CDU: Differenzen zu BSW-Zusammenarbeit – Thüringer und brandenburgischer Landesverband offen

Eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) spaltet die CDU. Während auf der Bundesebene CDU-Chef Friedrich Merz einer Koalition mit dem BSW eine Absage erteilte, sehen das manche Landesverbände anders.
Mario Voigt, Thüringens CDU-Fraktionschef, spricht während einer Pressekonferenz der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag.
Mario Voigt, Thüringens CDU-Fraktionschef, spricht während einer Pressekonferenz der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag. (Archivbild).Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa
Epoch Times11. Juni 2024

In der CDU gibt es Differenzen über eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Während CDU-Chef Friedrich Merz einer Koalition mit dem BSW eine klare Absage erteilte, hält sich die Thüringer und die brandenburgische CDU solche Optionen grundsätzlich offen. Vor der Landtagswahl schließe seine Partei nichts aus, sagte CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt im Sender Welt TV. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) warnte vor „pauschalen Empfehlungen von oben herab“.

Merz hatte am Montagabend in der ARD hinsichtlich möglicher Koalitionen mit dem BSW und der AfD gesagt: „Das ist völlig klar, das haben wir auch immer gesagt – wir arbeiten mit solchen rechtsextremen und linksextremen Parteien nicht zusammen.“ Für Sahra Wagenknecht gelte beides: „Sie ist in einigen Themen rechtsextrem, in anderen wiederum linksextrem.“

BSW-Chefin Wagenknecht kritisierte Merz für seine Absage an eine Koalition mit dem Bündnis. „Der CDU-Vorsitzende möchte offenbar die neuen Bundesländer unregierbar machen“, sagte sie dem Magazin „Spiegel“ nach Angaben vom Dienstag. „Ohnehin sollte sich jeder Wähler im Osten überlegen, dass eine Stimme für die CDU auch Rückenwind für Herrn Merz ist, der die Renten noch weiter kürzen und Deutschland mit der Lieferung von Taurus-Raketen zur Kriegspartei in der Ukraine machen will.“

BSW-Generalsekretär: „Politische Realitäten in Ostdeutschland anerkennen“

BSW-Generalsekretär Christian Leye wies den Extremismusvorwurf von Merz als „unbedarft“ zurück. Merz müsse „die politischen Realitäten in Ostdeutschland anerkennen“, sagte Leye der Zeitung „Welt“. „Aus Verantwortung für das Land wird die CDU möglicherweise eine Entscheidung treffen müssen, was schwerer wiegt – ihre Ideologie oder einfache mathematische Wahrheiten bezüglich der Mehrheitsfindungen.“

Thüringens CDU-Landes- und Fraktionschef Voigt geht indes davon aus, dass Merz „für die Bundesebene gesprochen“ habe. Er betonte zugleich, die Thüringer CDU führe vor der Wahl keine Koalitionsdebatten. „Wir wollen in Thüringen stärkste Kraft werden, um hier einen Politikwechsel zum Guten herbeizuführen“, sagte Voigt dem „Tagesspiegel“.

Im Sender Welt TV fügte Voigt hinzu: „Und wenn wir stärkste Kraft werden, schauen wir, mit wem wir die Probleme des Landes lösen können.“ Und da schließe die Thüringer CDU „vorher nichts aus“. Einer Koalition mit AfD und Linken erteilte Voigt freilich wiederholt eine Absage.

„Ich habe einen vernünftigen Gesprächsfaden zu Katja Wolf, die ich immer als pragmatische Kommunalpolitikerin wahrgenommen habe“, sagte Voigt dem Magazin „Stern“. Die frühere Linken-Politikerin Wolf ist Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin des BSW in Thüringen. „Von ihr und aus dem Thüringer BSW höre ich mehr Vernünftiges als von Linken und Grünen, insbesondere in der Migrations- und in der Bildungspolitik“, betonte Voigt.

Brandenburger CDU-Chef distanziert sich von Brandmauer zum BSW

Der Landesvorsitzende der CDU-Brandenburg, Jan Redmann, hat sich von Aussagen des CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz zum BSW distanziert. „Friedrich Merz hat für die Bundesebene gesproch, sagte Redmann dem „Handelsblatt“ (Mittwochausgabe).

„Er hat berechtigterweise Zweifel an der Person Sahra Wagenknecht angemeldet.“ Die Zweifel seien aufgrund ihres Lebenslaufs mehr als nachvollziehbar. „Deshalb muss man beim BSW auch sehr genau hinschauen. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir in Brandenburg weder Personen noch Programme bewerten.“

Merz hatte sich ablehnend zu einer möglichen Koalition seiner Partei in einem Bundesland mit dem BSW geäußert. „Wir arbeiten mit solchen rechtsextremen und linksextremen Parteien nicht zusammen“, hatte Merz gesagt und hinzugefügt, für Wagenknecht gelte beides: „Sie ist in einigen Themen rechtsextrem, in anderen wiederum linksextrem.“

Landtagswahl in Thüringen am 1. September

In Thüringen wird am 1. September ein neuer Landtag gewählt. In den Umfragen liegt die AfD in Thüringen seit Monaten vorn, gefolgt von der CDU und der Linken von Ministerpräsident Bodo Ramelow. Das BSW erreichte in den Umfragen zuletzt 16 Prozent. In Thüringen regiert derzeit eine Minderheitsregierung von Linkspartei, SPD und Grünen.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) betonte, für die Union sei „klar, dass wir nicht mit Extremisten gemeine Sache machen“. „Aber ich würde auch dringend raten, nicht zu sehr mit pauschalen Empfehlungen von oben herab Vorgaben für vor Ort zu machen“, sagte er am Dienstag nach einer gemeinsamen Sitzung der Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Sachsen in Leipzig. „Man muss da sehr genau schauen – wie ist die Lage und mit wem hat man es eigentlich zu tun?“, fügte er hinzu.

Bei der Europawahl war die AfD im Osten durchweg stärkste Kraft geworden. Dahinter folgten die CDU und das BSW. Nach den im September anstehenden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg würde die Koalitionsbildung unter solchen Voraussetzungen schwierig. (AFP/dts/er)



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