Deutschland: Geburtenrate fällt auf tiefsten Stand seit 2009

Innerhalb der vergangenen beiden Jahre ist die Geburtenrate in Deutschland deutlich zurückgegangen. Sie fiel von 1,57 Kindern pro Frau im Jahr 2021 auf rund 1,36 im Herbst 2023.
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Babys auf einer Kinderstation.Foto: Waltraud Grubitzsch/Archiv/dpa
Epoch Times20. März 2024

Innerhalb der vergangenen beiden Jahre ist die Geburtenrate in Deutschland ungewöhnlich deutlich zurückgegangen. Sie fiel von 1,57 Kindern pro Frau im Jahr 2021 auf rund 1,36 im Herbst 2023. Diese Zahlen gab das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Mittwoch in Wiesbaden bekannt. Damit war das Niveau so niedrig wie seit 2009 nicht mehr.

Das Bundesinstitut wertete diesen starken Rückgang innerhalb von zwei Jahren als „ungewöhnlich, da sich Phasen sinkender Geburtenraten in der Vergangenheit eher langsamer vollzogen haben“. Als mögliche Ursache vermuten die Forschenden multiple Krisen wie die Coronapandemie, den Krieg in der Ukraine, die Inflation oder die Klimakrise.

COVID, Impfung und Kinderwunsch

„In einer solchen Zeit multipler Krisen setzen viele ihren Kinderwunsch nicht um“, erklärte der Mitverfasser der Studie, Martin Bujard vom BiB. Inwiefern die neuen Zahlen einen generellen Trend zu sinkenden Geburtenzahlen in Deutschland einleiten oder nur einen temporären Effekt abbilden, sei derzeit noch nicht absehbar. Frühere Veröffentlichungen der Behörde zeigten sich durchaus widersprüchlich.

Dauerhaft niedrige Geburtenraten trügen zu einer alternden Gesellschaft bei, erklärte das Bundesinstitut. Im Zusammenspiel mit zahlreichen anderen Faktoren ergäben sich daraus Herausforderungen unter anderem durch den Rückgang potenzieller Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt und für die Sozialsysteme.

Nachdem in Deutschland die Geburtenrate während der ersten Zeit der Coronapandemie stabil geblieben war, sank sie laut BiB im weiteren Verlauf der Pandemie ab Januar 2022 auf 1,4 und erholte sich im Sommer desselben Jahres wieder auf 1,5 Kinder pro Frau. Im Jahr 2023 fiel die Geburtenrate dann erneut weiter ab.

Die Studienautoren halten es für möglich, dass während der Pandemie anfangs viele Frauen angesichts der damals für Schwangere nicht zugelassenen Impfstoffe den Kinderwunsch aufgeschoben hätten, um sich erst impfen zu lassen.

Den verstärkten Geburtenrückgang ab Herbst 2022 führen die Forscher dann auf weitere andere Krisen zurück, die sich in der Endphase der Pandemie entwickelt haben und die sich negativ auf den Kinderwunsch ausgewirkt haben könnten – etwa den Ukraine-Krieg oder die Inflation.

Migration hebt Kinderzahl

Die Geburtenrate in der Bundesrepublik pendelte nach 1975 laut BiB für vier Jahrzehnte im Bereich zwischen 1,2 bis 1,4 Kindern pro Frau und gehörte lange Zeit zu den niedrigsten in Europa. Von 2015 bis 2021 lag sie dann deutlich höher mit Werten von 1,5 bis 1,6.

Diesen Anstieg bringt das Institut mit familienpolitischen Reformen wie dem Elterngeld und dem Ausbau der Kindertagesbetreuung in Verbindung. Auch die gestiegene Anzahl von Frauen mit Migrationshintergrund in Deutschland spiele eine Rolle, die – sofern sie noch nicht lange in Deutschland leben – im Mittel mehr Kinder bekämen.

„Während die Geburtenrate in Deutschland in den 2010-er Jahren anstieg, haben einige europäische Länder einen Rückgang der Geburtenraten erlebt“, erklärte Bujard. „Seit 2015 lag die Geburtenrate in Deutschland im europäischen Mittelfeld.“

Auch in anderen europäischen Ländern macht sich der Geburtenrückgang bemerkbar: Im EU-Durchschnitt lag die Geburtenrate 2022 nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat bei 1,46 – und ist damit identisch mit dem deutschen Wert.

Die CDU warf der Bundesregierung eine Mitverantwortung für das Sinken der Geburtenrate in Deutschland zu.

„Der Absturz verdeutlicht aber auch, dass das Vertrauen der Familien in die Politik massiv verloren gegangen ist“, sagte die familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Silvia Breher (CDU), der Zeitung „Welt“. „Die Ampel schafft es mit ihrer undurchdachten und ideologisch geprägten Gesellschaftspolitik nicht, den Familien Vertrauen zurückzugeben.“ (afp)



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