Das Leben wird noch teurer – Inflationsrate bei 10,0 Prozent
Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich im November leicht abgeschwächt. Mit 10,0 Prozent Inflationsrate bleibt der Wert trotzdem hoch. Im Oktober hatte er bei 10,4 Prozent gelegen. Preisanstiege gebe es bei vielen anderen Waren neben der Energie, sagte am 13. Dezember der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel. „Besonders spürbar für die privaten Haushalte sind die weiter steigenden Preise für Nahrungsmittel.“ Diese erhöhten sich teilweise um 20 und mehr Prozent.
Dämpfend auf den Anstieg der Preise für Gas und Fernwärme wirkte sich laut Statistik die Senkung der Umsatzsteuer auf diese beiden Energieprodukte aus. Dort wurde sie im Oktober als Regierungsmaßnahme des dritten Entlastungspakets von 19 auf sieben Prozent reduziert.
Brennholz und Holzpellets um 96,3 Prozent teurer
Im Vergleich zum Jahr 2021 lagen die Energiepreise um 38,7 Prozent höher. Der Erdgaspreis für Haushalte stieg um mehr als das Doppelte (112,2 Prozent), der Preis für Fernwärme um 36,6 Prozent. Brennholz und Holzpellets wurden um 96,3 Prozent teurer und Strom um 27,1 Prozent.
Aber nicht nur für die Haushaltsenergie stiegen die Preise, sondern auch für Kraftstoffe mussten Verbraucher über 14 Prozent mehr bezahlen. Die wesentliche Ursache für die teuren Energieprodukte seien die internationalen Einkaufspreise. Zudem führte die zu Jahresbeginn gestiegene CO₂-Abgabe (von 25 auf 30 Euro pro Tonne) dazu, dass die Preise der Energieprodukte anstiegen.
Preisanstieg bei Speiseölen, Molkereiprodukten, Brot und Gemüse
Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher im November 21,1 Prozent mehr zahlen als im November 2021. Der Preisauftrieb habe sich seit Jahresbeginn „sukzessive verstärkt“, erklärten die Statistiker. Im November wurden Speiseöle, Molkereiprodukte, Eier, Brot und Gemüse erheblich teurer.
Dienstleistungen verteuerten sich dagegen binnen Jahresfrist nur um 3,6 Prozent. Nettokaltmieten stiegen um 1,9 Prozent, trotzdem fallen sie wegen des großen Anteils an den Konsumausgaben der Haushalte stark ins Gewicht. Deutlicher stiegen die Verbraucherpreise etwa für Friseur und Körperpflege (7,5 Prozent) oder die Reparatur von Fahrzeugen (7,4 Prozent).
Das Ifo-Institut erklärte, dass das Ausmaß der Inflation nicht allein auf die gestiegenen Preise für Energie und Vorleistungen zurückzuführen sei. „Vielmehr scheinen Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen die Preissteigerungen dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne auszuweiten“, sagte Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der Ifo-Niederlassung Dresden. Das gilt vor allem für den Handel, die Landwirtschaft und den Bau. Ragnitz erklärt:
Einige Unternehmen scheinen den Kostenschub als Vorwand dafür zu nehmen, durch eine Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessern.“
„Historischer Real-Lohnverlust“
Einer Studie zufolge habe die hohe Inflation in Deutschland im Jahr 2022 zu einem „einzigartigen Reallohnverlust“ geführt. So die Worte von Prof. Dr. Thorsten Schulten, Tarifexperte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung.
Die Tariflöhne seien 2022 gegenüber dem Vorjahr zwar um durchschnittlich 2,7 Prozent gestiegen, doch im Hinblick auf die für das Gesamtjahr zu erwartende Inflationsrate von 7,8 Prozent ergebe sich ein durchschnittlicher Rückgang der Reallöhne von 4,7 Prozent.
Da die aktuell vereinbarten Tariferhöhungen und Inflationsprämien oft erst ab 2023 wirksam werden, sei es zu dieser Situation gekommen, beschrieb Schulten in einer Pressemitteilung. „Die enorm gestiegene Inflation stellt die Tarifpolitik vor vollkommen neue Herausforderungen, auf die sie immer nur mit einer gewissen Zeitverzögerung reagieren kann“. (afp/il)
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