Der Brief des Syrers: Leserbrief eines Flüchtlings über gescheiterte Integration, deutsche Denkverbote und „Refugees welcome“
Sie habe den Gastbeitrag des syrischen Zahnarztes Majd Abboud in der „Saarbrücker Zeitung“ gelesen, in dem er das Verhalten vieler seiner nach Deutschland gekommener Landsleute kritisierte, schrieb eine Leserin an die „SZ“ als Antwort auf den Beitrag, den sie unter dem Titel „Danke für Ihren Mut, Herr Abboud!“ einreichte.
Carolin W. aus Peiting in Bayern meinte nicht diejenigen, die versuchen sich zu integrieren, respektvoll und fleißig seien, sondern die vielen, die die „Gastfreundschaft der Deutschen ausnutzen“ würden. Dies könne man doch nicht schön reden. Es seien mit dem Flüchtlingsstrom große Probleme in unser Land gekommen, was Fakt sei.
Die Leserin fand es schrecklich, wie viele negative Kommentare es auf den Gastbeitrag von Majd Abboud gab:
Einige mit deutschem Namen glauben, dass Majd Abboud ein Fake ist, weil man nach drei Jahren noch nicht so gut Deutsch könne, okay … Aber dann sind da so schrecklich viele Kommentare von Leuten mit nicht-deutschem Namen, die Abboud aufs Übelste beleidigen. Da ist so viel Hass zu spüren.“
(Carolin W., Bayern, „SZ“-Leserin)
Das seien genau die Leute, von denen der Syrer in seinem Beitrag gesprochen habe. Es sei kein Geheimnis mehr, dass auch viele IS-Kämpfer und deren Sympathisanten nach Deutschland „geflohen“ seien. Sie dankte Abboud für seinen Mut, mit seinem Echt-Namen und Foto seinen Brief veröffentlicht zu haben.
Der Brief des Syrers
Eine Woche zuvor hatte die „Saarbrücker Zeitung“ den Gastbeitrag des Syrers Majd Abboud unter dem Zitat-Titel „Die Undankbarkeit vieler Syrer ist mir peinlich“ veröffentlicht. Abboud flüchtete in einem Schlepperboot über das Mittelmeer nach Griechenland. 2015 kam er nach Deutschland, ins Saarland.
Er sei voller Hoffnung auf ein friedliches Leben nach Deutschland gekommen, so der Mann aus West-Syrien. Er hatte gehört, dass das Land für eine gute Integration bekannt sei.
Doch wie sieht die derzeitige Situation aus?
„Refugee welcome“ und die Denkverbote
Initiativen wie „Refugees welcome“ seien 2015 von den Flüchtlingen als Einladung nach Deutschland verstanden worden. Man werde dort gebraucht. Die Menschen strömten mit einer großen Erwartungshaltung ins Land. Doch die „unüberschaubare Anzahl an Flüchtlingen“ machte eine Prüfung der Berechtigung selbst für die als gut organisiert bekannten Deutschen unmöglich.
Viele der Flüchtlinge hätten ihre Erwartungen dann aber nicht erfüllt gesehen und „mit Kritik und Undankbarkeit“ reagiert, was ihm peinlich gewesen sei. Abboud hatte immer das Gefühl, sich für seine Landsleute entschuldigen zu müssen.
Die Tatsache, dass unter den Flüchtlingen auch viele Radikale waren, die im Krieg mitgewirkt und die Chance zur Flucht ergriffen haben, als sie sahen, dass der Kampf gegen die Regierung erfolglos war, ist nicht mehr zu vertuschen.“
(Dr. Majd Abboud)
Die deutsche Regierung habe aber nicht nur viel zu lange die Augen davor verschlossen, sondern auch jene, die darauf hingewiesen hatten, als ausländerfeindlich dargestellt.
Er habe auch festgestellt, dass es in Deutschland „trotz der viel gepriesenen Meinungsfreiheit“, die man in den arabischen Ländern so vermisst habe, immer noch Tabus gebe.
Ich glaube, dass sich das Land mit solchen gut gemeinten Denkverboten keinen Gefallen tut.“
(Dr. Abboud, syrischer Flüchtling)
Politischer Islam, „Rebellen“ & Integration
In Syrien sei leider viel in rebellische Gruppen und damit in den politischen Islam investiert worden. Viele der Flüchtlinge in Deutschland würden solchen Gruppierungen nahe stehen. Man verstünde sich deshalb auch nicht als Gäste, sondern als Partner, „die es verdient haben, bedient zu werden“, so der Syrer.
Unsere Rebellen wussten, dass diejenigen, die an der Seite des Westens stehen, sich alles erlauben können.“
(Dr. Abboud)
Das war der Grund, warum der Integrationsprozess „von Anfang an zum Scheitern verurteilt“ gewesen sei. Um das Ruder noch herumreißen zu können, müsse Deutschland die Radikalen unter den Flüchtlingen identifizieren und sich klar vom politischen Islam distanzieren.
Schon in den 80er Jahren hätte Großbritannien die Muslimbruderschaft in Syrien unterstütz, die viele Anschläge im Land verübt hätten. Diese seien „als Rebellen verharmlost“ worden, erläutert Dr. Abboud. Der Grund sei, dass sich der Westen nicht selbst die Hände in politischen Konflikten schmutzig machen wollte, sondern „oppositionelle Gruppen finanziell und durch Waffenlieferungen“ unterstütz hätte. (sm)
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