Drohen wieder Warnstreiks? Was bei den Bahn-Tarifverhandlungen diesmal anders ist

7,6 Prozent mehr Geld fordert die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft von der Deutschen Bahn. Stehen die Züge in Deutschland bald wieder still? Die Gewerkschaft will vorgezogene Verhandlungen – mit einer Regierung unter Führung von CDU/CSU könnte sich zu viel ändern.
Gelingt eine Tarifeinigung bei der Deutschen Bahn bis zur Bundestagswahl? Die Zeit ist knapp. (Archivbild)
Gelingt eine Tarifeinigung bei der Deutschen Bahn bis zur Bundestagswahl? Die Zeit ist knapp.Foto: Christian Charisius/dpa
Epoch Times28. Januar 2025

Warnstreiks bei der Deutschen Bahn sind für viele Fahrgäste mittlerweile fast schon eine lästige Gewohnheit. Heute beginnen wieder Tarifverhandlungen bei der Bahn – diesmal mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG.

Der aktuelle Tarifvertrag und die damit einhergehende Friedenspflicht läuft noch bis Ende März. Bestenfalls haben beide Seiten sich bis dahin geeinigt. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Warum spielt die vorgezogene Bundestagswahl eine Rolle?

Die Wahl am 23. Februar ist mit dafür verantwortlich, dass die Verhandlungen heute schon beginnen. Aufgrund der Ungewissheit, die eine neue Bundesregierung für die Bahn bringen könnte, bat die EVG um vorgezogene Verhandlungen.

Denn die Union, die die nächste Regierung anführen könnte, fordert schon lange die Zerschlagung der Bahn. „Für mehr Wettbewerb müssen Infrastruktur- und Transportbereich stärker als bisher voneinander getrennt werden“, heißt es im Wahlprogramm.

Die EVG lehnt das vehement ab und argumentiert, dass damit keines der Probleme bei der Bahn gelöst werde. Damit die Verhandlungen schnell Tempo aufnehmen, fordert die Gewerkschaft von der Bahn, dass sie schon heute ein Angebot vorlegt. Man müsse „die wenige Zeit, die uns bleibt, nutzen“, um bis zur Bundestagswahl voranzukommen, sagte Ingenschay.

Gibt es Details zum Angebot der Bahn?

Die Deutsche Bahn (DB) will zum Auftakt der Tarifverhandlungen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ein erstes Angebot vorlegen.

Er wolle „ein klares Signal setzen für eine zügige Lösung“, sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler am Dienstag kurz vor den Gesprächen in Frankfurt am Main. Die EVG fordert 7,6 Prozent mehr Lohn und einen Zuschlag für Schichtarbeitende.

Details zum Vorschlag der DB nannte Seiler nicht, betonte aber, „zügig“ zu einem Ergebnis kommen zu wollen. „Das haben unsere Mitarbeitenden verdient, weil sie einen wirklich tollen Job machen“, sagte Seiler.„Für die Sanierung brauchen wir Stabilität und Planungssicherheit, damit die DB wieder wirtschaftlicher und zuverlässiger wird.“

Wieso wird bei der Bahn ständig über Tarife verhandelt?

Bahnkunden haben teilweise das Gefühl, Tarifverhandlungen bei der DB seien ein Dauerzustand. Seit 2023 wurde in jedem Jahr um Tarife gerungen – gleich zwei Gewerkschaften kämpfen um Einfluss bei der Bahn. Neben der EVG gibt es noch die kleinere Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL).

Die Tarifverträge mit den beiden Arbeitnehmervertretungen haben unterschiedlich lange Laufzeiten. So dauerte es nach der Einigung zwischen Bahn und EVG im Jahr 2023 nur wenige Monate bis zum Beginn der GDL-Tarifrunde im November. Diese zog sich über Monate bis weit ins Folgejahr hinein. Die Auseinandersetzungen waren jeweils von längeren Arbeitskämpfen geprägt.

Sollten sich die EVG und die Bahn nun tatsächlich innerhalb weniger Wochen einigen, haben Fahrgäste noch bis Ende Februar 2026 Ruhe. Erst dann endet die Friedenspflicht für die GDL.

In welchem Zustand ist die Bahn?

Die Bahn steckt in der Krise – wirtschaftlich und betrieblich. Im vergangenen Jahr waren die Fernzüge unter anderem aufgrund der maroden Infrastruktur so unpünktlich wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Mehr als jeder dritte ICE und ICE war mit Verspätungen unterwegs.

Die Bahn will wichtige Teile des Schienennetzes in den nächsten Jahren umfassend sanieren. Doch nach dem Aus der „Ampel“-Regierung aus SPD, Grünen und FDP ist unklar, ob der Bund die notwendigen Milliarden weiter zur Verfügung stellt.

Gleichzeitig hat die Bahn finanzielle Probleme. Sie ist hoch verschuldet. Wichtige Sparten, wie die Güterverkehrstochter DB Cargo, fahren seit Jahren hohe Verluste ein. Auch hier will die Bahn sanieren. Tausende Stellen sollen in den nächsten Jahren wegfallen. In den Tarifverhandlungen mit der EVG dürfte der finanziell enge Spielraum ein Knackpunkt werden.

Mit welchen Forderungen geht die EVG in die Verhandlungen?

7,6 Prozent mehr Geld sollen es nach dem Willen der Gewerkschaft für die rund 192.000 Beschäftigten werden, für die die EVG-Tarifverträge gelten. Schichtarbeiter sollen außerdem ein Zusatzgeld von 2,6 Prozent bekommen, das zum Teil in freie Tage umwandelbar sein soll.

Für EVG-Mitglieder soll es zudem eine Bonuszahlung in Höhe von 500 Euro geben. Und: Alle Beschäftigten sollen ihren Job garantiert bis Ende 2027 behalten. Eine bestimmte Laufzeit fordert die Gewerkschaft nicht.

„In dieser Tarifrunde sind uns mehr Wertschätzung für harte Arbeit und die Sicherheit von Einkommen und Beschäftigung wichtig“, sagte EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay.

Zugleich machte die Gewerkschafterin klar, dass man das Druckmittel Streik nicht aus der Hand lege. Es werde keinen Abschluss um jeden Preis geben. Wenn man in den Verhandlungen nicht weiterkomme, sei vom 1. April an alles möglich

(dpa/red)



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