Der Kampf der Deutschen Umwelthilfe gegen SUVs in den Großstädten

SUVs hatten im vergangenen Jahr einen Marktanteil von fast 42 Prozent – bei mehr als 2,8 Millionen verkauften Neuwagen in Deutschland. Stellplätze in neuen Parkhäusern sollen künftig breiter ausfallen. Paris baut sein innerstädtisches Konzept seit Jahren um und folgt damit einem Aspekt der 15-Minuten-Städte.
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Die Deutsche Umwelthilfe hat in 150 deutschen Städten höhere Parkgebühren und Parkbeschränkungen für SUV-Fahrzeuge beantragt. Symbolbild.Foto: Alobeti/iStock
Von 26. Juni 2024

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Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), will große Pkw der Kategorie SUV aus Innenstädten verbannen. Um das zu erreichen, sollen höhere Parkgebühren für diese Fahrzeuge anfallen, als für kleinere Wagen (Epoch Times berichtete). In 150 deutschen Städten hat die DUH nun Anträge gestellt, um große Autos aus den Stadtzentren zu verbannen.

Vorbild für diesen Vorstoß ist Paris. Die französische Hauptstadt hatte im Februar dieses Jahres ihre Einwohner darüber abstimmen lassen, ob für schwere SUV-Fahrzeuge und andere gewichtige Karossen eine höhere Parkgebühr verlangt werden darf. Die neue Regelung greift ab Herbst 2024, wobei Anwohner davon nicht betroffen sind. Dieser Aspekt fehlt bei der Forderung der DUH.

DUH kämpft seit Jahren gegen große Pkw

Die Forderung der DUH nach einer Ächtung großer Pkw in Stadtzentren ist nicht neu. Bereits im September 2019 regte Resch für Städte wie Berlin höhere Parkgebühren oder gar ein generelles Parkverbot für SUVs an. Hintergrund war ein Unfall in der Bundeshauptstadt mit vier Toten, in den ein Porsche Macan verwickelt war. Auf „X“ (ehemals Twitter) fordert die DUH gar einen Verkaufsstopp für SUVs, berichtete die „Autozeitung“ damals. Seither sind die Diskussionen um SUVs nicht mehr verstummt.

Im Jahr 2021 machte der damals noch Grüne und mittlerweile parteilose Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer in seiner Stadt ernst. Grundsätzlich erhöhte die Verwaltung die Kosten für einen Anwohnerparkausweis um das Vierfache pro Jahr – von 30 auf 120 Euro. SUV-Besitzern griff die Stadt sogar noch tiefer in die Tasche. Weil ihr Wagen mehr Platz benötigte, wurden sie mit 180 Euro per anno zur Kasse gebeten. Tübingen definiert Fahrzeuge als SUV, wenn sie mehr als 1,8 Tonnen wiegen, schrieb der „Merkurist“ seinerzeit.

In Frankfurt am Main ging es im vergangenen Jahr darum, in einigen Teilen der Stadt das Parken auf den Bürgersteigen für Autos über 2,8 Tonnen generell zu verbieten. Die Diskussion war schnell vom Tisch, weil das Mobilitätsdezernat dazu erklärte, dass es keine rechtliche Grundlage für ein Verbot gebe.

Die DUH bleibt beim Thema SUV aber dran und forderte im Januar 2024 erneut ein Parkverbot für SUVs. Wie „heise online“ berichtete, berief sich der Verein ebenfalls auf die Entwicklungen in Paris – wobei das für Februar anberaumte Referendum noch ausstand.

DUH: Gegen menschenfeindliche SUV-Flut aktiv werden

Warum er bei seinen Feldzügen gegen den SUV nicht locker lässt, begründet Geschäftsführer Resch auf der Internetseite der DUH. So setze der Verein mit seinen Anträgen an 150 Städte ihr Versprechen um, „gegen die menschenfeindliche SUV-Flut aktiv zu werden“. Mehr als 19.000 Menschen hätten sich an einer Aktion beteiligt, „mithilfe der DUH übergroße SUV aus ihrer Stadt zu verbannen“. Die meistgenannten Städte seien für die Anträge ausgewählt worden. Betroffen sind 26 Städte in Baden-Württemberg und 23 in Bayern. Außerdem drei Städte in Brandenburg, 13 in Hessen, drei in Mecklenburg-Vorpommern, 14 in Niedersachsen und 37 in Nordrhein-Westfalen.

Die Innenstädte drohten an übergroßen Geländewagen und Lifestyle-Pick-Ups zu ersticken, meint Resch. „Monster-SUV mit über fünf Metern Länge haben in unseren Städten nichts zu suchen.“

Mit dem Rechtsgutachten, das die DUH habe anfertigen lassen, zeige man den Behörden, „wie sie bereits heute bestehende Möglichkeiten nutzen könnten“. Dazu gehörten etwa höhere Parkgebühren für übergroße Fahrzeuge, die nicht in die Parkbuchten passten. „Städte haben eine breite Palette an Möglichkeiten, mehr Platz für umweltfreundliche Mobilität zu schaffen. Es ist an der Zeit, dass sie davon Gebrauch machen“, fordert er.

Der ADAC reagierte auf die im Februar auf den Weg gebracht Neuregelung in Paris positiv. Christian Schmidt, Leiter Mobilität und Umwelt beim ADAC Mittelrhein, sagte seinerzeit, dass es nachvollziehbar sei, dass Städte den „tatsächlich genutzten Parkraum bei den Gebühren“ berücksichtigten, heißt es in der Onlineausgabe des „Spiegel“. Der ADAC kritisierte allerdings, dass die DUH von „Monster-SUV“ spricht. Der Verein skandaliere das Thema dadurch, der Begriff sei unangemessen.

Der Chevrolet Tahoe ist mit 5,35 Meter der größte SUV

Die DUH versucht hier, gegen einen Trend anzukämpfen, der seit Jahren von stetig steigenden Marktanteilen und einer agilen Industrie begleitet wird. SUVs sind beliebt, blickt man auf die Zahlen des Jahres 2023. Laut „Auto, Motor, Sport“ wurden knapp 1,18 Millionen Geländewagen und SUVs neu zugelassen. Bei insgesamt rund 2,84 Millionen Neuzulassungen war das ein Marktanteil von 41,5 Prozent, im Jahr zuvor waren es 40,6 Prozent. Die Hersteller fördern den Trend mit einer Flut an Modellen. Laut der Fachzeitung konnten Käufer im vergangenen Jahr unter 146 SUV-Baureihen auswählen.

Der Gigant unter den SUVs ist der Chevrolet Tahoe. An ihn mag die DUH möglicherweise gedacht haben, als sie von „Monster-SUV“ sprach. Denn der amerikanische Wagen ist stolze 5,35 Meter lang, 2,06 Meter breit (ohne Außenspiegel) und 1,92 Meter hoch. Er bietet Platz für acht Personen.

Hinzu kommen bei Fahrzeugen dieser Größenordnung noch einmal knapp 30 Zentimeter Breite für die ausgeklappten Außenspiegel, sodass man beim Chevrolet Tahoe in Summe bei knapp 2,40 Metern Breite landet. In einem Parkhaus hierzulande fände der Wagen im Grunde nur auf einem Behindertenparkplatz ausreichend Raum. Denn der muss laut „Autoscout24“ zwischen 6 und 7,50 Meter lang und 3,50 breit sein. Normale Parkplätze sind mit einer Breite zwischen 2,30 und 2,50 Meter wesentlich schmaler und mit 5 Metern Länge auch deutlich kürzer.

Sowohl der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) als auch die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) sprachen sich für breitere Parkplätze aus, weil die veralteten Maße nicht mehr der Entwicklung entsprechen. Von 15 bis 20 Zentimetern mehr sprach sich der ADAC aus, die FGSV empfahl 2,65 Meter. Dann wäre für Besitzer von mittleren SUVs, die bei ausgeklappten Spiegeln zwischen 2,08 und 2,17 Metern breit sind, mindestens ein halber Meter Raum zum Aussteigen.

Sechs Stunden parken kostet in Paris ab September 225 Euro

Bei der Abstimmung in Paris Anfang 2024 kam eine Mehrheit für höhere Parkgebühren für SUVs und andere schwere Karossen zustande. Ab September kostet eine Stunde Parken im Stadtzentrum der Seine-Metropole für schwere, große Autos 18 Euro. Mit jeder Stunde wird es teurer. Wer sein Auto sechs Stunden abstellt, zahlt gar 225 Euro. Allerdings sind Anwohner und Handwerker davon ausgenommen – solange sie in ihrem Viertel parken. Der höhere Betrag gilt nur für Gäste. Diese Differenzierung gibt es bei der DUH-Forderung nicht.

Die Wahlbeteiligung war laut der französischen Tageszeitung „Le Monde“ sehr gering, sie lag bei lediglich 5,68 Prozent. Davon sprachen sich wiederum 54,55 Prozent für eine Anhebung aus. Von ihrem Stimmrecht machten demnach etwa 78.000 der 1,3 Millionen Wahlberechtigten Gebrauch. Trotz der niedrigen Beteiligung sprach Bürgermeisterin Anne Hidalgo von einer „klaren Entscheidung der Pariser“ für eine Maßnahme, die „gut für unsere Gesundheit und gut für den Planeten“ ist. Hingegen sprach die Oppositionsgruppe LR und verwandte Parteien, dass die Abstimmung „in allgemeiner Gleichgültigkeit“ stattgefunden habe.

Die Sozialistin Hidalgo regiert Paris seit 2014. Eines ihrer erklärten Ziele ist es, den Autoverkehr aus der Stadt zu verdrängen und dafür die Infrastruktur für Fahrräder auszubauen. Darüber berichtete die Fachzeitschrift „Auto, Motor, Sport“ im Februar 2020, kurz bevor die heutige 65-Jährige in ihrem Amt bestätigt wurde.

Weniger Autos gehört zum Konzept der 15-Minuten-Stadt

Die Verbannung des Autos ist Teil des Konzeptes für eine „Ville Du Quart D’Heure“, eine 15-Minuten-Stadt. Die Pläne dafür hat der an der Pariser Sorbonne lehrende Professor Carlos Moreno entwickelt. Demnach sollen Straßen für Autos gesperrt und umgestaltet werden. Angedacht sind Fußgängerzonen, Spielplätze, Gemüsegärten oder Grünanlagen. Außerdem soll alles, was für den täglichen Bedarf benötigt wird, innerhalb von 15 Minuten erreicht werden – vorzugsweise mit dem Fahrrad.

Das Schweizer Nachrichtenportal „Infosperber“ berichtete im Oktober 2020, dass Hidalgo innerhalb von sechs Jahren die oberirdischen Parkplätze um die Hälfte – also 70.000 – reduzieren wolle. Die Verkehrswende stößt aber auch auf Widerstand. Bewohner des Umlandes, die nicht an die Metro angeschlossen sind, werfen Hidalgo eine autofeindliche Politik vor. Lieferanten und Handwerker beklagten, dass sie wegen der restriktiven Maßnahmen nicht mehr in der Nähe ihrer Kunden parken können, schreibt „heise online“.



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