Der Höhenflug der bayerischen Grünen soll diesmal bis zum Wahltag andauern

Die Hochgefühle der bayerischen Grünen lassen sich an zwei Gesichtern ablesen: Bei den Spitzenkandidaten Ludwig Hartmann und Katharina Schulze funkelt es bei ihren Wahlkampfauftritten derzeit regelrecht aus den Augen.
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Grünen-Bundesdelegiertenkonferenz 2017Foto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times3. Oktober 2018

Die Hochgefühle der bayerischen Grünen lassen sich an zwei Gesichtern ablesen: Bei den Spitzenkandidaten Ludwig Hartmann und Katharina Schulze funkelt es bei ihren Wahlkampfauftritten derzeit regelrecht aus den Augen – sei es aus Angriffslust oder sei es aus Freude, die CSU mal wieder an einem wunden Punkt getroffen zu haben. Dass die beiden jungen Politiker abheben, fürchtet bei den Grünen aber niemand – zu frisch ist die Erinnerung an die Landtagswahl 2013, als auf Rekordumfragen ein enttäuschendes Ergebnis folgte.

Nachdem die Grünen mit Werten um die 17 oder 18 Prozent stabil zweitstärkste Kraft in Bayern sind, durfte Hartmann vergangene Woche ins erste Fernsehduell von CSU und Grünen mit Ministerpräsident Markus Söder. Der am 20. Juli 1978 in Landsberg am Lech geborene 40-Jährige nutzte die Chance. Er zeigte sich angriffslustig und sachkundig. Weil das Fernsehduell auch noch ein Zuschauererfolg war, konnte er zudem seinen vorher noch durchwachsenen Bekanntheitsgrad verbessern.

Hartmann ist im wahrsten Wortsinn ein Kind der ersten Generation der Grünen: Seine Eltern waren schon in den Anfängen in der Ökopartei, seine Tante war in Bayern Grünen-Landtagsfraktionschefin. Mit seinem Vater und einem Bruder sitzt Hartmann bis heute im Stadtrat seiner Heimatstadt.

Dort unterlag er 2012 nur hauchdünn als Oberbürgermeisterkandidat dem CSU-Kandidaten. Ein Jahr später wurde der studierte Kommunikationsdesigner nach der Landtagswahl Fraktionschef. Der smarte Grüne bekam dabei kurz nach der Wahl von der „Süddeutschen Zeitung“ eine Charakterisierung, die ihm wenig geschmeichelt haben dürfte: Er habe etwas „Söderhaftes“ an sich, schrieb das Blatt über sein Talent für Selbstvermarktung.

Noch eine andere Parallele zu Söder zeigt der Oberbayer. Er besitzt einen ausgeprägten Machtwillen. Hartmann zog dafür ein früher unter Bayerns Grünen undenkbares Bündnis mit der CSU ins Kalkül und zeigte eigenes Interesse an einem Ministeramt. Im Fernsehduell mit Söder bot er sich offen als Koalitionspartner an – allerdings unter dem stark einschränkenden Vorbehalt, dass die CSU sich politisch auf die Grünen zubewegen.

Auch Katharina Schulze machte nie ein Geheimnis daraus, dass sie lieber mitregieren will. Allerdings nahm sie wie Hartmann Söder das im Flüchtlingsstreit benutzte, unsägliche Wort „Asyltourismus“ lange übel. Inzwischen und nicht zuletzt weil Söder versprach, das Wort nie wieder zu benutzen, hat sich die Wut gelegt.

Schulze kam am 20. Juni 1985 in Freiburg zur Welt. Sie wuchs in Herrsching am Ammersse in Oberbayern auf, seit dem Studium der interkulturellen Kommunikation, Politikwissenschaft und Psychologie liegt ihr Lebensmittelpunkt in München.

Die leidenschaftliche Handballerin zog 2013 in den Landtag ein, wo sie bereits in ihrer ersten Legislaturperiode im vergangenen Jahr neben Hartmann Fraktionsvorsitzende und danach auch Kospitzenkandidatin wurde. Schulze steht für Pragmatismus. Nachdem bei den bayerischen Grünen früher radikale Forderungen von Fundis die bürgerlichen Wähler verschreckten, bewegte sie zusammen mit Hartmann die Partei stärker in die gesellschaftliche Mitte.

Dabei kann sie sich zusammen mit ihrem Kospitzenkandidaten auf die Fahne schreiben, viel früher als etwa die Regierungspartei CSU die Nöte der Münchner erkannt zu haben. Schulze setzte sich an die Spitze des weit über die Grünen hinaus reichenden Widerstands gegen eine Olympiakandidatur Münchens und eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen. Die Projekte lösten bei vielen Münchnern Ängste vor einem noch weiter wachsenden sozialen Druck in Deutschlands teuerster Stadt aus.

Söder versucht, die Grünen wegen solcher Antiinitiativen schon länger als eine reine Verbotspartei abzustempeln, mit der keine Politik zu gestalten ist. Auch im Fernsehduell versuchte Söder dies – allerdings zeigte sich Hartmann darauf vorbereitet.

Als Warnung gilt den bayerischen Grünen, wie sie 2013 in der bundespolitischen Debatte über einen staatlich verordneten Fleischverzicht an sogenannten Veggie Days von Umfragewerten von 15 Prozent auf am Ende 8,6 Prozent beim Wahlergebnis abstürzten. Ein solches Thema ist bei ihnen derzeit nicht in Sicht – Hartmann und Schulze können weiter Zuversicht demonstrieren. (afp)



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