Ehemaliger CSU-Bundespolitiker fordert Mitgliederbefragung – CSU-Urgestein Glück kritisiert eigene Partei
Der ehemalige CSU-Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk hat in einem offenen Brief an den CSU-Parteivorstand eine Mitgliederbefragung zur personellen Aufstellung und inhaltlichen Ausrichtung der Christsozialen gefordert. Nach der Parteisatzung könne solch eine Mitgliederbefragung stattfinden, schrieb Koschyk in dem am Montag von ihm veröffentlichten Brief. Er forderte darin für die CSU „eine Erneuerung an Haupt und Gliedern“.
Koschyk verwies darauf, dass es nach der Europawahl 2014 und der Bundestagswahl 2017 bereits die dritte Wahl mit herben Verlusten gewesen sei. „Sich jetzt in geschäftigen Alltagsaktionismus zu flüchten, ohne diesen kontinuierlichen Verlust an Wählervertrauen tiefgehend aufzuarbeiten, wird den Niedergang unserer Partei weiter beschleunigen.“
Eine Neuausrichtung sei nur „im engen Schulterschluss“ mit den Mitgliedern möglich – „wenn das Instrument der Mitgliederbefragung in unserer Partei überhaupt Sinn macht, dann jetzt“, schrieb der ehemalige Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe.
CSU-Urgestein Glück kritisiert eigene Partei
Der frühere CSU-Landtagspräsident Alois Glück hat seiner Partei mangelndes Gespür für die Bedürfnisse der Wähler attestiert. „Die CSU ist in verschiedenen Milieus in Bayern nicht mehr präsent und weiß nicht mehr, was dort gedacht wird und was diese Menschen bewegt“, sagte Glück der „Welt“ (Dienstagsausgabe). „Bei drängenden Fragen unserer Zeit, etwa in der Ökologie, ist die CSU sprachlos. Dabei waren wir auf dem Gebiet des Umweltschutzes einmal Pioniere. Doch auch weil wir das vernachlässigt haben, war das bei dieser Landtagswahl ein offenes Feld für die Grünen.“
Glück forderte die CSU auf, „zu ihren Wurzeln“ zurückzukehren. „Das bedeutet eben eine größere Bandbreite bei den Themen. Dazu gehört das Christlich-Soziale, das Liberale, ebenso wie das Konservative. Weltoffen und heimatverbunden, das macht die CSU aus, aber das hat man zuletzt zu wenig gesehen“, kritisierte der 78-Jährige. „Neben dem Ökologischen ist die CSU im sozialen Bereich, aber auch in kulturellen Milieus und im kirchlichen Bereich zu wenig präsent“, bemängelte Glück. „Die CSU erweckt auch zu sehr den Eindruck, allein Partei für Bayern zu sein. Damit verzwergt sie sich und macht sich allein zu einer Regionalpartei.“ (afp/dts)
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