„Correctiv“ bestätigt Kritik an Inzidenz – Regierung plant keine Änderung

Ein Mathematikstudent aus Bayern rechnet vor, dass in seinem Landkreis viermal mehr getestet wurde als anderswo in Deutschland und deshalb die Inzidenz so hoch sei. Die Faktenchecker von „correctiv“ rechneten nach. Ihr Fazit: „Der Inzidenzwert beinhaltet keinen ‚Rechenfehler‘. Dennoch ist an der Kritik grundsätzlich etwas dran.“
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Die Zahlen des RKI reichen nicht aus, um die Corona-Situation differenziert zu beurteilen.Foto: Federico Gambarini/dpa/dpa
Epoch Times30. März 2021

Anfang März rechnete ein Mathematikstudent aus Bayerisch Gmain vor, dass die Inzidenz in seinem Landkreis etwa viermal zu hoch ist. Weil man vor Ort mehr teste als anderswo in Deutschland. Sein – inzwischen gelöschtes – Video ging viral und wurde unter anderem vom „Focus“ aufgegriffen.

Auch die Faktenchecker von „correctiv“ haben sich mit dem Ansatz des Studenten beschäftigt. Sie bestätigen, dass Kritik am Inzidenzwert und seiner derzeitigen Verwendung grundsätzlich berechtigt ist. Kritiker fordern die Erfassung weiterer Daten, mindestens aber die Zahl der durchgeführten Tests. Aus dem Bundesgesundheitsministerium heißt es indes: „Eine Verpflichtung zur einheitlichen Erhebung der durchgeführten PCR-Tests ist nicht geplant.“

Mehr testen lässt Inzidenz steigen?

Ansatzpunkt des Studenten ist, dass die Inzidenz allein anhand der positiven Tests und der lokalen Bevölkerung berechnet wird. Wenn in zwei Landkreisen gleichviel Menschen infiziert sind, und man testet zufällig beispielsweise 40 Prozent aller Einwohner, sollte die Inzidenz in beiden Kreisen gleich hoch sein (siehe Grafik, Landkreise A und B).

Testet man in einem Landkreis jedoch mehr, findet man mehr Infizierte, sodass der Inzidenzwert steigt – obwohl die Prävalenz, jener Anteil der tatsächlich Infizierten in der Bevölkerung,  gleich ist (Landkreis C). Gleichzeitig lassen wenige Tests trotz hoher Prävalenz eine niedrige Inzidenz vermuten (Landkreis D). Mit anderen Worten: Wenn man zufällig testet, steigt und sinkt die Inzidenz in etwa proportional zur Anzahl der Test.

Die Lösung könne, so der Student, darin liegen, die Anzahl der durchgeführten (und negativen) Tests in die Berechnung einzubeziehen. Statt der Inzidenz – positiv Getestete pro 100.000 Einwohner – könne man so den Anteil positiver Tests exakt berechnen. Mit dem Wissen um Testzahlen und positive Tests ließen sich Regionen unabhängig von Testungen und Einwohnerzahl vergleichen.

Die Tücken der Inzidenz

In Landkreisen mit gleicher Prävalenz sollte die Inzidenz gleich liegen (A, B). Steigt die Anzahl der (zufälligen) Testungen, werden auch mehr Infizierte gefunden (C). Weniger Tests lassen auch bei erhöhter Prävalenz die Inzidenz sinken (D). Foto: ts/Epoch Times

Unabhängig von Genauigkeit und Aussagekraft der Testergebnisse sieht die Realität etwas komplexer aus. Einerseits ist der Anteil der Infizierten eben nicht deutschlandweit einheitlich, sondern lokal und regional teilweise stark unterschiedlich. Andererseits werden insbesondere PCR-Tests nicht zufällig in die Bevölkerung „gestreut“, sodass in der Gruppe der Getesteten der Anteil der tatsächlich Infizierten höher ist als in der restlichen Bevölkerung.

Kritik an Inzidenz: lückenhafte Datengrundlage statt „Rechenfehler“

„Der Inzidenzwert beinhaltet keinen ‚Rechenfehler‘. Dennoch ist an der Kritik grundsätzlich etwas dran“, lautet die Einschätzung von „correctiv“. Wie die Faktenchecker erklären, beschreibt die 7-Tage-Inzidenz die Zahl neu gemeldeter und per PCR-Test bestätigter Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner binnen der letzten sieben Tage.

Für die Berechnung addiert man „alle neuen Fälle in einer Region über sieben Tage, […] teilt sie durch die Einwohnerzahl und multipliziert den Wert mit 100.000“. Auf diese Weise ließen sich Städte mit unterschiedlichen Einwohnerzahlen vergleichen. Gleichzeitig bedeutet das jedoch, in einem Dorf mit wenigen hundert Einwohnern lässt bereits „ein halber Infizierter“ die Inzidenz in die Höhe schnellen.

Das RKI selbst gibt zu bedenken, dass es einen Zusammenhang zwischen Teststrategie und positiv Getesteten gibt und dass die im Situationsbericht „veröffentlichten aggregierten Daten […] keine direkten Vergleiche mit den gemeldeten Fallzahlen [erlauben]“. Die jeweils mittwochs veröffentlichte Zahl der durchgeführten Tests sei nur zur Orientierung. [s. RKI-Sitautionsbericht, 24. März, S. 11]

Ein vollständiges Bild ist „also nicht möglich“, so die Faktenchecker. „Wenn die Zahl der Tests pro Woche im Lagebericht des RKI zu- oder abnimmt, ist unklar, was genau der Grund dafür ist – weniger meldende Labore, andere Labore, tatsächlich weniger Tests oder weniger Corona-Verdachtsfälle?“

Erfassung und Meldepflicht durchgeführter Tests … nicht geplant

Auch Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung kritisiert laut „correctiv“, dass die Inzidenz „nachweislich keine konstante Messgrundlage hat“. In einem Sachverständigengutachten für die Regierung schrieb er: „Zur sachgerechten Bewertung der Fallmeldezahlen sei zusätzlich mindestens notwendig, einen Referenzwert über die Zahl der überhaupt durchgeführten Tests zu erheben.“

Die Erfassung der durchgeführten Tests erfolgt nach Angaben des RKI jedoch auf freiwilliger Basis. Wobei die Zahl der meldenden Labore von Woche zu Woche schwankt. Eine Meldepflicht für durchgeführte Tests, geschweige denn die Erfassung von Daten aller Getesteten, wie Krause sie vorschlägt, um „die strategiebedingten Schwankungen der Testaktivitäten [zu] korrigieren“, gibt es nicht. Und ist von der Regierung offenbar auch nicht geplant.

Auf Rückfrage von „correctiv“ schrieb ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums: „Eine Verpflichtung zur einheitlichen Erhebung der durchgeführten PCR-Tests ist nicht geplant. Die Nationale Teststrategie gibt bundesweit einheitliche Empfehlungen dazu, welche Personen auf SARS-CoV-2 getestet werden sollten. […] Alle Informationen werden gemeinsam bewertet und im täglichen Situationsbericht veröffentlicht.“ (ts)



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