E-Auto-Strategie gescheitert: 8.000 Porsche-Arbeitern droht Entlassung

Porsches Ziel war es, bis 2030 80 Prozent seiner Neuwagen als E-Modelle anzubieten. Doch die Verbraucher haben offenbar andere Pläne. Weil nun auch das China-Geschäft ins Stocken gerät, könnten 8.000 Arbeitsplätze beim Zuffenhausener Autobauer in Gefahr sein.
Mehrere Modellwechsel - darunter auch der zum neuen E-Macan - stellen Porsche aktuell vor Herausforderungen. (Archivbild)
Der neue E-Macan von Porsche im Werk Leipzig. (Archivbild)Foto: Jan Woitas/dpa
Von 17. Dezember 2024

VW und andere deutsche Autobauer sind aufgrund der verhaltenen Nachfrage nach E-Autos außerhalb Chinas und des harten Preiskampfes im E-Automarkt in China in Schwierigkeiten geraten. Dort, auf dem zweitgrößten Automarkt nach den USA, ist zwar die Nachfrage nach E-Autos weiterhin hoch, doch außer Tesla sind alle ausländischen E-Autos bei den Absatzzahlen fallend.

Mittlerweile sind die staatlich subventionierten chinesischen E-Autohersteller an den westlichen Herstellern bei den Verkaufszahlen in China vorbeigezogen.

Das betrifft auch Porsche, schreibt die „Automobilwoche“.

Das Unternehmen kämpfe mit „zu ambitionierten“ Zielen – in erster Linie in der E-Autostrategie, heißt es dort. Diese sollen insbesondere auf ein schwächelndes China-Geschäft zurückzuführen sein. Daher könnte es bald weltweit zu einem Abbau von 8.000 Stellen kommen, berichtet das Automagazin weiter. Porsche hat 42.000 Angestellte, die meisten davon in Deutschland.

Auslieferung sank um 6,9 Prozent

Konkret in Zahlen heißt das: Von Januar bis September 2024 verzeichnete der Porsche-Konzern einen Rückgang in den Umsatzerlösen sowie beim operativen Ergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Umsatzerlöse sanken von 30,1 Milliarden Euro auf 28,5 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis reduzierte sich von 5,5 Milliarden Euro auf 4 Milliarden Euro.

Die Auslieferungen an Autos sanken in demselben Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr um 6,9 Prozent auf 226.026 Fahrzeuge. Daher droht jetzt eine Überprüfung aller Modelle und Werke des Zuffenhausener Autobauers. Laut der „Automobilwoche“ gäbe es verschiedene Pläne des Unternehmens, um der Verkaufskrise und dem fehlenden Erfolg im Bereich der E-Autos entgegenzukommen.

So erklärte der Finanzchef des Unternehmens, Lutz Meschke, bei der Porsche-Pressekonferenz zu den Unternehmenszahlen für die ersten drei Quartale im Jahr 2024, dass der Konzern die Kostenstruktur zukünftig auf einen Absatz von 250.000 Fahrzeugen pro Jahr ausrichten will.

Dies betreffe laut Meschke alle Bereiche vom Einkauf über die Produktion bis zum Vertrieb. Die „Automobilwoche“ errechnete aufgrund Meschkes Ankündigung eine Stellenstreichung um 20 Prozent.

Wegen der Erneuerung mehrerer Modelle und der Schwäche in China hat Porsche weniger Sport- und Geländewagen verkauft. (Archivbild)

Wegen der Erneuerung mehrerer Modelle und der Schwäche in China hat Porsche weniger Sport- und Geländewagen verkauft. (Archivbild) Foto: Marijan Murat/dpa

8.000 Porsche-Arbeiter könnten Job verlieren

20 Prozent heißt, für rund 8.000 der aktuell rund 42.000 Porsche-Arbeiter ist der Job in Gefahr. Auf Nachfrage wollte sich der Konzern zu möglichen Stellenstreichungen nicht äußern. Es sei noch nichts entschieden, hieß es gegenüber dem Medium. 1.000 Leiharbeiter hätten jedoch Porsche bereits verlassen müssen, berichtet „Elektroauto-News“.

Das Unternehmen hat sich insbesondere von seinen Geschäften in China mehr erhofft: Von Januar bis September verkaufte Porsche dort nur 43.280 Autos. Das sind fast 30 Prozent weniger als im Vorjahr, schreibt „Automobilwoche“.

Auch der Anteil aller verkauften E-Autos bei Porsche sank, bezogen auf die ersten drei Quartale, im Vergleich mit dem Vorjahr von 11,6 Prozent auf 7,3 Prozent. Im März 2022 kündigte Porsche noch an, bis 2030 von allen seinen verkauften Autos den Anteil der reinen Elektroautos auf über 80 Prozent zu schrauben.

Um dieses Ziel zu erreichen, investierte Porsche in seine E-Autofertigung und startet 2024 die nach eigenen Angaben größte Modelloffensive in der Unternehmensgeschichte mit der dritten Modellgeneration des Panamera und der nächsten Generation des vollelektrischen Sportwagens Taycan. Zudem wurde ein hybrider 911 vorgestellt, sowie als Weltpremiere der vollelektrische Macan.

Außerdem wurde am Produktionsstandort Leipzig durch Investitionen der Bau von E-Autos ermöglicht. Zukünftig werden dort Benzin-, Hybrid- und vollelektrische Fahrzeuge über eine Fertigungslinie laufen.

Softwareprobleme und Rückrufe

Doch die Nachfrage nach E-Autos in den westlichen Ländern ist verhalten. Und die E-Autos von Porsche in China sind zu teuer im Verhältnis zu den chinesischen Alternativen. Und die, die das Geld in China für ein Luxusauto haben, wollen ein wertstabilen Pkw kaufen. Doch bald nach dem Kauf verliert ein E-Auto stark an Wiederverkaufswert, so die „Automobilwoche“. So würden wichtige chinesische Käufer verloren gehen.

Hinzu kommen Softwareprobleme bei den Verbrenner-Modellen, die Porsche plagen. Was dazu führen kann, dass Porsche ab Mitte 2025 kein Verbrenner-Modell im Einstiegssegment hat und nur die Modelle 911, Panamera und Cayenne dann wohl als Benziner bestellbar sind, berichtet das Automagazin weiter.

Hinzu kommen Sicherheitsrisiken bei E-Autos von Porsche und seiner VW-Konzernschwester Audi, die Werkstatt-Rückrufe zur Folge haben. In einer gemeinsamen Aktion wurden daher weltweit Tausende Taycans und e-Tron GT zurückgerufen, um Zellendefekte in Hochvoltbatterien auszuschließen. Kurzschlüsse könnten Brände verursachen, heißt es. Davon betroffen sind 2.936 Porsche Taycans aus den Baujahren 2019 bis 2023 sowie 4.522 Taycans der Baujahre 2018 bis 2024.

Luxusverbrenner als die Rettung?

Aber auch für die chinesischen E-Autohersteller zeigen sich Schwierigkeiten. So hat die staatliche Subventionierung des E-Automarktes samt gelockerten Regularien zur Förderung des E-Automarktes, zu einer massenhaften Gründung von E-Automarken und einem harten Preiskampf unter ihnen geführt. Rund 100 chinesische E-Automarken gibt es aktuell.

Das treibt die Preise für Stromer in China nach unten. Nicht jede chinesische Marke kann da mithalten und verschwindet wieder von der Bildfläche. Aber auch die westlichen E-Autohersteller haben es aufgrund des Preiskampfes schwer.

Allein fünf Elektroautomarken, darunter der chinesische Hersteller BYD und Tesla, machen 60 Prozent des chinesischen Marktes aus.

Die chinesischen Hersteller versuchen daher, ihre günstigen E-Autos auf neuen Märkten außerhalb Chinas unterzubringen. Doch die USA, Kanada und die EU schützen ihre Heimatmärkte vor ihnen mit hohen Zöllen. Und die Märkte in Südamerika und Südostasien sind begrenzt.

Daher setzt Peking auf die Schaffung neuer Absatzmärkte in Entwicklungsländern durch Förderung der dortigen Elektrifizierung. Zukünftig sollen dort dann verstärkt günstige chinesische E-Autos rollen, berichtet „EnergieWinde“.

Für Porsche bleibt, um weiter in China bestehen zu können, laut Vertrieblern nur die Schaffung eines breiten Angebotes an Verbrennern im Luxussegment, berichtet die „Automobilwoche“.

Porsche-Ingenieure prüfen nun, ob das Projekt K1, ein siebensitziges Luxus-Elektro-SUV für China und die USA, als eine Version mit Verbrennungsmotor möglich wäre.



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