CDU-Parteitag: „Ehrliche“ Ergebnisse, angekratzte Hoffnungsträgerinnen und eine Abwahl

Merkel wurde am Dienstag erneut zur Parteichefin - und damit auch zur Kanzlerkandidatin - gekürt. Doch die Delegierten trafen noch andere Personalentscheidungen.
Titelbild
CDU-Parteitag am 06.12.2016: (L-R) Ursula von der Leyen, Thomas Strobel, Angela Merkel und Julia Kloeckner.Foto: Volker Hartmann/Getty Images
Epoch Times6. Dezember 2016

Die wichtigste Personalie auf dem CDU-Parteitag in Essen war natürlich die Wahl von Angela Merkel. Sie wurde am Dienstag erneut zur Parteichefin – und damit auch zur Kanzlerkandidatin – gekürt. Doch die Delegierten trafen noch andere Personalentscheidungen.

Angela Merkel

Merkel wurde in Essen genau an dem Ort erneut zur Bundesvorsitzenden der CDU gewählt, wo sie das Amt vor 16 Jahren und acht Monaten erstmals übernommen hatte. Der Streit um die Flüchtlingspolitik hat allerdings Spuren hinterlassen: Mit 89,5 Prozent fiel die Zustimmung eher gedämpft aus. Es ist das zweitschlechteste Ergebnis für die Parteichefin und das schlechteste in ihrer Zeit als Kanzlerin. Die 62-Jährige hatte sich allerdings auf ein „ehrliches“ Resultat eingestellt.

Julia Klöckner

Weiblich, jung und erfolgreich: Dieses Gesicht der CDU soll die 43-jährige rheinland-pfälzische Landeschefin zeigen. Doch nach ihrer zweiten verlorenen Landtagswahl im Frühjahr und einer Spendenaffäre in ihrem Landesverband hat das Image der Hoffnungsträgerin, das ihr in den letzten Jahren zuverlässig Stimmrekorde auf Parteitagen bescherte, Kratzer bekommen. Klöckner erreichte in Essen gut 86 Prozent – rund zehn Punkte weniger als vor zwei Jahren und weniger als Merkel.

Thomas Strobl

Sein Kampf für schärfere Abschiebungsregeln hat sich nur bedingt ausgezahlt: Zwar konnte der 56-Jährige Änderungen am Leitantrag durchsetzen, die insbesondere von der CSU gelobt wurden. Mit knapp 74 Prozent landete er bei der Wahl der Vizes aber nur auf dem vorletzten Platz. Auch politisch hat Strobl eine  Achterbahnfahrt hinter sich: Nach einer historischen Wahlpleite im März wurde Strobl schließlich Vize-Regierungschef einer grün-schwarzen Koalition.

Thomas de Maizière

Der langjährige Getreue von Merkel rückte ins Präsidium – die engste Parteiführung – auf. Für den 62-jährigen Bundesinnenminister ist es eine Belohnung für seine Arbeit in der Flüchtlingskrise und bei der Terrorbekämpfung, für die CDU die Betonung ihres Profilthemas Innere Sicherheit. Er bekam gut 80 Prozent.

Monika Grütters

Auch die 54-jährige Staatsministerin für Kultur ist nun Teil des CDU-Präsidiums. Mit gut 70 Prozent bekam sie das schlechteste Ergebnis der Präsidiumsmitglieder. Die eigentliche Aufgabe der geborenen Münsteranerin liegt in Berlin: Sie soll den desolaten Landesverband nach der historischen Wahlpleite im September neu aufstellen.

Jens Spahn

Auf dem Parteitag vor zwei Jahren wagte er – und gewann. Mit einer Kampfkandidatur eroberte sich der 36-Jährige, ebenfalls ein Münsterländer, einen Platz im Präsidium. Sechs Monate später folgte der Aufstieg zum Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Der Mann mit der markanten Brille äußert sich zu vielen Themen – gerne in Talkshows und gerne kritisch zu Merkels Flüchtlingspolitik. Der Basis gefällt das nur bedingt: Er bekam ebenfalls nur rund 70 Prozent.

Henning Otte

Der 48-jährige Niedersachse ist nun der erste gewählte Mitgliederbeauftragte im Bundesvorstand der CDU. Auf diesem neu geschaffenen Posten soll er helfen, den Mitgliederschwund zu stoppen. Bislang war die Verteidigungspolitik Ottes Schwerpunkt: Künftig wird Otte nicht nur deutsche Soldaten in Mali oder Afghanistan, sondern auch die 440.000 CDU-Mitglieder zwischen Rügen und Bodensee betreuen.

Katherina Reiche

Die ehemalige Staatssekretärin hatte vor knapp zwei Jahren mit ihrem Wechsel in die Wirtschaft für Stirnrunzeln gesorgt. Kurz bevor die Regierung die Einführung von Zwangspausen in solchen Fällen beschloss, ging Reiche zum Unternehmerverband VKU. Auch als Lobbyistin wollte sie im Parteivorstand bleiben. Die CDU-Mitglieder wollten das nicht: Reiche fiel bei der Wahl durch. (afp)



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