Die Schlacht ums Impfen: Spahns AstraZeneca-Million soll große Freiheit zurückbringen
Während Norwegen kürzlich die Verwendung des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca aufgrund neuester Erkenntnisse endgültig einstellte, weil man das Risiko, nach der Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff (Vaxzevria) zu sterben als höher einschätzte als das Risiko, an Covid-19 zu sterben, hat in Deutschland nun die Schlacht ums Impfen begonnen – und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Seit Monaten laufen bereits vielfältige Impfkampagnen der Regierung, um die Impfbereitschaft der Bevölkerung zu steigern. Nun kündigte Gesundheitsminister Spahn die Freigabe von einer Million Dosen AstraZeneca-Impfstoff und die Auslieferung an die Arztpraxen im ganzen Land an. Für die Vaxzevria-Impfungen sind keine Priorisierungen für bestimmte Altersgruppen mehr vorgegeben. Sie stehen demnach allen Impfwilligen in Abstimmung mit einem Arzt offen.
Ausverkauft nach 10 Minuten
Die „Welt“ berichtet aus Freiburg, als dort am Sonntagmorgen ab 6 Uhr schon Hunderte Menschen Schlange vor dem Impfzentrum standen. „AstraZeneca für alle, ohne Priorisierung, ohne Altersbeschränkung, ohne vorherige Anmeldung“ hätten die Organisatoren angekündigt. Öffnungszeit war 8 Uhr.
Um 8:10 Uhr seien bereits alle 1.400 möglichen Tagestickets für die AstraZeneca-Impfung vergriffen gewesen. Man habe weitere Anreisende gebeten, nicht mehr zu kommen und hatte alle Hände voll zu tun, „den Ansturm der Impfwilligen und den Abmarsch der Enttäuschten“ zu bewerkstelligen. Es sei vorgedrängelt und geschubst worden und die Mindestabstände seien in Richtung Hautkontakt geschrumpft, heißt es.
Auch in Hamburg, Bremen, Remscheid und Köln sei geimpft worden. In Köln fand das große Impfen in der großen Zentral-Moschee in Ehrenfeld statt. Ab 4 Uhr morgens hätten die Leute bereits Schlange gestanden, zur Impf-Sonderaktion ohne Priorisierung. 2.500 sollen geimpft worden sein, mit dem AstraZeneca-Wirkstoff und erstmals hier auch mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson, für den die Priorisierung ebenfalls aufgehoben wurde und der ebenfalls in seltenen Fällen zu Thrombosen führen soll.
„Wettrennen um die schnellstmögliche Immunisierung“
Die „Welt“ berichtet weiter, aus dem „geduldigen Impfmarathon wird ein Wettrennen um die schnellstmögliche Immunisierung“ und der von Bundestag und Bundesrat akzeptierte Privilegien-Beschluss für Geimpfte und Genesene habe diesen Trend noch verstärkt.
Man verweist auf die Urlaubssaison und die Vorteile für die vorderen Plätze in der Impfreihenfolge. Wer zu Beginn der Sommerferien vollständig und nachweisbar geimpft sei, erspare sich die Pflichttests für inländische Urlaubsziele und mögliche Quarantänepflichten bei Auslandsaufenthalten. Auch die tagesaktuellen Tests für Ungeimpfte entfallen, etwa für Restaurantbesuche.
Als Geimpfter darf man sogar in der Bundesnotbremse im Baumarkt einkaufen gehen, was Ungeimpften ohne tagesaktuellem Test verboten ist. Auch Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren soll es für die Geimpften nicht mehr geben. Sie gelten nur noch für Ungeimpfte.
Zum Nachweis, dass man Geimpfter ist, wird es bald schon eine App geben, wie die „Ärztezeitung“ berichtet. Schon in wenigen Wochen könne man dann als Geimpfter seinen Status per App belegen. Der digitale Impfnachweis soll voraussichtlich in Arztpraxen oder Impfzentren generiert werden. Es werde derzeit noch geprüft, ob die Ärzte nachträglich Zertifikate ausstellen müssen.
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