Dresden: Wütender Protest gegen OB Hilbert – Bus-Installation vor Frauenkirche eröffnet
Begleitet von Protesten ist vor der Dresdner Frauenkirche am Dienstag eine Installation aus drei hochkant aufgestellen Buswracks eröffnet worden. Hunderte Demonstranten übertönten die Rede des Oberbürgermeisters Dirk Hilbert (FDP) mit „Hau ab!“, „Schande“-Rufen und Trillerpfeifen, darunter waren viele ältere Menschen.
Auch die Buchstaben „Heuchelei“ wurden hochgehalten. Im Anschluss an Hilberts Rede blieben weiterhin Hunderte Demonstranten auf dem Neumarkt und äußerten ihren Unmut unter anderem mit „Hilbert-muss-weg“-Sprechchören, berichtete der MDR.
Befürworter des Projekts klatschten und riefen „Bravo“. Hilbert war umringt von einer Traube aus Medienvertretern und verteidigte die umstrittene Aktion. Sie sei eine „große Bereicherung“ für die Stadt. Es bedürfe manchmal „ungewöhnlicher Mittel“, einem das Weltgeschehen vor Augen zu führen.
Die Skulptur erinnere die Dresdner daran, „dass auch in unserer Stadt Menschen verfolgt, erniedrigt und getötet wurden“. „Die Rechtspopulisten, die nicht nur in unserer Stadt, sondern überall in Europa an Zuspruch gewinnen, bauen auf das Vergessen“, sagte Hilbert laut AFP.
Pegida-Gründer Lutz Bachmann stellte Videos von Hilberts Auftritt und der aufgeheizten Stimmung auf Facebook:
Hilbert tritt ans Mikro:
OB Hilbert wird interviewt:
(im Hintergrund kämpft ein Moderator akustisch mit den Protestierenden)
„Hau ab!“-Rufe:
AfD: „Missbrauch der Kunstfreiheit“
Die AfD und die allmontäglich in Dresden demonstrierende Bürgerbewegung Pegida hatten die Installation im Vorfeld scharf kritisiert:
„Offenbar will man ganz bewusst die Dresdner düpieren, um damit die Pegida-Bewegung auf die Barrikaden zu bringen“, sagte Karin Wilke, die kulturpolitische Sprecherin der AfD-Landtagsfraktion laut „Sächsische Zeitung“. Die Stadt Dresden fördere „Missbrauch der Kunstfreiheit“. Die Frauenkirche werde „vom postmodernen Relativismus mit Schrott verschattet“. Das ganze sei eine „Provokation“.
Siegfried Daebritz von Pegida nannte die Aktion schlicht „Schwachsinn“. Hier werde „mit der großen Betroffenheitskeule ausgeholt, während die Dresdner weiter auf ein würdiges Mahnmal zu den Bombennächten“ warten, sagte er.
Die Installation wurde kurz vor dem 13. Februar eröffnet, an dem sich die Zerstörung Dresdens durch alliierte Bomber zum 72 Mal jährt.
Das Datum ist ein Zeitpunkt, an dem Emotionen hochkochen und der seit Jahrzehnten für politische Propaganda von allen Seiten genutzt wird.
Dieses Jahr wird nicht nur die Bus-Installation vor der zerstörten und wiederaufgebauten Frauenkirche zu sehen sein. Auch vor der Semperoper wird es eine Aktion geben, bei der ein imaginärer Friedhof von Flüchtlingsgräbern auf Sizilien inszeniert wird. Die Aktion heißt „Lampedusa 361“ und wird mit 90 großen Fotomatten durchgeführt.
Gegen OB Hilbert hatte es dieser Tage Morddrohungen gegeben, nachdem er bezüglich der Zerstörung Dresdens vor einem „Opfermythos“ gewarnt hatte: Dresden sei „keine unschuldige Stadt“, so Hilbert.
Offizielles zur Bus-Skulptur
Die Installation des Deutsch-Syrers Manaf Halbouni aus drei Buswracks soll an das zerstörte Aleppo erinnern und an ein Bild aus der syrischen Stadt, das im März 2015 um die Welt ging. Im Ostteil der Stadt hatten damals Zivilisten Buswracks wie eine Mauer zum Schutz vor Scharfschützen aufgerichtet.
Das Kunstwerk solle ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit setzen, teilte das Kunsthaus Dresden mit. Es stelle „eine Verbindung zwischen den Menschen und Schicksalen im Nahen Osten und in Europa“ dar.
(rf/afp)
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