CSU-Ehrenvorsitzender Stoiber: „Besorgte Bürger nicht in rechte Ecke stellen“
Er treffe viele, die ihre Lebensweise aus Angst vor Terrorangriffen angepasst haben. Auch bei der Auswahl der Urlaubsziele gebe es Änderungen. Diesen Sommer würden viele nicht mehr nach „Tunesien, in die Türkei oder nach Ägypten“ fahren.
Die politischen Debatten seien derzeit stark von Ängsten dominiert. Die Menschen hätten Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, vor Terrorismus und Extremismus oder vor einer Überforderung mit der Integration von Flüchtlingen. Der Politiker Stoiber weiß: „Diese Ängste prägen unsere Politik.“
Die Menschen im Land leben in Angst
Doch heute hätten die Menschen, „so belegen es auch aktuelle Umfragen, so viel Angst wie noch nie“.
Edmund Stoiber fordert Offenheit im Umgang mit der Bevölkerung: Die Politik müsse „die Menschen mit ihren Ängsten ernst nehmen udn keine falschen Tabus aufstellen“. Die hohe Anzahl an Flüchtlingen im letzten Jahr, die „teilweise völlig unkontrolliert ins Land geströmt sind“, hätte zum Anwachsen der Angst der Menschen geführt, „dass wir uns terroristische Kriminalität ins Land holen, was mit den Anschlägen von Ansbach und Würzburg bestätigt wurde“, so der CSU-Ehrenvorsitzende.
Diese besorgten Bürger in die rechte Ecke zu stellen, nur weil sie ihre Ängste offen äußern, ist der falsche Weg.“
(Edmund Stoiber, CSU-Ehrenvorsitzender)
Der ehemalige CSU-Vorsitzender (1999 – 2007) sagte im Interview mit der „Zeit“ auch, dass er noch wachsamer, aufmerksamer für sein Umfeld geworden sei.
Auf die Frage, ob er mit einem befremdlichen Gefühl in die Bahn oder ins Flugzeug steige, antwortet Stoiber, dass er selbst die Bahn nicht sehr oft nehme, seine Frau allerdings, „fährt abends nicht mehr unbedingt mit der S-Bahn“, so der seit 2007 Ehrenvorsitzende der CSU.
Zu den Sicherheitsvorkehrungen an den Flughäfen habe er aber Vertrauen. Noch mehr vertraut Stoiber aber auf sein Glück, nicht zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.
Ängste darf man nicht verdrängen, aber man muss mit ihnen umgehen und darf sich von ihnen nicht treiben lassen. Wichtig ist, dass man die Angst nie vorrangig zur Grundlage von Entscheidungen macht.“
(Edmund Stoiber, Ministerpräsident von Bayern (1993 – 2007)
Familiär dem Terror sehr nahe gewesen
Die neue Bedrohungslage berührt auch die junge Generation, auch Stoiber macht das Sorgen: „Ich spreche mit meinen Enkeln auch vorsichtig darüber und ich weiß genau, dass diese Mischung aus Vorsicht und Sorge nicht immer einfach zu vermitteln ist“, so der Politiker und Ur-Bayer. Kürzlich habe er aus einer unbestimmten Sorge heraus seine Frau gebeten, die beiden kleinen Enkel zum fünfzig Meter entfernten Spielplatz zu begleiten.
Beim Anschlag in Nizza war sein 17-jähriger Enkel gerade mal hundert Meter entfernt. Er war am Abend des 14. Juli auf der Promenade des Anglais unterwegs, als er plötzlich Schüsse hörte, Schüsse, die den Attentäter in seinem LKW stoppen sollten. Dann geriet er in die panikartig flüchtende Menschenmenge. Als Stoiber dann in den Abendnachrichten vom Attentat hörte, habe er sich große Sorgen um seinen ältesten Enkel gemacht. Erst vier Uhr morgens erhielt er Entwarnung. (sm)
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