„Das ist ein Freifahrtschein zum Töten“ – Carsten Stahl nach Magdeburger Attacke entsetzt

In der vergangenen Woche sorgte eine Nachricht für Entsetzen. Ein 33-jähriger Magdeburger kam nach einer Gewalttat mit lebensbedrohlichen Verletzungen ins Krankenhaus und starb wenige Tage später. Tatverdächtig sind drei Jugendliche im Alter von 14 und 16 Jahren.
Titelbild
Carsten Stahl, Kinderschützer und Anti-Mobbing-Experte.Foto: Epoch Times
Von 19. Mai 2024

In Magdeburg wurde in der Nacht vom Herrentag auf den 10. Mai in Neu-Olvenstedt zwei Männer von drei Jugendlichen angegriffen. Nicht nur die Tat, sondern auch die bislang fehlenden Konsequenzen machen fassungslos, so der Anti-Gewalt-Experte und Kinderschützer Carsten Stahl.

Wie die „Bild“ berichtete, war der 33-jährige Steven Z. gegen 1:30 Uhr nachts mit seinem Hund unterwegs, in Begleitung sein leicht geistig behinderter Freund aus demselben Haus. Die drei Jugendlichen gingen auf diesen Freund los; Steven Z. wollte ihn schützen und wurde selbst zur Zielscheibe. Die drei mutmaßlichen Täter, zwei 14-Jährige und ein 16-Jähriger, traten derart brutal auf den am Boden liegenden 33-Jährigen ein, dass er notoperiert werden musste. Vier Tage später erlag er seinen Verletzungen.

Zunächst keine Untersuchungshaft angeordnet

Nach Angaben der „Volksstimme“ liegt der Polizei ein Video von dem Angriff der Jugendlichen vor. Laut „Bild“ wurde die drei Jugendlichen mehrfach verhört, eine Untersuchungshaft zunächst jedoch nicht angeordnet.

„Der zuständige Ermittlungsrichter hatte keinen Tötungsvorsatz angenommen, die Tat zunächst als gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung bewertet und deswegen unter den engeren Voraussetzungen für Untersuchungshaft gegen Jugendliche nach Paragraf 72 Jugendgerichtsgesetz keinen Haftbefehl erlassen“, sagte Oberstaatsanwalt Frank Baumgarten.

Aufgrund des Todes des Opfers prüft die Staatsanwaltschaft Magdeburg einen neuen Haftantrag. Eine Antwort auf eine Anfrage der Epoch Times steht noch aus.

Im Wohngebiet des Opfers haben Familie und Freunde Blumen niedergelegt und ein Foto des 33-Jährigen sowie Kerzen aufgestellt.

Das Schlimme ist, dass sie weiter auf freiem Fuß herumlaufen. Und das, obwohl sie einen Menschen totgeprügelt haben. Das kann doch nicht wahr sein“, sagte ein Bekannter des Opfers.

Anti-Gewalt-Experte sieht „ein katastrophales Signal“

Der Präventionstrainer, Kinderschützer und Anti-Gewalt-Experte Carsten Stahl ist schockiert, dass der Ermittlungsrichter bei solch einer brutalen Attacke keinen Tötungsvorsatz sehen konnte.

„Ein katastrophales Signal“, so Stahl gegenüber „focus online“. „Was signalisieren wir damit allen Jugendlichen in Deutschland? Das ist ein Freifahrtschein zum Töten. Die Menschen da draußen sind zum Töten freigegeben – oder wie muss ich das deuten?“

Zwar sei diese Aussage sehr überspitzt, aber man müsse bedenken, dass eine extreme Gewaltzunahme unter Jugendlichen zu beobachten sei – und zwar jeder Herkunft und jeden Geschlechts.

„Wenn es keine Grenzen und keine strafrechtlichen Konsequenzen mehr gibt, werden immer mehr Jugendliche zu schweren Gewalttätern, zu Vergewaltigern, und zu Mördern in unserem Land werden“, warnt Stahl in seinem Facebook-Kanal „CAMP STAHL“. „Viele Jugendliche kennen keine Grenzen mehr, die Gewalt gerät außer Kontrolle.“

Stahl spricht von einem „Armutszeugnis für Justiz und Politik“, da Konsequenzen bei einer solchen Gewalttat ausbleiben und nicht sofort ein Haftbefehl erlassen wurde. Er fordert eine Herabsenkung des Alters für Strafmündigkeit.

Für jugendliche Straftäter im Alter von 14 bis 17 Jahren findet das Jugendstrafrecht Anwendung. Bei einer Körperverletzung mit Todesfolge und Totschlag können bis maximal zehn Jahren Haft verhängt werden; bei fahrlässiger Tötung kommen bis zu fünf Jahren Haft oder Geldstrafe infrage.



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