Debatte um Lehrkräfterekrutierung: Referendariat ist hilfreich
In der Debatte um abgebrochene Lehramtsausbildungen hat der Deutsche Philologenverband das Referendariat gegen Kritik verteidigt.
Die verbreitete Annahme eines zu harten Referendariats als Grund für eine hohe Zahl von vorzeitigen Ausstiegen sei „ein Mythos“, erklärte der Verband am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur AFP in Berlin. Er verwies dabei auf die Auswertung von Daten für den sogenannten Lehrkräftetrichter des Deutschen Stifterverbands.
Die Abbruchquote im Vorbereitungsdienst nach erfolgreichem Abschluss eines Lehramtsstudiums liege demnach bei nur fünf Prozent, erklärte der Verband weiter.
Während des Lehramtsstudiums hingegen gebe es einen Schwund von 41 Prozent. Von jährlich rund 47.400 Studieneinsteigern beendeten im Schnitt lediglich etwa 27.800 die erste Phase der Lehrkräfteausbildung erfolgreich.
Verbesserungen im Studium und im Schulsystem insgesamt nötig
In Deutschland herrscht teilweise ein Mangel an Lehrkräften, der sich laut Prognosen unter anderem wegen demografischer Faktoren und zunehmender Konkurrenz um Fachkräfte den kommenden Jahren deutlich verschärfen wird.
Die Kultusministerkonferenz der Länder versucht mit einer Reihe von Maßnahmen gegenzusteuern, darunter einem leichteren Quereinstieg und Reformen bei der Lehrerausbildung.
Diskutiert wird in diesem Zusammenhang auch über die hohe Zahl von Ausbildungsabbrüchen. Kritisiert wird dabei etwa das Referendariat.
„Es entbehrt jeder statistischen Grundlage, die Verantwortung für den Lehrkräftemangel einem vermeintlich zu harten Referendariat in die Schuhe zu schieben“, erklärte dagegen die Philologenverbandsvorsitzende Susanne Lin-Klitzing. Diese sei zweifellos eine „herausfordernde, aber eben auch eine wertvolle Ausbildungszeit“.
Aus Sicht ihres Verbands sollte an dem zweijährigen Vorbereitungsdienst festgehalten werden. Zielführender seien eher Verbesserungen der Bedingungen im Studium und im Schulsystem insgesamt.
Studenten besser begleiten, Lehrer besser halten
Lin-Klitzing forderte unter anderem, den Inhalt von Lehramtsstudiengängen „konkret lehramtsbezogen“ auszurichten und Studenten insbesondere während der ersten Praxisphasen „durch fachkundige Mentoren und Mentorinnen“ besser zu begleiten.
„Oberstes Anliegen der Finanz- und Kultusministerien“ müsse es darüber hinaus sein, die Rahmenbedingungen im Schulsystem zu verbessern, um „gut ausgebildete Lehrkräfte im System zu halten“. Dies wäre „die beste Werbung für den Beruf“ und würde viele Studenten zusätzlich motivieren.
Mit Blick auf die Zahl abgebrochener Lehramtsausbildungen riet sie zugleich zu einer realistischen Betrachtung. „Die vielen Studienabbrecher geben zu denken“, erklärte Lin-Klitzing.
„Aber es liegt auch in der Natur der Sache, dass sich junge Menschen gelegentlich neu orientieren.“ Angesichts des Fachkräftemangels ergäben sich Optionen, die früher so nicht existiert hätten.
Der Philologenverband ist eine Interessenvertretung von Lehrkräften vor allem an Gymnasien. Der Lehrkräftetrichter des Stifterverbands zeichnet Entwicklungen im Bereich der Lehrergewinnung nach. Er nutzt unter anderem Daten des Statistischen Bundesamts und der Kulturministerkonferenz.
(afp/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion