Drosten vergleicht Coronavirus jetzt mit einer normalen Grippe

Impfstoffe haben aus Sicht des Virologen Christian Drosten erheblich dazu beigetragen, dass ein Vergleich von Corona mit einer Grippe zutrifft.
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Prof. Christian Drosten, Chef-Virologe der Berliner Charité. (Archivbild)Foto: Michael Kappeler/Pool/afp via Getty Images
Von 30. September 2024

Das Coronavirus hat nach Ansicht des Virologen Christian Drosten den Status einer normalen Grippe erreicht. In einem Interview, das er gemeinsam mit dem Journalisten Georg Mascolo der „Augsburger Allgemeinen“ gab, sagte er: „Inzwischen sind wir zum Glück in einer Situation, in der der Grippe-Vergleich zutrifft.“ Das liege daran, „dass die Bevölkerung weitgehend durchgeimpft ist und sich die meisten Menschen mehrfach infiziert haben“. Dass es bereits nach einem Jahr „wirksame Impfstoffe“ gab, hätte er nicht gedacht. „Das war großartig und hat uns vieles erspart“, so der 52-Jährige.

Fehlende Konsequenzen der Politik

Das bedeute aber nicht, dass von Corona keine Gefahr ausgegangen sei, betont Drosten. „Diese Umdeutung, die im Moment läuft, ist unredlich. Leider versuchen die gleichen Leute, die schon damals falsche Aussagen getroffen haben, jetzt, ihr öffentliches Image zu polieren. Die Pandemie ist Geschichte, und die sollten wir nicht verbiegen.“

Drosten verteidigt in dem Interview Maßnahmen und bemängelt teilweise fehlende Konsequenzen. So sei der Politik vor der „schweren Winterwelle 2020“ die „Reaktionsbereitschaft“ verloren gegangen, weil der Eindruck entstanden war, „die Wissenschaft sei sich nicht einig“.

Verantwortlich dafür seien jedoch „nur an ein paar wenigen Stimmen, die mit ihren Gegenthesen breiten Raum in der Öffentlichkeit eingenommen haben“. Diese hätten die Politik „stark verunsichert“. Der dann folgende Teil-Lockdown habe „die Inzidenz aber nur schlecht ausbremsen“ können. Allein in jenem Winter habe es 60.000 Tote gegeben – und dies nur wenige Wochen vor Beginn der Impfkampagne. „Das wäre vermeidbar gewesen“, so der Virologe.

Zögern der Politik bei der Aufarbeitung der Krise

Aus Sicht von Mascolo, mit dem Drosten im vergangenen Jahr ein Buch veröffentlicht hatte, sei Deutschland nicht besonders gut durch die Pandemie gekommen. „Wir waren ordentliches Mittelmaß.“ Negativ herausgeragt habe man allerdings bei der Impfpflicht. „Wir haben viel zu spät erkannt, dass wir auf jene Menschen, die skeptisch sind, zugehen müssen, um sie von einer Impfung zu überzeugen. Das Ergebnis war, dass Deutschland ganz kurz davor stand, eine allgemeine Impfpflicht zu verabschieden. Diese Debatte hat großen Schaden hinterlassen. Denn es gab schon sehr früh das politische Versprechen, dass es keine Impfpflicht geben wird“, sagt er.

Angesprochen auf die Aussage von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der behauptete, die Impfung sei nebenwirkungsfrei, sagte Mascolo: „Es gibt keine Medikamente ohne Nebenwirkungen. Eine sorgsamere Kommunikation wäre wichtig gewesen.“ Wissenschaftlich sei „völlig unbestreitbar, dass die Impfung ein Segen war“.

Dass die Politik zögerlich mit dem Thema Aufarbeitung der Corona-Pandemie umgehe, kann Mascolo nicht nachvollziehen. Es müsse „alles auf den Tisch“. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass es etwas gäbe, „das um jeden Preis verborgen werden muss. Doch dieser Fehler geschieht beständig, etwa bei der Geheimnistuerei um die RKI-Protokolle und andere Dokumente aus der Pandemie-Zeit“, führt der Journalist an. In Großbritannien, Schweden oder Österreich gebe es „ermutigende Beispiele“ für eine Aufarbeitung.



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