Deutsche Umwelthilfe: Berlin spielt zentrale Rolle bei russischen LNG-Importen

Im Jahr 2024 hat Europa so viel LNG aus Russland bezogen wie noch nie. Dort spielt Russland anders als bei Kohle und Erdöl noch eine bedeutende Rolle bei den Energielieferungen.
LNG
Flüssiggas wird meist mit großen Tankern transportiert.Foto: Suphanat Khumsap/iStock
Von 28. Januar 2025

Bei der Einfuhr von Flüssigerdgas aus Russland in die EU spielt Deutschland einer Analyse zufolge weiterhin eine zentrale Rolle. Generell hat Europa im Jahr 2024 so viel LNG aus Russland bezogen wie noch nie.

Wie aus einem Bericht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und anderen Organisationen hervorgeht, importierte das bundeseigene Energieunternehmen Sefe im vergangenen Jahr mehr als sechsmal so viel Flüssigerdgas (LNG) in die EU wie 2023.

Grundlage dafür sind Daten des Rohstoffanalyseunternehmens Kpler. Demnach kamen 5,66 Milliarden Kubikmeter von Sefe importiertes Flüssiggas im französischen Dünkirchen am Ärmelkanal an.

Mit ihrem Gashunger treiben Deutschland und andere europäische Länder die Preise hoch und bringen Lieferanten dazu, bereits für Asien angedachte Lieferungen aufgrund des höheren Gewinns nach Europa umzulenken. Hintergrund ist der fast zum Erliegen gekommene Gasfluss über die Ukraine und ein strenger Winter in einigen Regionen.

Dabei spielt eine Rolle, dass die Einfuhr von russischem Erdgas im Gegensatz zu Rohöl und Kohle generell nicht sanktioniert ist.

Im Jahr 2023 wurden die neu errichteten LNG-Terminals an der deutschen Nord- und Ostseeküste zu 84 Prozent mit LNG aus den USA beliefert.

LNG aus Moskau wird in der EU weiter genutzt

Angaben der EU-Kommission zufolge wurden im Jahr 2024 insgesamt 20 Milliarden Kubikmeter russisches LNG eingeführt – nach 18 Milliarden im Jahr zuvor.

Laut Kpler sollen die EU-Händler allein bis Mitte Dezember 16,5 Millionen Tonnen russisches LNG eingekauft haben. Das sind gut 8 Milliarden Kubikmeter herkömmliches Erdgas. Das bisherige Rekordjahr war das Jahr 2022, als 15,21 Millionen Tonnen russisches LNG nach Europa gelangten.

Das meiste Flüssigerdgas in der EU kommt nach Angaben der EU-Kommission aus den USA. Für Deutschland: Norwegen ist mit Abstand der Hauptlieferant für Pipeline-Erdgas. Das LNG für die Bundesrepublik kommt überwiegend aus den USA, berichtet der BDEW. Die USA sind der weltweit größte LNG-Exporteur vor Australien und Katar.

Die größten LNG-Importeure in der EU sind nach Angaben der EU-Kommission Frankreich, Spanien, die Niederlande, Belgien und Italien. Von den Terminals in diesen Ländern wird das Gas in die Leitungen eingespeist, vermischt sich mit dem vorhandenen Gas und wird weiter transportiert – auch nach Deutschland.

Seit dem Jahreswechsel lässt die Ukraine kein Erdgas mehr passieren und hat den Transit durch Pipelines über ihr Staatsgebiet unterbunden. LNG aus Moskau wird aber weiterhin in die Staatengemeinschaft eingeführt.

Deutsches Staatsunternehmen spielt zentrale Rolle

Wegen eines laufenden Vertrags importiert das bundeseigene Unternehmen Sefe (Securing Energy for Europe GmbH) daher auch weiter LNG nach Frankreich.

Sefe hieß früher Gazprom Germania, war eine Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom und wurde als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der Energiekrise verstaatlicht.

Da Europa keine Sanktionen gegen den Import von russischem LNG nach Europa verhängt habe, gebe es derzeit keine rechtliche Grundlage für die Kündigung oder Aussetzung eines bestehenden Altvertrags zwischen einem russischen Lieferanten und Sefe, teilte das Energieunternehmen auf Anfrage der „Deutschen Presse-Agentur“ mit.

Selbst wenn Sefe das Gas nicht abnähme, müssten die vereinbarten Mengen bezahlt werden. Die Nichtabnahme würde dem Lieferanten ermöglichen, diese Mengen erneut zu verkaufen, was die russische Wirtschaft unterstützen würde, hieß es. Zu Volumen mache das Unternehmen keine Angaben.

Wie viel des nach Deutschland eingeführten Flüssiggases kommt aus Russland?

Die von Sefe in Dünkirchen angenommenen LNG-Importe würden an zwei Handelsplätzen in Frankreich und Belgien verkauft. „Sefe liefert kein russisches LNG nach Deutschland oder hat versucht, es dorthin zu liefern“, teilte das Unternehmen weiter mit. Wie viel des in Frankreich ankommenden LNGs letztlich in Deutschlands Leitungen lande, ist nach Angaben Sefes nicht zu ermitteln.

„Sobald die in Dünkirchen angenommenen Moleküle in das europäische Gasnetz eingespeist werden, können sie nicht mehr nachverfolgt werden. Wir können daher auch keine Angaben dazu machen“, teilte das Unternehmen mit.

Die DUH sowie die Organisationen Urgewald (Deutschland), Razom We Stand (Ukraine) und Bond Beter Leefmilieu (Belgien) gehen jedoch davon aus, dass der Anteil russischen Flüssiggases über indirekte Importe via Frankreich und Belgien an den gesamten deutschen Gasimporten im Jahr 2023 zwischen 3 und 9,2 Prozent lag.

Dafür betrachteten sie die Gasflüsse zwischen Frankreich, Belgien und Deutschland und berechneten verschiedene Szenarien. „Die Unsicherheitsspanne in unseren Ergebnissen ist auf die mangelnde Transparenz des EU-Gasbinnenmarktes zurückzuführen, die eine Beschönigung des russischen Gases ermöglicht“, kritisieren die Autoren des Berichts.

Da 2024 insgesamt mehr LNG aus Russland in die EU importiert wurde, sei nicht anzunehmen, dass der Anteil russischen LNGs in Deutschland geringer geworden sei, heißt es in dem Bericht.

Die Endkundenpreise für deutsche Haushalte für Strom und Gas sind im vergangenen Jahr gegenüber 2023 gesunken, liegen aber immer noch auf relativ hohem Niveau.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen) 



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