Deutschland soll viel mehr Flüssiggas im Ausland kaufen – USA erfreut
Deutschland soll künftig sehr viel mehr Flüssiggas importieren. Der Gasverbrauch werde angesichts von Atom- und Kohleausstieg deutlich steigen, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Dienstag.
Er sieht „Chancen“ für zwei Flüssiggas-Terminals in Deutschland und kündigte Gesetzeserleichterungen sowie Zuschüsse an. Als Lieferant stehen die USA mit ihren wachsenden Schiefergasvorkommen bereit – entsprechend erfreut zeigte sich auf einer Investorenkonferenz im Wirtschaftsministerium der US-Vize-Energieminister.
Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, LNG) entsteht, wenn Gas heruntergekühlt und verflüssigt wird. Das Volumen ist dann sehr viel kleiner, so dass LNG mit Tankschiffen über weite Strecken transportiert werden kann. Es kann direkt zur Betankung von Lkw oder Schiffen genutzt oder in wieder gasförmigem Zustand ins Erdgasnetz eingespeist werden. Derzeit ist es aber noch teurer als Erdgas aus der Pipeline.
Gute Erfahrungen mit Russland – dennoch andere Quellen erschließen
Die Bundesregierung sieht in LNG einen „wichtigen Baustein“ bei einer „sicheren, kosteneffizienten und umweltverträglichen Versorgung mit Gas und Strom“, wie Altmaier erklärte. Dabei müsse die „Diversifizierung gelingen“: Deutschland habe zwar über 40 Jahre lang positive Erfahrungen mit Gaslieferungen aus Russland gemacht, müsse aber dafür sorgen, „dass andere Quellen möglich sind“.
An drei Standorten gebe es bereits das Interesse privater Investoren, eine für den LNG-Import nötige Anlage zu bauen – in Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven. Um den Bau von LNG-Terminals zu beschleunigen, will Altmaier noch vor der Sommerpause das Energiewirtschaftsrecht ändern, so dass die Investoren die nötige Leitung ins Netz erstens nicht allein bezahlen müssen und zweitens die Netzbetreiber ihre Kosten für eine Anbindung an ein LNG-Terminal auf die Netznutzer überwälzen können.
Der Wirtschaftsminister kündigte zudem staatliche Förderung für die LNG-Anlagen an. Konkrete Zahlen wollte er nicht nennen. Es handle sich um „substanzielle, aber überschaubare Beträge“. Er habe den Eindruck, die Investoren wollten „schnell loslegen“.
LNG-Terminal in Brunsbüttel geplant
Das Konsortium für das geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel will noch im März den Genehmigungsantrag stellen, möglichst 2019 soll auch die finale Investitionsentscheidung fallen, wie die drei Konsortialpartner dem „Handelsblatt“ mitteilten. Ende 2022 könnte demnach die Anlage in Betrieb gehen. Zum Bau des Terminals haben sich die Unternehmen Oiltanking, Nederlandse Gasunie und das niederländische Gas- und Öllogistik-Unternehmen Vopak zusammengeschlossen.
Der größte LNG-Produzent sind laut Altmaier mittlerweile die USA. Sie seien imstande, einen großen Teil der Nachfrage in Europa zu befriedigen. US-Vize-Energieminister Dan Brouillette sagte auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Altmaier, die Vereinigten Staaten seien ein verlässlicher LNG-Lieferant. Der Preis für das Flüssiggas werde binnen der nächsten zehn Jahre „dramatisch“ fallen, versicherte er.
Einen „Deal“ – Deutschland kauft LNG aus den USA, die dafür ihre Kritik und Sanktionsdrohungen gegen die deutsch-russische Pipeline Nord Stream 2 fallen lassen – wiesen Altmaier und Brouillette zurück. Der US-Vizeminister gab an, er könne „heute nicht sagen“, dass die USA Sanktionspläne hätten. Altmaier betonte, die Pipeline sei „nicht Gegenstand der heutigen Gespräche“ gewesen; der Streit über die Leitung sei „in Deutschland und Europa zu entscheiden“. Er sei in der Sache „sehr entspannt“.
Grüne und Linke kritisierten, dass das Flüssiggas aus den USA durch Fracking gewonnen wird. „Deutschland braucht kein Fracking-Gas aus den USA“, erklärte der Linken-Politiker Klaus Ernst. Dieses Gas sei im Vergleich zu konventionell gefördertem, per Pipeline transportiertem Gas klimaschädlicher und teurer. Die klimapolitische Sprecherin der Grünen, Julia Verlinden, fügte hinzu, dass die bereits bestehenden LNG-Terminals in Europa bei weitem nicht ausgelastet seien. (afp)
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