Deutschland ist bei ausländischen Spitzenkräften nicht besonders beliebt
Geht es nach Innenministerin Nancy Faeser, sollte der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften bald behoben sein. „Wir wollen, dass Fachkräfte schnell nach Deutschland kommen und durchstarten können“, zitiert der „Stern“ die SPD-Politikerin. Deutschland solle das modernste Gesetz seiner Art in ganz Europa bekommen.
Ihr Parteifreund und Arbeitsminister Hubertus Heil betonte: „Wir müssen Einwanderung von qualifizierten Fachkräften wollen, sonst kriegen wir den Wohlstand und die soziale Sicherheit dauerhaft nicht gewährleistet.“ Um das Ziel zu erreichen, kündigte er eine entsprechende Kampagne an.
Zwischen sozialdemokratischem Wunschdenken und Realität klafft aber eine große Lücke. Denn offenbar sind Fachkräfte gar nicht so motiviert, in Deutschland zu arbeiten.
Bankenmetropole Frankfurt ist sehr unbeliebt
Dringender Handlungsbedarf besteht aber. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fehlen bis 2035 sieben Millionen Fachkräfte. Doch aktuell liegen deutsche Metropolen wie Berlin, München, Hamburg, Frankfurt oder Düsseldorf abgeschlagen auf den hinteren Plätzen eines Beliebtheitsrankings, schreibt die „WirtschaftsWoche“.
Das verdeutlichen Zahlen des Expat-Netzwerks „InterNations“. Am besten schnitt Berlin ab, das auf Rang 31 landete, Düsseldorf folgt zwei Plätze dahinter. München belegt Platz 38, Hamburg ist 45. Deutsches Schlusslicht ist die Finanzmetropole Frankfurt und landet – vor Johannesburg – auf Rang 49 von 50 aufgelisteten Städten. Spitzenreiter ist übrigens Valencia.
Viele Expats vermissen Herzlichkeit
Für ihr Ranking hat „InterNations“ 12.000 Expats interviewt. Sie gehören zu den begehrten Spitzenkräften. 87 Prozent der Befragten in Deutschland haben mindestens einen Bachelor-Abschluss. „Die befragten Expats sind überdurchschnittlich hochgebildet“, erläutert Malte Zeeck, Co-Geschäftsführer und Mitgründer von InterNations.
Fast jeder fünfte (19 Prozent) der befragten deutschen Expats arbeitet im IT-Bereich. Weitere große Branchen sind das Gesundheitswesen sowie das verarbeitende Gewerbe. „Genau die Fachkräfte, die man hier benötigt“, betont Zeeck.
Es sind vor allem die sogenannten weichen Standortfaktoren, die Expats vermissen. Die Studie zeigte auf, dass sie sich nicht willkommen fühlen, Herzlichkeit vermissen und keine Freunde finden. Der komplizierte und kaum digitalisierte deutsche Verwaltungsapparat schreckt ebenfalls ab.
Ärger mit den Ausländerbehörden oder dem Einwohnermeldeamt kommen hinzu.
Auch Unternehmen vergeben Chancen
In der Kategorie „tägliches Leben“ bilden Frankfurt, München und Hamburg das Schlusslicht des Rankings. Schlechte Aussichten auf eine Wohnung, es mangelt zudem an Digitalisierung, Möglichkeiten zum bargeldlosen Zahlen oder schnellen Internetverbindungen.
Ausländerfeindlichkeit ist laut Zeeck ein weiteres Problem. „Das persönliche Netzwerk trägt stark zum Wohlbefinden bei. Was nützt ein noch so attraktives Jobangebot, wenn man nach Feierabend alleine zu Hause sitzt?“, fragt er. Laut Zeeck vergeben aber auch die Unternehmen Chancen.
Bei der Bewältigung der deutschen Bürokratie könnten Personalabteilungen ebenso behilflich sein wie bei der Wohnungssuche. Expats könnten schneller in die Firmen integriert werden, gäbe es Betriebspatenschaften, kleine Events oder Hobbygruppen.
Hohe Steuern, kaum noch bezahlbare Immobilien
Deutschland ist nicht mehr so attraktiv und leistungsstark wie früher, schreibt die „Neue Züricher Zeitung“. Mit dem Portal „Make it in Germany“ wirbt die Regierung um Fachkräfte. Das klinge nach Erfolg, Wohlstand und Kindern eine gute Zukunft bieten.
Das alles sei in Deutschland aber schwierig geworden. Die Steuerlast sei so hoch wie kaum in einem anderen westlichen Land – und sie werde wohl weiter ansteigen. Immobilien seien kaum noch zu bezahlen. Auch die Qualität öffentlicher Schulen lasse oft zu wünschen übrig. Rassistische Anfeindungen erlebten Menschen, denen man die ausländische Herkunft ansehe, vor allem in den östlichen Bundesländern.
Im globalen Maßstab sei Deutschland immer noch ein reiches und sicheres Land. Andere Länder böten aber bessere Voraussetzungen. Gefragte Fachkräfte hätten viele Gründe, sich gegen Deutschland zu entscheiden, schreibt die „NZZ“ weiter.
Bis zu drei Viertel der Migranten beziehen Hartz IV
Dafür kämen dann andere: Die Millionen Migranten, die in den vergangenen Jahren aus Syrien, Afghanistan, dem Irak oder aus afrikanischen Staaten nach Deutschland geströmt sind, seien meist nicht diejenigen, die das Land dringend brauche. Es seien keine Ingenieure, Ärzte, IT-Fachleute oder Handwerker.
Vielmehr seien es Menschen, die den Staat über die Maßen als Leistungsempfänger belasteten, anstatt ihm als Leistungsträger zur Verfügung zu stehen. So bezögen von den in Deutschland lebenden Syrern je nach Schätzung zwei Drittel bis zu drei Viertel Hartz IV, das künftig „Bürgergeld“ heißt.
Ernsthafte Anstrengungen, die Migration in die Sozialsysteme zu begrenzen oder abgelehnte Asylbewerber ohne Perspektive abzuschieben, seien in der Ampelkoalition nicht erkennbar. Das liege vor allem an SPD und Grünen. Sie stellten die Migration pauschal als Segen dar: Je „bunter“ das Land, desto besser.
Leichter Zugang zur Staatsbürgerschaft
Einen leichten Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft wollen SPD und Grüne künftig ebenfalls ermöglichen. Er fände es „sehr gut, wenn diejenigen, die so lange bei uns leben, sich auch dafür entscheiden, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben“, zitiert die „NZZ“ Bundeskanzler Olaf Scholz.
Deutschland frage sich nicht, wie jedes „normale Land“ der Welt: Bist du würdig, zu uns zu gehören? Und kannst du das durch deine Arbeit, deinen Spracherwerb, dein soziales Engagement, dein Interesse an unserer Geschichte und Kultur belegen? „Scholz-Deutschland“ frage: Sind wir deiner würdig? Kleiner könne man sich kaum machen, meint die Schweizer Tageszeitung.
Ausländerbehörde praktisch nicht erreichbar
„Die Situation im deutschen Zuwanderungsmanagement ist nur noch als peinlich zu bewerten“, zitiert die „WirtschaftsWoche“ die auf Ausländerbeschäftigungsrecht spezialisierten Rechtsanwältinnen Bettina Offer und Gabriele Mastmann.
Drei Beispiele aus den vergangenen Monaten sollen das verdeutlichen. So berichten Betroffene, dass die Ausländerbehörde im von einem grünen Oberbürgermeister regierten Darmstadt so gut wie nicht erreichbar sei. Fristen teile die Behörde nicht mit, eine Kommunikation finde schlichtweg nicht statt.
In Frankfurt stapeln sich Tausende Anträge
In Magdeburg erlebten ausländische Fachkräfte Ähnliches. Schlechte Erreichbarkeit und unerträglich lange Wartezeiten in einer Stadt, in der US-Konzern „Intel“ eine Chipfertigung aufbauen und 5.000 Menschen beschäftigen will.
Die „Neue Züricher Zeitung“ berichtete, dass die Mitarbeiter der Ausländerbehörde in Frankfurt 6.700 Anträge ausländischer Akademiker und Akademikerinnen noch nicht bearbeitet hätte. Dort gingen im Schnitt täglich 409 Anträge ein, von denen aber nur 357 abgearbeitet würden.
Unternehmen dürfen aber keine Mitarbeiter einstellen oder weiterbeschäftigen, wenn diese keine gültige Aufenthaltserlaubnis (mehr) haben.
Gesetzesänderungen blockieren Arbeit
Personalmangel und immer neue Gesetzesänderungen, an die die Beschäftigten ihre Arbeit anpassen, sind oft Gründe für die unbewältigten Antragsstapel. Laut einer Umfrage der Stadt Bonn unter Ausländerbehörden in West- und Ostdeutschland ergab laut „WirtschaftsWoche“, dass im Osten auf einen Mitarbeiter zwischen 350 und 550 Antragstellerinnen kamen. Im Westen waren es sogar 750 bis 1400 Antragsteller.
Auf eine Anfrage des „SWR“ an mehr als 540 Ausländerbehörden antworteten mehr als 90 Prozent der Befragten, die höhere Belastung sei vor allem auf Gesetzesänderungen zurückzuführen. Diese hätten zu Mehraufwand bei bestehenden Prozessen und zu neuen Aufgaben der Behörden geführt. „Hier werden Rechtsnormen in Kraft gesetzt, wo man sich über die personellen Konsequenzen gar nicht bewusst ist“, klagte der Leiter der Ausländerbehörde von Minden in Nordrhein-Westfalen über die geplanten Gesetzesänderungen der Ampelkoalition.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion