Deutliche Erhöhung: Fast eine Million Langzeitarbeitslose

Die Januar-Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen: jeder 14. Bundesbürger erhält Hartz IV. Zudem soll die Kurzarbeit verlängert werden und ungeimpfte Pflegekräfte trotz Impfpflicht weiterarbeiten können.
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Deutschlands Mittelständler wurden in der Corona-Krise oft arg gebeutelt.Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/dpa
Epoch Times5. Februar 2022

Die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sind durchwachsen. Die Arbeitslosenquote stieg verglichen mit Dezember 2021 um 0,3 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent.

Offiziell wird von 2.462 Millionen Menschen gesprochen, die arbeitslos sind. Das sind 37.000 mehr als im Januar 2020. Winterbedingt meldeten sich 133.000 Menschen aus Außenberufen wie der Bauwirtschaft arbeitslos, dieser Anstieg sei nach Angaben der Behörde statistisch gesehen der geringste je in einem Januar gemessene Anstieg. Durchschnittlich würden sich 200.000 Menschen melden, erklärt Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Agentur.

Während die Anzahl der Arbeitslosen nur knapp über dem Stand von Januar 2020 liegt, ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich gestiegen. Es kamen rund 270.000 hinzu. Gemeinsam mit den bisherigen rund 700.000 Langzeitarbeitslosen sind damit fast eine Million Menschen längerfristig arbeitslos.

Jeder 14. erhält Hartz IV

Deutlich gestiegen ist erneut die Kurzarbeit. „Es gibt erhöhte Unsicherheiten im Gastgewerbe und im Handel“, sagt Terzenbach. Betriebe hätten vom 1. bis einschließlich 26. Januar für 286.000 Personen Kurzarbeit angezeigt, mehr als die Hälfte aus Handel und Gastronomie.

Tatsächliche Daten liegen nur bis November vor. Im November 2021 wurde für 574.000 Menschen Kurzarbeitergeld gezahlt. Das ist der niedrigste Monatswert seit Beginn der Corona-Krise. Im April 2020 zahlte die Bundesagentur für Arbeit diese Hilfe an fast sechs Millionen Menschen aus.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will die Regeln zum vereinfachten Zugang zur Kurzarbeit bis zum 30. Juni verlängern. Die Sonderregeln laufen sonst Ende März aus. Bei Kurzarbeit können Unternehmen bei den Personalkosten sparen, ohne ihre Beschäftigten entlassen zu müssen. Ihre Angestellten erhalten Lohnersatz von der Arbeitsagentur bis zu einer Höhe von 87 Prozent.

Im Januar 2022 erhielten 811.000 Menschen Arbeitslosengeld, 337.000 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der Erwerbsfähigen, die Grundsicherung (SGB II, „Hartz IV“) erhalten, lag im Januar bei 3.611.000. Gegenüber Januar 2021 war dies ein Rückgang von 251.000 Personen. 6,7 Prozent der in Deutschland lebenden Personen im erwerbsfähigen Alter zählen zu dieser Gruppe – etwa jeder Vierzehnte.

Ungeimpfte Pflegekräfte dürfen weiterarbeiten

Die Bundesagentur für Arbeit berichtet auch, dass sich rund 25.000 Mitarbeiter aus dem Gesundheitsbereich und Sozialsektor mehr als üblich arbeitssuchend meldeten, darunter sind ungefähr 12.000 aus der Pflege. Gründe gibt die Agentur nicht an.

Ab 16. März gilt, dass alle Mitarbeiter in Pflege- und medizinischen Berufen entweder genesen oder vollständig geimpft sein müssen. Die Beschäftigten in der Pflege versorgen rund 200.000 Pflegebedürftige und Kranke.

Das Bundesgesundheitsministerium teilte nun mit, dass Ungeimpfte auch nach dem offiziellen Inkrafttreten der Impfpflicht weiterarbeiten können: „Bis das Gesundheitsamt die Entscheidung über ein Betretungs- bzw. Tätigkeitsverbot getroffen hat, dürfen die betroffenen Mitarbeitenden grundsätzlich weiterbeschäftigt werden.“

Das zuständige Gesundheitsamt entscheide bei der Impfpflicht „über das weitere Vorgehen und die zu ergreifenden Maßnahmen im Rahmen seines Ermessens“. Gesundheitsämter würden momentan davon ausgehen, dass im Schnitt bei fünf bis zehn Prozent der Beschäftigten kein eindeutiger Impf- oder Genesenennachweis vorliege, berichtet Elke Bruns-Philipps. Bruns-Philipps ist stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Für die Gesundheitsämter sei die dann notwendige Einzelfallprüfung zeitnah nicht zu bewältigen.

In diesem Zusammenhang plädiert das Gesundheitsministerium für die Einführung eines „möglichst flächendeckenden Impfquoten-Monitoring in den genannten Einrichtungen“.

Insgesamt wird für Deutschland von 45,34 Millionen Erwerbstätigen gesprochen, ihre Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund eine halbe Million Menschen. Zudem meldeten Arbeitgeber 792.000 offene Stellen, 225.000 mehr als vor einem Jahr.

Während Gastronomie, Kultur und das verarbeitende Gewerbe Arbeitsplätze abbauten, entstanden in der Corona-Zeit 240.000 neue Jobs im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesen. Auch im Bereich Information und Kommunikation gibt es seit Pandemiebeginn knapp 80.000 neue Jobs. (ks)



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