Deutschlandticket bleibt 2024 bei 49 Euro – Berlin will eigenes Tarifsystem entrümpeln

Bahnfahrer werden das sogenannte Deutschlandticket auch 2024 ganzjährig zum Preis von 49 Euro nutzen können. Darauf haben sich am Montag die Verkehrsminister der Länder geeinigt. Zuvor waren etwa Verkehrsbetriebe in Berlin und Brandenburg von Preissteigerungen ausgegangen.
Das Deutschlandticket kann seit 1. Mai in allen Bussen und Bahnen des Nahverkehrs genutzt werden.
Das Deutschlandticket kann seit 1. Mai 2023 in allen Bussen und Bahnen des Nahverkehrs genutzt werden.Foto: Philip Dulian/dpa
Von 23. Januar 2024

Bei ihrem Treffen am Montag, 22. Januar, haben sich die Verkehrsminister der Länder darauf geeinigt, den Preis für das im Abo erhältliche Deutschlandticket der Deutschen Bahn bei 49 Euro zu belassen. Diese Regelung soll vorerst bis Ende 2024 gelten. Ob es anschließend im Bundestagswahljahr 2025 zu einer Erhöhung kommen wird, ist ungewiss. Mehrere Politiker und Vertreter von Verkehrsbetrieben hatten schon jetzt mit einer Erhöhung gerechnet.

In Berlin hielt man ein Deutschlandticket für 59 Euro für realistisch

Erst am Sonntag hatte Ute Bonde vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) in der „Berliner Zeitung“ eine Erhöhung um bis zu 20 Prozent für möglich gehalten. Das Deutschlandticket hätte dann 54 oder 59 Euro gekostet. Das Deutschlandticket nutzen in der Hauptstadtregion derzeit etwa 900.000 Menschen.

Der Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Henrik Falk, hatte ebenfalls damit gerechnet, dass es nicht bei 49 Euro bleiben werde. Dieser Preis biete für Bund und Länder keine Aussicht auf eine längerfristige Grundlage zur Finanzierung.

Falk selbst erklärte, ein entschiedener Befürworter des Deutschlandtickets zu sein. Dieses habe insbesondere nach der Corona-Zeit dazu beigetragen, dass wieder mehr Menschen den ÖPNV genutzt hätten. Das Deutschlandticket sei „die größte Revolution, die ich im öffentlichen Verkehr erlebt habe“. Die pandemiebedingten Fahrgastverluste habe das Ticket vollständig wieder ausgeglichen.

Stendal drohte bereits mit Ausstieg aus dem System

In Berlin selbst gibt es auf Drängen der SPD wieder ein 29-Euro-Ticket. Dieses gilt allerdings, anders als das Deutschlandticket, nur im Verbundnetz. Außerdem haben sich die Bedingungen gegenüber der Erstfassung etwas verändert.

So darf nur noch ein Hund kostenfrei mitgenommen werden. Ein Mensch oder ein Fahrrad dürfen jedoch nicht mehr kostenfrei mitbefördert werden. Die Verkehrsbetriebe in der Hauptstadtregion hatten für den Fall einer Verteuerung des Deutschlandtickets mit zwischen 500.000 und 800.000 Kunden für das Berlin-Abo gerechnet. Durch mehrere Maßnahmenpakete wollen die Verkehrsbetriebe den zuletzt geltenden Dschungel von 1.821 Tarifangeboten entwirren.

Zu Beginn des Jahres hatten mehrere kommunale Verkehrsverbundunternehmen bundesweit ihre Preise für Bus und Bahn zum Teil erheblich erhöht. Grund dafür waren die hohen Energiepreise. Der Landkreis Stendal hatte sogar seinen Ausstieg aus dem Deutschlandticket angekündigt. Dieses sollte in den regionalen Bussen nicht anerkannt werden. Am Ende entschied sich ein Sonderkreistag jedoch gegen diesen Schritt.

Kritik: Deutschlandticket entlaste „nicht besonders entlastungsbedürftige“ Mittelschicht

Die Einigung der Verkehrsminister hat nun jedoch die „Erfolgsgeschichte“ des Deutschlandtickets, wie NRW-Minister Oliver Krisch sie nannte, für ein weiteres Jahr abgesichert. Bis zum 1. Mai müssen die Länderminister nun noch die Details für den neuen Geltungszeitraum vereinbaren.

Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz den Ländern zugesagt, im Jahr 2023 ungenutzt gebliebene Zuschüsse auch im neuen Jahr verwenden zu können. Der Bund will sich auch 2024 zur Hälfte an den Kosten beteiligen und 1,5 Milliarden Euro beisteuern. Das Deutschlandticket kann seit 1. Mai 2023 in allen Bussen und Bahnen des Nahverkehrs genutzt werden – als digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement in ganz Deutschland.

Der Berliner Wirtschaftsprofessor Christian Böttger hatte noch im Vorjahr vehement Kritik am 49-Euro-Ticket geübt. Dieses führe nicht dazu, dass Autofahrer in wesentlichem Umfang zur Bahn umstiegen. Stattdessen entlaste es Stammkunden der Bahn. Davon profitiere jedoch die Mittelschicht, die „nicht besonders entlastungsbedürftig“ sei.

(Mit Material von dpa)



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