derzeit den schlimmsten Vogelgrippeausbruch ihrer Geschichte. Laut Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums waren seit Februar 2022 mehr als 160 Millionen Vögel betroffen. Besonders dramatisch: Allein in den vergangenen drei Monaten mussten in den USA 34 Millionen Hühner gekeult werden. Das entspricht drei Vierteln des gesamten deutschen Hühnerbestandes. Die Preise für Eier sind als Reaktion in den USA gestiegen. In manchen Regionen kosten Eier mehr als 1 Dollar pro Stück. Von Dezember bis Januar stiegen die Eierpreise in den USA um 15 Prozent, im Jahresvergleich sogar um 55 Prozent.
Hamstern keine gute Idee
In Deutschland berichten landwirtschaftliche Betriebe von erheblichen Einschränkungen bei der Auslieferung. Christian Riedel, seit 34 Jahren in der Branche tätig, beschreibt gegenüber „MDR Sachsen“ die Lage als beispiellos. Sein Geflügelhof im sächsischen Großenhain verringere gegenwärtig die Auslieferung von Eiern. Damit Ostern genügend Eier vorhanden sind, plane er sehr genau, wie viele Eier derzeit ausgeliefert werden können. „Die Lage ist sehr angespannt auf dem Eiermarkt. Freie Eier bekommen Sie kaum noch. Wir sind teilweise in Großenhain dabei, bei einigen Handelshäusern zu limitieren, dass wir nicht alle Bestellungen sofort ausliefern können“, so Riedel.
Dass die Preise in deutschen Supermärkten im Moment noch nicht gestiegen seien, liegt Riedel zufolge an den langfristigen Lieferverträgen. Erst im September dieses Jahres treffen sich Eierproduzenten und Handelsketten zu neuen Preisverhandlungen.
Zu Ostern rechnet Riedel dennoch mit Engpässen:
Ostern wird es noch problematischer. Es wird nicht so sein, dass es keine Eier mehr gibt, aber in einigen Regalen werden sie knapp sein.“
Nun aber wegen der befürchteten Knappheit zu hamstern, hält Riedel für keine gute Idee. „Bei den Eiern können wir das nicht machen wie beim Klopapier. Eier sind vier Wochen haltbar. Die halten sich zwar auch länger, aber deswegen würde ich keinem raten, sich große Eiervorräte anzulegen.“ Da es längere Zeit dauern wird, die Legehennenbestände wieder aufzubauen, rechnet Christian Riedel nicht mehr in diesem Jahr mit einem Ende der Eierkrise.
Risiko der Vogelgrippe in Deutschland noch hoch
Für eine Entwarnung bei der Vogelgrippe in Deutschland ist es im Moment zu früh. Im Februar wurden mehrere Fälle der hochpathogenen aviären Influenza (HPAI) vom Subtyp H5N1, bekannt als Vogelgrippe, festgestellt. Beispielsweise wurde in einem Freiland-Legehennenbetrieb in Emsbüren, Niedersachsen, das Virus nachgewiesen, was zur Keulung von 11.500 Tieren führte. Ebenso wurden bei einem privaten Geflügelhalter in Zehdenick, Brandenburg, H5N1-Erreger festgestellt. Auch in Baden-Württemberg gab es Ausbrüche, zuletzt in einem Putenmastbetrieb im Landkreis Schwäbisch Hall.
Das Friedrich-Loeffler-Institut stuft das Risiko einer Ausbreitung von HPAI H5 bei Wildvögeln sowie einer Übertragung auf Geflügel und gehaltene Vögel in Deutschland als hoch ein. Daher sei es wichtig, die Biosicherheitsmaßnahmen in Geflügelhaltungen konsequent umzusetzen und Überwachungsmaßnahmen hinsichtlich toter oder kranker Wildvögel zu intensivieren.
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit erklärt in einem „Merkblatt für Geflügelhalter“, was unter solchen Maßnahmen zu verstehen ist. Demnach werden unter sogenannten Biosicherheitsmaßnahmen „alle Vorsichtsmaßnahmen verstanden, die einerseits den Eintrag gefährlicher Tierseuchenerreger aus der Umwelt erschweren und andererseits eine Weiterverbreitung aus bereits infizierten Betrieben unterbinden sollen“.
Die Übertragung von Influenza-A-Viren erfolge laut dem Landesamt in der Regel nicht über die Luft, sondern primär durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder mit viruskontaminierten Materialien. Dazu gehören beispielsweise Einstreu, Arbeitsgeräte, Schuhe, Schutzkleidung und Fahrzeuge.
Um das Einschleppen der Geflügelpest in Bestände zu verhindern, sei die konsequente Einhaltung betrieblicher Hygienemaßnahmen essenziell. Wichtige Maßnahmen umfassten Zugangsbeschränkungen zu den Geflügelhaltungen, das Tragen geeigneter Schutzkleidung, den verpflichtenden Schuhwechsel vor dem Betreten der Stallungen sowie eine gründliche Handhygiene vor dem Kontakt mit den Tieren. Ergänzend sind Desinfektionsmatten oder -bäder zur Schuhreinigung vor dem Betreten der Stallanlagen ein effektiver Schutz.
Wildvögel seien, so das Landesamt weiter, ein bedeutendes Reservoir für die Erreger der Geflügelpest. Daher sollten Geflügelhalter „jeglichen direkten oder indirekten Kontakt zwischen Wild- und Nutzgeflügel so weit wie möglich verhindern“. Um eine Einschleppung oder Verbreitung des Erregers durch Wildvögel zu vermeiden, könne die zuständige Behörde eine Stallpflicht für Geflügel anordnen.
RKI: Risiko für den Menschen gering
Obwohl die Vogelgrippe für Vögel hochgefährlich ist, bleibt das Risiko für die menschliche Gesundheit derzeit gering. Das Robert Koch-Institut betont, dass aviäre Influenzaviren nicht leicht von Tieren auf den Menschen übertragen werden und es weltweit keine Hinweise auf eine fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung gibt. Dennoch sollten Personen, die engen Kontakt zu Geflügel haben, Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um das Risiko einer Infektion zu minimieren.
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