Deutschland im Stimmungstief: 71 Prozent pessimistisch

Mehr als sieben von zehn Menschen in Deutschland blicken mittlerweile pessimistisch in die Zukunft. Mehr als jeder Dritte sieht schon jetzt einen Verlust an Lebensqualität. Unter den AfD-Wählern würde fast jeder Zweite am liebsten auswandern.
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Die Deutschen blicken offenbar mehrheitlich in eine düstere Zukunft.Foto: iStock
Von 2. Oktober 2023

Der nicht enden wollende Strom an politischen und wirtschaftlichen Krisen scheint die Stimmung in Deutschland ziemlich eingetrübt zu haben – und an Besserung glaubt eine deutliche Mehrheit nicht mehr. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsinstitutes Forsa hervor, die am 25. und 26. September im Auftrag von RTL und ntv erstellt wurde.

Demnach gaben mit 71 Prozent etwas mehr als sieben von zehn Befragten an, dass es den Menschen in Deutschland künftig noch schlechter gehen wird als bereits jetzt. Vor allem nachfolgende Generationen werden einen schlechteren Lebensstandard haben, mutmaßt ein genauso großer Gesamtanteil der Bürger.

„Nur gut ein Fünftel nimmt an, dass es hierbei keine großen Veränderungen geben wird, nur jeder Zwanzigste (5 Prozent) glaubt an eine Verbesserung“, heißt es auf der ntv-Website.

Jüngere noch relativ optimistisch

Befragte zwischen 18 und 29 Jahren zeigten sich dabei selbst noch am zuversichtlichsten: 46 Prozent gaben an, dass der Lebensstandard der jüngeren Generation „nicht schlechter sein wird, als der der meisten Menschen im Land“.

In den Altersgruppen 30 aufwärts sei diese Art Optimismus aber immer weniger anzutreffen: Jeweils mindestens 73 Prozent in den Generationen 30 Plus glaube nicht daran, dass die Jüngeren noch an den Lebensstandard der Älteren herankommen können. Besonders die 45- bis 59-Jährigen blicken zu 76 Prozent mit Sorgen in die Zukunft, wenn sie an die Zukunft der nachfolgenden Generationen denken.

„Stimmung im Umfeld“: Bei zwei Dritteln eingebrochen

Eine klare Mehrheit von immerhin 64 Prozent stellt bereits jetzt eine schlechtere Stimmung in ihrem Umfeld fest als noch vor fünf Jahren. Gemeint ist nach ntv-Angaben der Blick auf Familienmitglieder, Freunde oder Arbeitskollegen.

In den mitteldeutschen Bundesländern hätten sogar 70 Prozent den Eindruck bestätigt, dass die Laune immer schlechter geworden sei. Besonders ausgeprägt sei die Beobachtung einer sinkenden Umfeld-Stimmung auch bei Anhängern der FDP (85 Prozent) und der AfD (84 Prozent).

SPD und Grüne eher obenauf

Etwas weniger stark als der Durchschnitt hätten dagegen Wähler der Unionsparteien CDU und CSU (60 Prozent) von einer verschlechterten Stimmungslage bei ihren Mitmenschen berichtet. Anhänger der SPD und der Grünen hätten „überdurchschnittlich oft“ angegeben, „dass sich die Gemütslage in ihrem Umfeld verbessert habe“, so der private Nachrichtensender aus Köln.

Nur eine kleine Minderheit von acht Prozent habe „parteiübergreifend“ von einer solchen Stimmungsaufhellung in ihrem Umfeld seit dem Jahr 2018 berichtet.

Eigene Lebensqualität ebenfalls im Sinkflug

Auch die eigene Lebensqualität scheint ein gutes Stück weit gelitten zu haben, allerdings nicht ganz so stark wie die wahrgenommene Stimmungslage der anderen: Etwas mehr als jeder Dritte (36 Prozent) der gut 1.000 Befragten gab an, dass er die Lebensqualität in Deutschland heute als schlechter empfinde als noch vor fünf Jahren. Unter den Befragten in den mitteldeutschen Ländern lag diese Quote mit 42 Prozent noch etwas höher, unter AfD-Anhängern sogar deutlich: 65 Prozent von ihnen sehen einen Verlust an Lebensqualität.

40 Prozent aller Umfrageteilnehmer gaben dagegen an, keine nennenswerte Veränderung in der eigenen Lebensqualität bemerkt zu haben. Beinahe jeder Vierte (23 Prozent) habe sich sogar über eine Verbesserung gefreut.

Angesichts der anhaltenden Geldentwertung wenig überraschend, spielt in puncto Lebensqualität auch die Einkommenssituation eine Rolle. So hätten Angehörige von Haushalten, denen monatlich weniger als 2.500 Euro netto zur Verfügung stünden, zu 51 Prozent von einer Verschlechterung ihrer Lage im Vergleich zu 2018 berichtet. Menschen mit bis zu 4.000 Euro Netto-Haushaltseinkommen hätten das nur zu 39 Prozent so gesehen. Stand noch mehr Geld zur Verfügung, „gaben drei von vier Befragten an, dass ihre Lebensqualität zumindest unverändert sei im Vergleich zur Lage vor fünf Jahren“, schreibt ntv.

Besonders junge Menschen ärgern sich über den ÖPNV

Unter den schlimmsten Alltagsärgernissen rangiere der öffentliche Personennahverkehr mit seinen Bussen, Trams und Bahnen der Umfrage zufolge auf Platz eins: 40 Prozent der Befragten hätten angegeben, sich in den vergangenen Monaten über deren Dienstleistung geärgert zu haben. Unter den 18- bis 29-Jährigen liege die Quote sogar bei 69 Prozent.

Bei 30 Prozent aller Befragten sorgten Kontakte mit Ämtern oder Behörden für Verdruss. 25 Prozent hätten angegeben, eine Arztpraxis unzufrieden verlassen zu haben. Frauen hätten zu 31 Prozent öfter darüber geklagt als Männer (18 Prozent). Dabei hätten sich 49 Prozent beschwert, weil sie länger auf einen Behandlungstermin warten mussten als in früheren Jahren.

Jeder Fünfte würde gern auswandern

Angesichts all des Alltagsärgers und bei allen düsteren Zukunftsaussichten erscheint es wenig erstaunlich, dass der Forsa-Umfrage zufolge nur noch 78 Prozent der Befragten „gerne“ in Deutschland leben. 19 Prozent würden das Land nach eigener Auskunft gern verlassen, in den mitteldeutschen Bundesländern sogar jeder Vierte.

Noch stärker ist die Unzufriedenheit mit der Lage offenbar abermals bei den AfD-Wählern: „Nur knapp die Hälfte (49 Prozent) lebt gern in Deutschland – und beinahe ebenso viele (46 Prozent) würden das Land lieber verlassen“, fasst ntv ihr Stimmungsbild zusammen.

Mit Informationen aus Agenturen.



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