Dr. Pürner über Corona-Schnelltests: Neue Freiheit – aber zu welchem Preis?
Dr. Friedrich Pürner ist Epidemiologe und Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen und war Gesundheitsamtsleiter des Kreises Aichach-Friedberg. Nachdem er die Corona-Politik des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder kritisiert hatte, wurde er in ein anderes Amt versetzt. Inzwischen hat sein Anwalt Klage vor dem Verwaltungsgericht Augsburg erhoben. Epoch Times sprach am 29. März mit dem Mediziner über die aktuellen politischen Maßnahmen.
Epoch Times: Aktuell werden Corona-Selbsttests, auch „Bürgertests“ genannt, angeboten. Geschäfte sollen teilweise den Zutritt nur noch mit negativem Testergebnis gewähren – wobei Maskenpflicht und Hygienebestimmungen weiterhin gelten. Wie bewerten Sie diese Strategie?
Dr. Pürner: Die Not der Einzelhändler kann ich sehr gut nachvollziehen und habe auch Verständnis dafür, dass sie sich an jeden Strohhalm klammern. Ich bin aber der Meinung, dass dies lediglich eine Einbahnstraße ist. Warum sollte man einem Kunden erst mit negativem Test den Zutritt gewähren, wenn er dann noch gleichzeitig Maske tragen und andere Bestimmungen einhalten muss? Liegt etwa in den Tests oder in den Maßnahmen so wenig Vertrauen? Wie soll das auch organisatorisch funktionieren? Und vor allem wie lange soll das so gehen? Ich habe nämlich die grundlegende Sorge, dass sich Tests als Eintrittstickets etablieren werden. Und das halte ich für völlig unsinnig.
Dass diese Schnelltests in ihrer Genauigkeit eingeschränkt sind, ist eindeutig. Deshalb müssen trotz eines Tests alle anderen Maßnahmen aufrechterhalten werden. So hat also der Bürger das Gefühl, dass er noch einmal zusätzlich etwas erbringen muss, um endlich wieder ein Stück Normalität, nämlich das Einkaufen in einer Stadt, zurück zu bekommen. Das ist aber keine Normalität mehr.
Wenn Schnelltests, dann könnte ich mir Folgendes vorstellen: Es wird getestet und die Personen mit einem negativen Test, dürfen ohne weitere Einschränkungen und Maßnahmen in der Stadt einkaufen, essen und trinken. Das Ganze müsste dann wissenschaftlich begleitet werden und unbedingt ein Endpunkt definiert werden. Denn sonst besteht eben die Gefahr, dass sich das Testsystem etablieren wird. Und was einmal etabliert wurde, verschwindet selten wieder. Plötzlich wird das dann zur Normalität.
ET: Tübingen ist als Modellstadt momentan in aller Munde. Viele Städte wollen nachziehen. Wie betrachten Sie das Tübinger Modell? Welche Vorteile und welche Nachteile sehen Sie als Epidemiologe?
Dr. Pürner: Auch hier kann ich den Wunsch vieler Städte nachvollziehen. Inwieweit sich dieses Konzept auch für Großstädte wie beispielsweise München eignen kann, ist fraglich. Denn es müssen genügend Teststationen vorgehalten werden und sicher braucht es die eine oder andere Kontrolle.
Als Vorteil sehe ich natürlich wieder den Beginn des öffentlichen Lebens. Vor allem aber, dass die Geschäfte endlich wieder Fahrt aufnehmen können. Aber zu welchem Preis? Mit Ticket, Armbändchen samt QR-Code und in Innenbereichen von Gaststätten, obwohl man dort nur auf die Toilette gehen darf, braucht man dann wieder eine FFP2-Maske. Nicht alle Menschen werden das mitmachen.
Die Geschäfte werden anfangs um jeden einzelnen Gast froh sein. Sie werden aber bald merken, dass ihnen trotzdem ein nicht unwesentlicher Teil der Kunden wegbleiben wird. Denn auf längere Frist wird die Akzeptanz der Bevölkerung abnehmen.
ET: Wen sehen Sie als Profiteur dieser Strategie und wen als Verlierer?
Dr. Pürner: Die Profiteure werden sicher diejenigen sein, die monetäre Gewinne einstreichen. Das sind hauptsächlich die Betreiber der Teststationen und diejenigen, die Testkitts anbieten und verkaufen. Aber natürlich auch all diejenigen, die Masken und andere Verbrauchsmittel verkaufen und damit gut verdienen.
Dann gibt es natürlich noch die Profiteure, die zwar nicht primär monetär profitieren, aber eben vielleicht politisch. Herr Palmer kann sich mit diesem Modell sicher einen Namen machen und sich als Minister in einer grün-geführten Bundesregierung empfehlen. Schließlich könnte es dann noch die ängstlichen Menschen und diejenigen geben, die ihre Überzeugung für die Pro-Coronapolitik längst zur Ideologie gemacht haben.
Verlierer wird man nicht sofort erkennen. Zunächst wird es nur „Gewinner“ geben, denn die Geschäfte werden sich freuen, endlich wieder zu öffnen und die Menschen freuen sich, ihre „angebliche“ Freiheit wieder zu erhalten.
Erst in den nächsten Monaten werden die Verlierer deutlich erkennbar werden. Die Umsätze der Geschäfte werden nicht ausreichen, sodass doch Geschäfte schließen werden müssen. Weitere Verlierer sind natürlich auch diejenigen, die sich nicht testen lassen möchten, und das aus ganz unterschiedlichen Gründen. Diese Menschen werden von der Gesellschaft und diesem Teil des öffentlichen Lebens ausgeschlossen. Das ist brisant und hat soziale Sprengkraft, denn unsere Gesellschaft wird sich tief entzweien.
Dabei hatten wir noch vor nicht allzu langer Zeit die wunderschöne Idee eines gemeinsamen Europas. Aktuell schaut es so aus, als würden wir nicht einmal mehr ein gemeinsames Deutschland werden können. Innerhalb eines Jahres hat die Politik mit ihren Maßnahmen und Äußerungen eine Spaltung der Gesellschaft erreicht, die tief in jeden kleinen Bereich geht und deren Überwindung viele Jahre andauern wird. Dafür müsste jetzt aber die Überwindung beginnen. Erkennen kann ich das leider nicht.
ET: Tübingen hat gleichzeitig gezeigt, dass es Möglichkeiten gibt, andere Wege zu gehen. Auf welche Strategie würden Sie als Epidemiologe setzen, um zurück zur Normalität zu gelangen? Und welche Rollen würden dabei Maskenpflicht, Corona-Tests, Impfungen und Inzidenzwerte spielen?
Dr. Pürner: Ich würde als Erstes valide Zahlen über das ganze Geschehen haben wollen. Das beginnt bei einer ordentlichen Erfassung und Klassifizierung der tatsächlich Erkrankten, der Erfassung über die ambulante und stationäre Aufnahme dieser Patienten und die Belegungszahlen in den Krankenhäusern. Dabei muss dringend darauf geachtet werden, dass die tatsächlich an COVID-Erkrankten erfasst werden und nicht mit denen vermengt werden, die im Krankenhaus wegen einer anderen Erkrankung sind und dann zusätzlich positiv getestet werden. Vereinfacht gesagt, mich würden die COVID-Kranken und der Verlauf ihrer Erkrankungen interessieren.
Bei genauer Betrachtung der Zahlen erkennt man sehr gut, dass das Sterberisiko in der Gruppe der 0 – 79-Jährigen, ohne Vorerkrankungen, sehr gering ist. Das sagt doch etwas aus. Also würde ich den Lockdown aufheben und alles öffnen. Natürlich müssen die vulnerablen Personen, das sind eben am häufigsten ältere und stark vorerkrankte Menschen, besonders geschützt werden. Aber ich hoffe ja stark, dass man die besonders gefährdeten Personen bereits in den Vorjahren auch bezüglich der ebenfalls tödlich verlaufenden Influenza geschützt hat. Also sollte dieser Schutz der vulnerablen Personen nun keine neue Raketenwissenschaft sein.
Andernfalls müssten sich die verantwortlichen Politiker eingestehen, dass sie in der Vergangenheit diese Gruppe vollkommen vernachlässigt haben. Der Bevölkerung ab 60 Jahren würde ich ein Impfangebot machen, ebenso allen Vorerkrankten und allen, die in medizinischen oder pflegerischen Bereichen tätig sind. Natürlich sollte sich auch der junge 30-Jährige impfen lassen können, sofern er das möchte. Eine Empfehlung würde ich aber dafür nicht aussprechen.
Getestet sollten nur noch symptomatische Personen werden. Die Inzidenzgrenzen würde ich grundsätzlich abschaffen. Auch wenn ganz aktuell über modifizierte Inzidenzwerte gesprochen wird, halte ich nichts davon, einfach deshalb, weil die Grundlage für jede Entscheidung immer die Zahlen sein werden. Und diese sind momentan sehr schlecht erhoben und nicht valide.
Auch die Impfquote würde ich nicht einfließen lassen. Zum einen, weil es zu einem indirekten Impfzwang führen würde und eine weitere Spaltung der Gesellschaft mit sich brächte. Zum anderen aber auch, weil wir nicht wissen, ob die Impfungen tatsächlich so gut schützen wie behauptet wird. Immer wieder gibt es nun ernst zu nehmende Berichte, dass bereits geimpfte Menschen an COVID erkranken. Vor allem aber wissen wir nicht, ob die Impfungen gegen bestimmte Mutationen wirksam sind. Auf dieser ebenso unsicheren Datenlage würde ich keine Entscheidung aufbauen wollen.
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