Dieter Nuhr bleibt unbeugsam: „Wehren, wenn massenhaft Leute über einen herfallen“

Im Interview mit dem „Stern“ steht Kabarettist Dieter Nuhr zu seinen kritischen Programminhalten über Greta Thunberg und den Klimakult. Es werde zu wenig über die Folgen radikaler Verhinderungsstrategien zum Klimawandel gesprochen. Im Alltag stoße er auf große Zustimmung.
Von 5. Dezember 2019

Kabarettist Dieter Nuhr lehnt es in einem Interview mit dem „Stern“ ab, unter dem Eindruck empörter Shitstorms von Anhängern des „Klimaschutz“-Gedankens die Inhalte seines Programms zu verändern.

„Wenn mir jemand erklären kann, dass ich etwas Falsches gesagt habe, ändere ich sofort meinen Text, kein Problem“, äußerte Nuhr in dem Gespräch mit dem Wochenmagazin. „Aber das hat bisher niemand getan.“ Er könne allerdings keine Rücksicht nehmen auf „Menschen, die andere Meinungen nicht mehr ertragen, weil sie in ihrer Blase damit in der Regel nicht mehr konfrontiert werden“.

Mit mehreren Pointen über Greta Thunberg und über Forderungen ihrer Anhänger nach umfassenden staatlichen Lenkungsmaßnahmen im Interesse des „Klimaschutzes“ hatte Nuhr den Zorn der Ökologiebewegung auf sich gezogen. So hatte er im Rahmen seiner ARD-Show „Nuhr im Ersten“ die Frage aufgeworfen, was Thunberg wohl bei Kälte tue und die Frage selbst beantwortet mit dem Satz: „Heizen kann es ja wohl nicht sein.“

„Gesellschaft ist krank, und das ist ja auch eine Bedrohung“

Durch den Empörungsschwall, den die Pointe ausgelöst hat, fühlt Nuhr sich eigenen Angaben zufolge sogar bestätigt:

Deswegen hat sie die Hysterie ja ausgelöst, weil sie den wunden Punkt getroffen und den zentralen Konflikt auf den Punkt gebracht hat.“ 

Von solchen organisierten Wellen der Empörung dürfe man sich nicht einschüchtern lassen, betont Nuhr. Es sei zu einer ganz normalen Strategie geworden, Andersdenkende „durch Überwältigung mundtot zu machen“. Man müsse sich aber „wehren, wenn massenhaft Leute über einen herfallen“. Andernfalls leiste man einer weiteren Radikalisierung und Polarisierung der Gesellschaft Vorschub. An dieser hätten gerade Klimabewegte einen erheblichen Anteil, auch deshalb, weil das Fehlen von Widerspruch sie in ihren extremen Positionen bestätige:

„Wir leben in einer Gesellschaft, die sich immer mehr radikalisiert und polarisiert. Wenn Menschen ihre Positionen zur reinen Wahrheit erklären, Begriffe wie ‚nicht verhandelbar‘ verwenden und die Demokratie infrage stellen, wie es zum Beispiel bei Klimaaktivisten indessen häufiger zu hören ist, dann macht sich Fundamentalismus breit.“

Direkt bedroht habe Nuhr sich im Laufe der Debatte nie gefühlt. Im Gegenteil: Im alltäglichen Leben sei er „noch nie so freundlich behandelt worden wie im Moment“. Er erlebe „einen enormen Zuspruch“. Allerdings erlebe er eine Bedrohung „eher in abstrakter Form, in dem Sinne, dass ich glaube, die Gesellschaft ist krank, und das ist ja auch eine Bedrohung“.

Politisch herbeigeführte Wohlstandsverluste könnten zu Krieg führen

Davon, dass er mit seinen Pointen über Greta Thunberg und Andeutungen, eine radikale Klimaagenda könnte ähnliche Folgen haben wie totalitäre Diktaturen der Vergangenheit, zu weit gegangen sein könnte, geht der Kabarettist nicht aus:

„Alle reden – völlig zu Recht – über die Folgen des Klimawandels. Aber niemand redet über die Folgen radikaler Verhinderungsstrategien. Bei uns werden in erster Linie Verbote und Verzicht als Lösung präsentiert. Eine solche Politik fordert: keine Flüge, keine großen Frachtschiffe mehr. Das würde bedeuten: Die Weltwirtschaft bricht zusammen. Rückbau der Globalisierung. Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den großen Wirtschaftsregionen lösen sich auf. Das hätte verheerende Folgen. Dann würden Milliarden Menschen, die in den letzten Jahrzehnten der Armut entkommen sind, wieder in Armut zurückfallen. Die werden sich das nicht widerstandslos gefallen lassen. Da droht nicht nur Hunger. Umwälzungen dieser Qualität bringen selbstverständlich auch die Gefahr von Krieg mit sich.“

Es werde technologische Revolutionen geben müssen, darunter auch solche wie „grüne Gentechnik“, die in der Ökologiebewegung auf massiven Widerstand stoßen. Die Freude am revolutionären Umsturz, die sich in Deutschland gerade breitmache, führe jedoch „in die Katastrophe“. Hätte er für 2020 einen Wunsch frei, so Nuhr, würde er sich „weniger Hysterie“ wünschen. Diesen Wunsch könne man jedoch „unter ‚vergeblich‘ ablegen“.

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